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Halloween

Halloween

Titel: Halloween
Autoren: Stewart O'Nan
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auf «Leer» steht, könnte den Jeep am Rand des Highways stehen lassen, den Daumen rausstrecken und trampen. Dann könnte alles Mögliche passieren, bloß nicht das, was passieren muss. Er ist sich immer noch nicht sicher, als hätte jemand anders den Entschluss gefasst, und er müsste die Sache zu Ende führen.Kann er nicht einfach alles vergessen und so tun, als ginge es ihm gut? Hat er das nicht die ganze Zeit getan?
    (Sei nicht dumm, sagt Danielle, und Toe stimmt ihr ausnahmsweise zu. Irgendwie ist das gelogen. Es ist das klassische Freundin-deines-besten-Freundes-Dilemma, und Toe ist hin und her gerissen zwischen dem, was richtig ist – dass Tim mit uns zusammen ist –, und dem, was er gern hätte – dass Danielle mit ihm, Toe, zusammen ist. In beiden Fällen macht er sich schuldig; in beiden Fällen ist es nicht seine Schuld. Toe findet, dass es ihn härter getroffen hat als uns alle, vielleicht außer Kyle. Er wünscht, er wäre Tim. Und eigentlich hätte er überleben müssen, er hatte den Airbag. Wir sind einfach zu schnell gefahren. Brooks weiß es: Wenn man schneller als achtzig fährt, nützen die Dinger eigentlich nichts.)
    Tim nimmt den Fuß vom Gas, und der Jeep rollt aus, die Kutschenlampe kommt zum Stillstand. Er biegt in die Einfahrt, parkt neben dem transportablen Basketballring, den er nie mehr benutzen wird, und betritt das Haus durch die Seitentür, schließt sie leise und steigt, die klimpernden Schlüssel in der Faust, behutsam die drei knackenden Linoleumstufen rauf. Die einzige Lampe in der Küche ist die über dem Herd. Ein Klicken, und das Haus ist ringsum von Nacht erfüllt. Als er durchs Wohnzimmer schleicht, kommt er sich vor wie ein Einbrecher. Wenn er Danielle nach der Arbeit heimfuhr, kam er immer spät nach Hause und hoffte, dass niemand aufwachen und merken würde, wie spät es schon war. (Das weiß ich noch, sagt Danielle und geht einen Schritt auf ihn zu, bleibt aber im letzten Moment stehen – genau wie Kyles Mom –, denn sie weiß, dass die Nähe alles bloß schlimmer macht. Toe steht schweigsam im Esszimmer neben mir, ist an diesem Drama nicht beteiligt.) Tim hält auf den rot leuchtenden Punkt des Rauchmelders zu und bahnt sich einen Weg durch die Dunkelheit. Es ist, als würde er durch Wasser waten, die Schienbeine bei jedem Schritt in Gefahr. Der Couchtischtreibt an die Oberfläche, das wuchtige Klavier. Aus dem Flur oben fällt Licht auf den Flickenteppich an der Haustür. Vor der Treppe strafft er die Schultern und geht rauf.
    «Schatz?», ruft seine Mom verträumt. «Bist du’s?»
    Abgesehen von dem Unfall ist er nie in Schwierigkeiten gewesen, und sie vertrauen ihm.
    «Ich bin’s», sagt er, und das stimmt. Warum kommt es ihm dann in seinem Zimmer wie eine Lüge vor?
     
    Manchmal sieht man, wenn sie zum Schlag ausholen. Brooks betrachtet die beiden Italiener, die er vor dem Double Down Grill aufgefordert hat, sich über die Motorhaube des Z zu beugen, der dem Kleineren von beiden gehört. Der hat eine ziemlich große Klappe und sagt, das Ganze wär verfassungswidrig. Er lässt den Kopf hin und her schwingen, zieht die Schultern hoch – ein Komiker. Brooks hält ihn für harmlos, ein Typ aus East Hartford, der auf der Suche nach richtiger Action durch die Stadt fährt.
    «Bei dringendem Tatverdacht lassen einem die Gesetze ziemlich viel Ermessensspielraum», sagt Brooks und tut so, als hätte er sich sein Rechtswissen im Gefängnis angelesen, damit er sich höflich mit ihnen unterhalten kann. Er sollte auf Saintangelo warten, bevor er sie abtastet, aber sie wirken vernünftig, gut gekleidet, und das Kennzeichen ist in Ordnung. Noch immer strömen lachende Gäste nach draußen, die froh sind, dass es jemand anders getroffen hat. Wie soll er auch wissen, dass der Größere von beiden frisch auf Bewährung entlassen ist, sein Nummernschild eine teure Fälschung?
    «Haben Sie irgendwelche Waffen dabei?», fragt Brooks und tritt dicht hinter den Großen.
    «Antworte nicht darauf», sagt der Kleine. «Das kann als Einwilligung aufgefasst werden.»
    «Haben Sie irgendwas dabei?», beharrt Brooks.
    «Ich gebe Ihnen meine Einwilligung nicht», sagt der Große.
    «Ich brauche keine Einwilligung, um Sie zu durchsuchen, Sir, und was Sie gerade gesagt haben, macht Sie hinreichend verdächtig, das heißt, ich kann auch das Fahrzeug durchsuchen.»
    «Einen Scheißdreck kannst du!», sagt der Kleine und springt Brooks an, bevor der den Arm heben und ihn abwehren kann. Während
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