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Hallo, Fräulein!: Winterzauber (German Edition)

Hallo, Fräulein!: Winterzauber (German Edition)

Titel: Hallo, Fräulein!: Winterzauber (German Edition)
Autoren: Diana E. Grant
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Nahrung zu mir nehmen. (Mein Bäuchlein ist zum Glück wieder aufnahmefähig.)
    Als wir die Tür zur Freiheit öffnen, schlägt uns eine Eiseskälte entgegen. Die ausgeatmete Lungenluft tänzelt in dichten Nebelschwaden vor unseren Antlitzen umher. Ich packe mein Haupt eilends in eine wollig warme Winterhaube, stecke meine erholungsbedürftigen Händchen in dicke Goretex-Handschuhe und schlage den Kragen meines Mantels hoch.
    »Schauen wir doch noch auf den Christkindlmarkt?«, schlägt Elvira kurzerhand vor. »Ein bisschen frische Luft schadet uns bestimmt nicht oder, was meinst du?«
    »Gute Idee. Aber zuerst geht’s zum Ofenkartoffel-Stand. Ich bin furchtbar hungrig.«
    »Kein Problem.«
    »Na denn, auf zum Schlemmermarkt!«
    Wir schlendern gemütlich in die Altstadt. Die verloren geglaubte Menschenmenge findet sich, je näher wir dem Christkindlmarkt kommen, wieder ein. Der Gang durch die engen Gässchen wird beinahe zum Hindernislauf. Das Stimmengewirr reicht vom Hochdeutschen bis zum Italienischen, über die russische Sprache bis zur Französischen. Alle Nationalitäten geben sich hier ein Stelldichein. Die hell erleuchteten Lichterketten über den Straßen und Gassen lassen einen ein wenig von der vorweihnachtlichen Zeit naschen, und, obwohl bislang noch keine einzige Schneeflocke den Weg in tiefer gelegene Täler gefunden hat, ist man doch irgendwie der vorfreudigen Weihnachtsstimmung erlegen. Der Duft der Glühwein- und Punschstände dringt unaufhaltsam und verlangend bis zur erröteten Nasenspitze vor, Weihrauch- und Räucherstäbchenbuden haben in dieser Zeit Hochkonjunktur, Lebkuchen- und Keksstände sind ebenso begehrt wie jene Hütten, wo man handwerkliche Christbaumkugeln und gebundene Adventkränze erwerben kann.
    Aber wir peilen schnurstracks den Heiße Kartoffel-Laden an. Jetzt kann ich endlich meinen ausgelutschten Kaugummi entsorgen, denn nun wird der fade abgestandene Geschmack (ich bin diesen den ganzen Tag nicht losgeworden) endlich durch einen anderen ersetzt. Ich entscheide mich für eine riesige Kartoffel mit viel - das habe ich extra betont! – Knoblauchsauce.
    Nun, ich werde mich heute sowieso nicht mehr ins Getümmel der Stadt werfen. Dadurch werde ich gewiss keinem begehrenswerten Mann in die Arme laufen, den ich demzufolge auch nicht näher kommen werde. Also kann ich viel gesunden und bekömmlichen Knoblauch schmausen. Hmmm ...
    Nachdem ich meinen Hunger mit zwei riesigen Tschernobyl-Kartoffeln gestillt habe, stellt sich unwillkürlich der Durst ein. Elvira und ich pilgern weiter zum Punschstand. Hier ordere ich einen Beerenpunsch mit eingelegten Waldbeeren. Der trinkt sich hervorragend, außerdem habe ich mir mit den verdrückten Kartoffeln eine gute Unterlage geschaffen - ferner denke ich, dass dieses warme Gebräu ohnehin nicht viel Alkohol beinhaltet (ist doch ohnehin alles verschnitten, gestreckt und gepanscht).
    Danach probiere ich noch den Orangen-, den Kirsch- und den Mandarinenpunsch. (Verdammt! Ich habe mich bezüglich der letzten Bemerkung offenbar verspekuliert. Es scheint erheblich mehr Spiritus in diesen zuckersüßen Wässerchen zu stecken, als sich zu Anfang vermuten hätte lassen können oder aber: Ich habe einen Aufgewärmten vom Vortag.)
    Scheibenkleister, ich bin eindeutig beschwipst.
    Und Elvira: detto! Leider!
    Oh, es ist verhext, ausgerechnet jetzt muss ich erkennen, dass uns unser Personalchefentdeckt zu haben scheint, denn er steuert geradewegs auf uns zu.
    Eigentlich sieht er ziemlich passabel aus. Aber ich würde mir dennoch kein weiteres Mal einen Arbeitskollegen anlachen. Hätte ich mich an diesen Grundsatz schon vor Jahren gehalten, wären mir jede Menge bittere Erkenntnisse und Herzschmerzen erspart geblieben.
    »Ja, wen trifft man denn hier? Die Kaffeehaus-Crew«, bemerkt er gefällig und mit einem äußerst charmanten Lächeln auf den wohlgeformten Lippen.
    »Tja, die Welt ist klein, nicht wahr?«, erwidere ich zwanglos.
    Ich muss mich bei dieser seichten Konversation extrem konzentrieren, aber ihm scheint das nicht weiter aufzufallen. Gut so, dann bin ich vielleicht doch nicht so angeduselt wie vorhin vermutet.
    »Darf ich Sie beide zu einem Punsch oder einem Glühwein einladen. Bei der Kälte verträgt sich der leicht.«
    »Eigentlich wollten wir uns gerade verabschieden«, erwidert Elvira. »Aber eine derartig nette Einladung werden wir wohl kaum ausschlagen, oder?«
    Ich könnte ihr augenblicklich um den Hals fallen. Es spricht hier sicherlich der
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