Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Halbe Leichen (Ein Lisa Becker Krimi) (German Edition)

Halbe Leichen (Ein Lisa Becker Krimi) (German Edition)

Titel: Halbe Leichen (Ein Lisa Becker Krimi) (German Edition)
Autoren: Falko Rademacher
Vom Netzwerk:
ja nur einen, und weil einfach jedes Bundesland ein LKA haben musste, durfte das Berlinerische selber hübsch rumermitteln und die richtige Polzeiarbeit den Uniformierten überlassen. Das bedeutete: Gestohlene Autos protokollieren, sich von Fußballfans auf den Sack gegen lassen und sich von Steine und Flaschen werfenden Maskierten darüber informieren lassen, dass „ganz Berlin die Polizei hasst“.
    Lisas Job war weniger frustrierend, bei ihr ging es nur um Morde. Langweilig, immer derselbe Quatsch. Entweder ein Raubmord, oder eine Schießerei oder Messerstecherei im Drogen-Milieu, Familientragödien mit besoffenem Ehemann und dergleichen. Große Rätsel waren das eigentlich nie, bedeuteten aber verdammt viel Arbeit. Lisas Mordkommission untersuchte gerade einen Todesfall im Stricher-Milieu. Dabei war noch nicht mal klar, ob das ein Mord war oder der Idiot einfach nicht wusste, wann es besser war, die Ketten zu lösen. Zehnmal pro Jahr starb jemand bei einem „autoerotischen Unfall“, hinzu kamen 80 Drogentote. Lustiger Beruf.
    Der Kaffee lief gerade durch, als es klingelte. Lisa latschte im Pyjama missmutig zur Tür, schaute gar nicht erst durch den Spion und öffnete. Sven strahlte sie an, widerlich wach und munter. Und versuchte krampfhaft, ihr nicht in den imposanten Ausschnitt zu starren.
    „ Hey wie geht’s?“
    „ Komm halt rein.“
    Sven schob seinen dünnen Körper über die Schwelle in Richtung Küche, setzte sich routiniert an den Esstisch neben der kleinen Küche und bediente sich an der Kaffeemaschine. Lisa knabberte an ihrem Knäckebrot, das sie hasste, aber was sollte sie machen? 95 Kilo hatte die Waage zuletzt markiert, einfach unglaublich. Anscheinend nahm sie Fett-Moleküle über die Luft auf oder absorbierte sie durch Osmose. Wo sie doch kaum mal richtig aß. Höchstens in der Kantine mittags, wenn es wieder Schnitzel gab. Oder Bratwurst. Oder diesen fabelhaften Kartoffelsalat. Verdammt, Berlin stand ständig kurz vorm Haushalts-Notstand, weibliche Ratsmitglieder verkauften bereits ihre Körper auf dem Straßenstrich, aber die Kantine des LKA hatte trotzdem viel zu gutes Essen parat. Dafür durfte man mit veralteten Computern, veralteten Waffen und veralteten Vorgesetzten auskommen.
    „ Was war denn das gestern Abend für ein Geräusch bei dir?“ wollte Sven wissen, als er sich zu ihr setzte.
    „ Geräusch?“ gähnte Lisa teilnahmslos.
    „ So ein Jaulen, wie ein Baby klang das. Und dann ein Kratzen und so ein Gepolter.“
    Lisa wurde langsam wach. „Bei mir?“
    Sven trank die Tasse heißen Kaffee auf Ex aus. Mit der Nummer hätte er direkt auftreten können, auf billigen Jahrmärkten oder bei Wetten dass . Stattdessen war er freier Journalist, was fast genauso gut bezahlt wurde.
    „ Zumindest bei dir im Garten“, nickte der Kaffee-Fakir, „das war eindeutig hier unten.“
    „ Keine Ahnung“, schulterzuckte Lisa. „ich hab die Tür aufgelassen wegen der Hitze. War vielleicht irgendein Tier.“
    „ Oder einer der Männer, die bei dir an der Tür kratzen“, grinste Sven so unbeholfen, wie immer, wenn er versuchte, einen Witz zu machen, der gleichzeitig eine Anmache war, ohne dass sie das merken sollte.
    „ Nein, die haben inzwischen alle einen Schlüssel“, versetzte Lisa trocken, die es mochte, Sven zu irritieren. Sven hatte eine Menge liebenswerter Eigenschaften, Sinn für Humor zählte ganz sicher nicht dazu. Auch jetzt wieder nicht.
    „ Echt?“ fragte er konsterniert.
    „ Nein.“
    „ Oh, ach so, ich verstehe.“ Sven holte sich noch eine Tasse und setzte sich neben Lisa, die wieder in ihr morgendliches Brüten verfiel. Warum kam er eigentlich so oft runter zu ihr? Na ja, die Antwort darauf war schon klar, aber andererseits: Sie hatte ihm noch nie den Eindruck vermittelt, besonders scharf auf ihn zu sein, und sie wohnte jetzt schon seit zwei Jahren in diesem Haus in Kreuzberg. Sie Parterre, er im Dachgeschoss, sauber getrennt durch vier ganze Stockwerke. Inzwischen hätte er doch das Interesse verlieren müssen. Das tun Männer schließlich ständig, besonders diejenigen, mit denen sie eine Beziehung einging. Aber vielleicht lag es daran, dass sie ihn nicht ranließ? Sollte sie das eines Tages tun, wäre er nach vier Wochen wahrscheinlich fertig mit ihr. Insofern war es wohl klüger, ihn einfach als eine Art Hausfreund zu halten. So hatte sie immer einen, der ihr das Gefühl gab, schön zu sein.
    „ Nicht, dass du meinst, ich hätte was dagegen, dass du Männer
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher