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Halbe Leichen (Ein Lisa Becker Krimi) (German Edition)

Halbe Leichen (Ein Lisa Becker Krimi) (German Edition)

Titel: Halbe Leichen (Ein Lisa Becker Krimi) (German Edition)
Autoren: Falko Rademacher
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intensiv mit Kommunikationstraining, Politik- und Gesellschaftswissenschaften befasst wie sie. Natürlich kannte sie sich auch mit Rechtskunde und Kriminaltechniken aus, sie hatte damals aber andere Prioritäten gesetzt. Wie sie sehr schnell gemerkt hatte, wurde man auf der FH nur sehr eingeschränkt auf den wahren Berufsalltag vorbereitet. Sogar jetzt noch hatte sie das Gefühl, dass im Grunde jeder Mensch aus dem Stand Kriminalkommissar werden konnte – alles was man wissen musste, waren die Dienstvorschriften, und auch an die hielt man sich eher sporadisch. Und noch etwas wunderte sie: In der Ausbildung gab es einen Frauenanteil von dreißig bis vierzig Prozent, aber in Schutz- und Kriminalpolizei betrug der Anteil nur rund fünf Prozent. Wo blieben die eigentlich alle?
    „ Ich stimme Lisa zu“, mischte sich Fabian wieder ein. „Ich denke wirklich, das war irgendein Irrer. Warum sollte jemand einen harmlosen Straßenbahnfahrer umbringen, und dann noch auf diese Weise?“
    „ Wie wär’s mit ’nem Stricher?“ fragte Juhnke gelangweilt.
    Lisa und Fabian grinsten sich verstohlen an. Nein danke , dachten beide.
    „ Haben wir doch dauernd in Berlin“, fuhr der Chef fort, „so ’ne schwule Aids-Schleuder reißt ’nen Freier auf, geht mit ihm nach Hause, macht ihn schräg und räumt ihm die Bude aus.“
    „ Kann natürlich sein“, gab Lisa widerstrebend zu, „aber ich kann mir nicht vorstellen, dass Herr Krumm irgendwas von Wert in seiner Bude hatte. Das sah eher aus wie eine Ratten-Zuchtanlage.“
    „ Ich hab ein paar interessante Magazine rumliegen sehen“, meinte auch Fabian, „hauptsächlich Fachmagazine für Studien an der weiblichen Oberweite.“
    Juhnke schoss einen verzweifelten Blick auf Lisas Torso ab. Sie musste sofort an ihr erstes Gespräch mit ihrem Chef denken. „Ich brauche dringend eine Frau“, war fast der erste Satz, den sie von ihm gehört hatte. „Glaub ich gern“, hätte sie fast geantwortet. Tatsächlich bestand die Mordkommission 7 damals nur aus Männern, und das fing langsam an, peinlich zuwerden. Nicht Juhnke war es peinlich, aber dem Polizeipräsidenten. Und so kam die frischgebackene Kriminalkommissarin Lisa Becker aus der Eifel direkt ins LKA Berlin. Juhnke hatte zumindest eine echte Berlinerin verlangt, aber so eine stand nicht zur Verfügung, und da nahm er halt „die rote Öko-Torte vom Dorf“, wie er sich später mal äußerte, als sie gerade ins Zimmer kam. Und das waren nicht alle Probleme in ihrer Anfangszeit, in der sie schneller Gewicht zugelegt hatte als ein neugeborener Pandabär. Die Probleme hatte sie jetzt im Griff, ihr Gewicht nicht.
    „ Nun, wie dem auch sei“, seufzte Juhnke, „die Abteilung ist gerade ziemlich unter Druck wegen dieser ganzen Scheiße im Rocker-Milieu. Die Stadt und der Polizeipräsident räumen dem eindeutige Priorität ein, und ich stimme dem zu.“
    „ Ich weiß nicht“, sagte Fabian, „die Presse wird im Dreieck springen. Ist doch klasse, so ein exotischer Mord, fast wie eine Hinrichtung. Die lieben so was.“
    „ Was das schreibende Geschmeiß liebt oder nicht liebt, interessiert mich nicht, Herr Zonk. Deshalb machen das erst mal nur Sie beide. Wenn Sie Hilfe brauchen, sagen Sie Bescheid, das wird schon irgendwie klappen. Und wenn nicht, ist mir das auch egal. Mir würde das nicht schaden, und Sie sind sowieso nicht für Beförderungen vorgesehen. Tschö!“
    Und schon waren sie draußen.
    „ Ich muss sagen, ich schätze irgendwie seine offene Art“, sagte Fabian.
    „ Lass ihn doch. Oder würdest du gerne mit ihm tauschen?“
    Sie gingen den Gang runter zu ihrem Büro, dass sie sich seit einem halben Jahr teilten. Fabian war zwar einen Rang über ihr, aber der Unterschied zwischen Hauptkommissar und Oberkommissarin hatte höchstens finanzielle Bedeutung. Allerdings war sie erst vor kurzem zu ihrem Rang gekommen, während Fabian schon mindestens fünf Jahre auf der Stelle trat. Aber vielleicht machte ihm das auch gar nichts aus?
    „ Seinen Posten will ich bestimmt nicht“, sagte er, als er sich auf seinen Drehstuhl schmiss. „Ich will nicht so rasant verfetten und verklumpen. Und das meine ich sowohl körperlich wie seelisch.“
    „ Tja, was das Fett angeht, bin ich ja schon bestens gerüstet“, seufzte Lisa etwas zu theatralisch, in den Hoffnung, ein empörtes Wasredestdudennda zu hören. Es kam aber nicht.
    Fabian goss sich ein Glas Apfelschorle ein und füllte auch Lisas Glas, als sie es ihm hinhielt. „Also,
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