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Halo 02 - Die Invasion

Titel: Halo 02 - Die Invasion
Autoren: William C. Dietz
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sagte etwas Nettes zu ihm, und er wollte etwas Nettes entgegnen, aber die Worte fielen ihm nicht ein. Er versuchte sie zu sehen , den Nebel zu durchdringen, der ihr Gesicht umgab, und erkannte schließlich eine Frau mit großen Augen, einer geraden Nase und vollen Lippen.
    Das Bild waberte und verschwamm wie die Reflektion in einem Teich. Einen Augenblick später hatte sich die Frau vor ihm verändert. Jetzt hatte sie dunkle Augen, durchdringende blaue Augen und blasse Haut.
    Er kannte ihren Namen: Dr. Halsey.
    Dr. Catherine Halsey hatte ihn für das SPARTANER-II-Programm ausgesucht. Die meisten glaubten, dass die zweite Generation der Spartaner aus den Reihen des UNSC-Militärs ausgesucht worden war; nur eine Handvoll Menschen kannte die Wahrheit.
    Zu Halseys Plänen gehörte die Entführung von ausgesuchten Kindern. Die Kinder wurden auf die Schnelle geklont – was die Gefahr neurologischer Erkrankungen bei den Duplikaten erhöhte –, und diese Klone wurden den Eltern zurückgegeben, die niemals erfuhren, dass ihre Söhne und Töchter Doppelgänger waren. In gewisser Weise war Dr. Halsey die einzige „Mutter“, die er je gekannt hatte.
    Aber Dr. Halsey war nicht seine Mutter, ebenso wenig wie das blasse, halb durchsichtige Abbild von Cortana, das sie ersetzt hatte.
    Der Traum änderte sich. Eine dunkle nebulöse Form lauerte hinter Mutter/Halsey/Cortana. Er wusste nicht, was es war, nur dass es eine Bedrohung darstellte. Dessen war er sich sicher.
    Seine Kampfinstinkte meldeten sich, und Adrenalin flutete durch seinen Körper. Mit einem Blick kontrollierte er das Gelände. Es war eine Art Spielplatz mit hohen hölzernen Stangen, der ihm vertraut erschien. Dann entschied er sich für eine Vorgehensweise gegen den neuen Feind. Er entdeckte ein Gewehr, ein wuchtiges MA5B in der Nähe. Wenn er sich zwischen die Frauen und die Bedrohung stellte, würde seine Panzerung den Angriff abfangen, und er konnte das Feuer erwidern.
    Er bewegte sich schnell, und der dunkle Schatten brüllte ihm seinen wilden und furchteinflößenden Kriegsschrei entgegen.
    Die Bestie war unglaublich behände. Innerhalb von Sekunden war sie über ihm.
    Er griff nach dem Gewehr und drehte sich, um das Feuer zu eröffnen, doch entsetzt bemerkte er, dass er die Waffe nicht heben konnte. Seine Arme waren klein und unterentwickelt. Seine Panzerung war verschwunden, und sein Körper war der eines sechsjährigen Kindes.
    Er war machtlos im Angesicht der Bedrohung. Er schrie der Bestie seine Angst und Wut entgegen – Wut nicht nur über den Feind, sondern über seine eigene Hilflosigkeit.
    Der Traum begann zu verschwimmen, und ein Licht erschien vor den Augen des Spartaners. Gase wirbelten empor und lösten sich auf. Er hörte eine weit entfernte Stimme. Sie war männlich und klang sachlich.
    „Tut mir Leid, dass wir Sie so schnell wecken mussten, Master-Chief, aber die Lage ist hier etwas hektisch. Die Desorientierung sollte rasch vergehen.“
    Eine zweite Stimme hieß ihn willkommen, und der Spartaner brauchte einen Moment, bis er sich daran erinnerte, wo er sich vor seinem Gang in die Kryoröhre befunden hatte. Da war eine Schlacht gewesen, eine furchtbare Schlacht, in der die meisten, wenn nicht sogar alle seiner Spartaner-Brüder und -Schwestern getötet worden waren. Das waren die Männer und Frauen, mit denen er seit seinem sechsten Jahr aufgewachsen war. Sie waren seine wahre Familie, nicht die kaum erkennbare Frau in seinen Träumen.
    Mit der Erinnerung und durch leichte Veränderungen im Gasgemisch, das seine Lungen füllte, kehrte seine Stärke zurück. Er bewegte die steifen Glieder. Der Spartaner hörte, wie der Techniker etwas über „Gefrierbrand“ sagte, richtete sich auf und verließ die eisige Umarmung der Kryoröhre.
    „Großer Gott“, flüsterte Sam.
    Der Spartaner war riesig, mehr als zwei Meter groß. In seiner perlmuttartigen grünen Rüstung wirkte er wie eine Gestalt aus der Mythologie – fremd und furchteinflößend. Master-Chief SPARTANER-117 trat aus seiner Röhre und betrachtete die Kryokammer. Der verspiegelte Sichtschirm seines Helmes ließ ihn noch furchterregender aussehen. Er war ein gesichtsloser, gefühlloser Soldat, den man geschaffen hatte, um Tod und Zerstörung zu säen.
    Sam war froh, dass er sich im Beobachtungsraum aufhielt und nicht mit dem Spartaner in Kryo Zwei.
    Ihm fiel ein, dass Thom auf die Diagnosedaten wartete. Er überprüfte die Anzeigen – die Nervenbahnen waren frei, es gab keine
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