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Halloween

Halloween

Titel: Halloween
Autoren: Stewart O'Nan
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hast du davon, sagt Toe hämisch.
    Halt die Klappe, sagt Danielle und läuft zum Jeep.
    Brooks trieft vor Blut und küsst die Decke, und ich wünschte, alles wäre von Anfang an anders gelaufen und wir hätten dieses Opfer nicht gebraucht. Aber wir haben es gebraucht. Dir wär’s genauso gegangen, glaub mir. Hast du
The Wicker Man
nicht gesehen?
    Der Polizist streckt die Hand in den Wagen, um Brooks den Puls zu fühlen, reine Formsache. Gerade als er ihm die Finger aufs Handgelenk legen will, löst sich Brooks’ billige Armbanduhr und piept zweimal. Es ist Mitternacht, und wir müssen dich verlassen.)

R ückkehr der L ebenden
     
    Moment, geh noch nicht. Komm zurück mit uns, bevor all das beginnt. Befestige die Blätter wieder an den Bäumen, kleb die Eicheln wieder an. Setz uns mit deinem Zauberband wieder zusammen, was Brooks nicht gelungen ist. Komm schon, es dauert nicht lange. Es ist ganz einfach.
    Fang am Friedhof an, wo sich der Rasen öffnet, damit die Totengräber das rechtwinklige Loch Stück für Stück leer schaufeln können. Der Bestattungsunternehmer baut den Hydrauliklifter wieder auf, um unsere Särge aus dem Grab zu heben, während der Geistliche rückwärts spricht. Die Blumen springen wie Souvenirs in die Hände der Trauergäste, die sich danach zerstreuen und zu ihren Limousinen gehen. Der Leichenbestatter bei Vincent’s lässt die Balsamierflüssigkeit aus unseren Körpern laufen und füllt uns mit Blut, fährt den Leichenwagen rückwärts zur Laderampe des Krankenhauses. Der Pathologe steckt das Herz in die leere Brusthöhle zurück. Das Skalpell heilt den Schnitt.
    In der Unfallstation ziehen die Ärzte blutige Handschuhe an, heben die Laken hoch, sind stundenlang damit beschäftigt, unsere Nähte zu entfernen und ihre Instrumente an unseren Eingeweiden zu reinigen. Die Schwestern ziehen die Infusionskanülen aus unseren Armen und die Schläuche aus unserem Hals, nähen unsere Kleider mit Scheren. Die Unfallteams heben uns von denOperationstischen auf Tragen, und die Pfleger lotsen sie durch die Flure zum wartenden Krankenwagen.
    Die Sanitäter bringen uns von dort weg, brausen durch Avon zum Unfallort. Sie werfen die Hecktüren auf und rollen die Tragen raus, klappen die Metallfüße zusammen und schnallen uns los, stellen die Rückenbretter auf den Boden und überprüfen, ob wir noch am Leben sind. Die Feuerwehrleute benutzen ihre Werkzeuge, um uns behutsam in den zerknautschten Wagen zu schieben, damit Brooks seine Fotos machen kann. Er deckt Danielle auf und packt seine gelbe Regenjacke in den Kofferraum.
    Die Rettungsmannschaft schaltet ihre tragbaren Scheinwerfer aus. Die Leute verlassen den Unfallort. Der Krankenwagen, die Polizei mit ihren blinkenden Blaulichtern. Eine Weile sind bloß Brooks und Tim da, ein einzelner Scheinwerfer auf den kaputten Camry gerichtet, dann begleitet Brooks Tim zu seinem Sitz und kehrt zum Streifenwagen zurück. Er fährt vor, setzt dann mit hohem Tempo zurück und hinterlässt eine Bremsspur. Kyle stolpert blutend aus dem Wald, steigt auf der anderen Seite ein und hält die Hände vors Gesicht.
    Der Camry schwebt (ich hab dir doch gesagt, dass du zaubern kannst) und wirbelt um den Baum herum. Danielle erhebt sich von ihrem Rastplatz im Laub in die Luft, dreht sich wie ein Windrad, streift einen anderen Baum und segelt wie Peter Pan durch die offene Tür in Tims Arme. Der Baum schlägt die Tür zu, und Kyle klopft mit dem Kopf die Beule aus dem Mittelholm des Fensters. Ich und Toe gleiten unter dem Armaturenbrett hervor, flicken die Knie unserer Jeans, und dann sind wir frei, fliegen unbehindert und saugen unsere Schreie ein.
    Wir schießen durchs Unkraut. Toe stößt gegen Brooks’ Stoßstange, gewinnt die Herrschaft über den Wagen zurück, und die Jagd geht los, wir rasen durch die Achterbahnkurven, bis er uns verliert und in seinem raffinierten kleinen Versteck verschwindet, während wir vorbeibrausen.
    Dann sind wir allein auf der Straße, ganz Avon geschlossen und vor den Fenstern zurückgespult. (Okay, Magoo, da kannst du aufhören.) Hol jetzt Luft. Fahr eine Weile mit uns – es wird das letzte Mal sein, versprochen. Es ist noch Halloween, und Toe lässt das Radio laufen. Kyle zündet den dicken Joint an und erzählt uns, wie er übers Internet an Rag-Tickets rankommt. Hinter mir versucht Tim, an Danielle rumzufummeln. Wir haben gerade erst Feierabend gemacht und sind müde, denn hier in der Gegend kriegt man bloß Scheißjobs. Kyle reicht mir
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