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Halo 01 - Die Schlacht um Reach

Halo 01 - Die Schlacht um Reach

Titel: Halo 01 - Die Schlacht um Reach
Autoren: Eric Nylund
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von einer zwei Meter dicken Titanium-A-Kampfbeschichtung und einer Ansammlung modernster Waffen umgeben waren, zog der Chief es vor, mit beiden Beinen auf einem Boden zu stehen, wo es echte Schwerkraft und eine echte Atmosphäre gab – wo er die Kontrolle hatte, und wo sein Leben nicht in der Hand anonymer Piloten lag.
    Ein Schiff war nicht Heimat.
    Ein Teil des Schlachtfelds war es.

    Der Chief nahm den Aufzug zur Brücke und nutzte die kurzzeitige Ruhe, um den Abschlussbericht von Team Rot auf seinem Display zu lesen. Wie vorhergesagt hatten die Spartaner der Teams Rot, Blau und Grün – die aus drei Divisionen kampferprobter UN SC-Marines bestanden – den Vormarsch der Allianz-Bodentruppen gestoppt. Die Verlustzahlen wurden noch errechnet, aber zumindest am Boden waren die außerirdischen Kräfte handlungsunfähig.
    Einen Augenblick später öffneten sich die Fahrstuhltüren und er betrat das gummierte Deck. Er nahm vor Captain de Blanc Haltung an. »Sir. Melde mich wie befohlen.«
    Die jüngeren Brückenoffiziere traten einen Schritt vor dem Chief zurück. Sie waren es nicht gewöhnt, einen Spartaner in voller MJOLNIRKampfrüstung so unmittelbar vor sich zu sehen – die meisten regulären Truppen hatten noch nie einen Spartaner gesehen. Die geisterhaft grünlich leuchtenden Panzerplatten und die mattschwarzen Schichten darunter ließen ihn wie eine Mischung aus lebendem Gladiator und hochgerüsteter Maschine erscheinen. Für die Brückenbesatzung sah er beinahe so fremd wie ein Geschöpf der Allianz aus.
    Die Bildschirme zeigten die vier silbernen Monde von Jericho VII vor dem Hintergrund des Alls. Aus großer Entfernung näherte sich langsam eine Formation von Lichtern.
    Der Captain winkte den Chief näher heran, während er die vermeintlichen wandernden Sterne – den Rest der Truppe – betrachtete. »Es geschieht erneut.«
    »Erbitte Erlaubnis, auf der Brücke zu bleiben, Sir«, sagte der Chief.
    »Ich… möchte es dieses Mal sehen, Sir.«
    Der Captain ließ den Kopf sinken. Er wirkte erschöpft. Mit einem gehetzt wirkenden Blick sah er den Master Chief an. »Wie Sie wünschen, Chief. Nach all dem, was Sie durchgemacht haben, um Jericho Seven zu retten, schulden wir ihnen das wohl. Wir sind allerdings nur dreißig Millionen Kilometer außerhalb des Systems, nicht halb so weit, wie ich es unter diesen Umständen gern wäre.« Er wandte sich an den NAV-Offizier. »Kurs eins-zwei-null. Bereiten Sie unseren Austrittsvektor vor.«
    Er sah wieder zum Chief. »Wir bleiben hier… aber wenn diese Bastarde auch nur in unsere Richtung blicken, springen wir sofort hier weg.«
    »Verstanden, Sir. Danke.«
    Die Maschinen der Resolute donnerten, dann begann sich das Schiff zu bewegen.
    Drei Dutzend große Allianz-Schiffe – Zerstörer und Kreuzer – tauchten im System auf. Sie waren schlank und erinnerten eher an Haie denn an Raumschiffe. An ihren lateralen Linien leuchtete Plasma auf und regnete auf Jericho VII hinab.
    Der Chief sah eine Stunde lang zu, ohne sich zu bewegen. Die Seen, Flüsse und Ozeane des Planeten verdampften. Bis zum nächsten Tag würde auch die Atmosphäre weggebrannt sein. Die Felder und Wälder waren glatt wie Glas, wurden nur durch rotglühende Flecke unterbrochen. Was einst ein Paradies gewesen war, wurde jetzt zur Hölle. Seit zehn Jahren ging das so, und das riesige Netzwerk menschlicher Kolonien war wegen des gnadenlosen, unversöhnlichen Feindes bis auf eine Hand voll Stützpunkte zusammengeschrumpft. Der Chief hatte den Feind auf der Oberfläche getötet – hatte ihn erschossen, erstochen oder mit seinen eigenen Händen zerschmettert. Am Boden gewannen die Spartaner immer.
    Das Problem war nur, dass die Spartaner ihren Kampf nicht ins All tragen konnten. Jeder kleine Sieg am Boden wurde zu einer verzweifelten Niederlage im Orbit.
    Bald würde es keine Kolonien mehr geben, keine menschlichen Niederlassungen und keinen noch so abgelegenen Ort, an dem man sich verstecken konnte.

SEKTION I

REVEILLE

    KAPITEL I

    0430 Stunden, 17. August 2517
    (militärischer Kalender)
    Slipstream – unbekannte Koordinaten
    nahe des Eridanus-Sternsystems

    Lieutenant Junior Grade Jacob Keyes erwachte. Ein düsteres rotes Licht erfüllte sein verschwommenes Blickfeld, und er glaubte an dem Schleim in seinen Lungen und in seiner Kehle zu ersticken.
    »Setzen Sie sich auf, Lieutenant Keyes«, sagte eine körperlose männliche Stimme. »Aufsetzen. Tief durchatmen und husten, Sir. Sie müssen die
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