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Hätschelkind: Der erste Fall für Jan Swensen

Hätschelkind: Der erste Fall für Jan Swensen

Titel: Hätschelkind: Der erste Fall für Jan Swensen
Autoren: Wimmer Wilkenloh
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sich. Eine Pause entsteht. Sie drückt ihre Zunge von innen gegen die Lippen und fährt damit hin und her.
    »Herr Rohde, haben Sie sich …«
    »… Könnten sie mich bitte mit Wraage anreden!«
    »Warum?«
    »Ich fühle mich dann mehr angesprochen!«
    »Also gut! Wie sie wünschen. Herr Wraage, haben Sie sich in der Zwischenzeit überlegt, ob sie aussagen möchten?«
    Jetzt bloß nicht zucken, denkt er und versucht keine Regung zu zeigen. Ich sage nichts. Abwarten und zappeln lassen. Warum wohl nur die Frau das Verhör führt? Die meinen wohl, sie holt mehr aus mir raus. Denkste, Puppe!! Frau Kommissarin wirkt auf alle Fälle ziemlich nervös. Also, ruhig bleiben, sie einfach durch Stillhalten reizen, bis sie einen Fehler macht. Wenn ich nichts mache, wird sie schon ihre Karten auf den Tisch legen. Die kann mir doch nicht das Wasser reichen. Die haben nichts gegen mich in der Hand.
    Die Tür öffnet sich, der Beamte stellt ein Tablett mit drei Plastikbechern auf den Tisch und verlässt den Raum. Swensen kommt aus seiner Ecke, nimmt sich einen Kaffee und verzieht sich ohne ein Wort wieder auf seinen Platz. Silvia Haman sieht Wraage lange an. Als der sich nicht rührt, stellt sie ihm einen Becher direkt vor die Hände. Dann greift s ie sich den letzten Kaffee, steht auf und tritt ans Fenster.
    »Herr Wraage«, fragt sie mit scharfer Stimme, während sie Ruppert Wraage den Rücken zudreht, »wo waren Sie am 9. Dezember zwischen 22:00 Uhr und Mitternacht?«
    Er sitzt weiterhin wie versteinert da.
    »Herr Wraage, haben Sie mich verstanden?«
    Silvia Haman dreht sich abrupt um, tritt an die Kopfseite des Tisches und stellt sich direkt neben ihn.
    »Herr Wraage, haben Sie am Abend des 9. Dezembers Hajo Peters mit seiner eigenen Waffe erschossen um einen Selbstmord vorzutäuschen?«
    Aufgepaßt, die blufft doch, denkt er. Die können unmöglich wissen, dass es kein Selbstmord war. Das kann nicht sein. Nein! Nein! Nein! Lass dich nicht verrückt machen. Diese frustrierte Tussi will dich nur aus der Reserve locken. Aber nicht mit mir, da muss sie schon eher aufstehen. Ich hab mit Sicherheit mehr über forensische Wissenschaft gelesen, als dieses Pistolenweib je in ihre Birne bekommen würde.
    Er dreht seinen Kopf übertrieben langsam zu Silvia Haman herum, sucht ihren Blick und schaut ihr stechend in die Augen. Die Kommissarin hält dagegen, dreht ihren Kopf aber nach weniger als einer Minute zur Seite. Er triumphiert innerlich, zeigt sich nach außen aber völlig ungerührt. Er nimmt einen Schluck Kaffee und bleibt weiterhin regungslos.
    Genau genommen gab es in dieser unglücklichen Verstrickung nur einen Schuldigen, Hajo Peters. Der hatte sich in etwas eingemischt, von dem er keine Ahnung hatte, das eindeutig eine Nummer zu groß für ihn gewesen war. Eigentlich müsste der jetzt hier sitzen, dieser primitive Verbrecher. Der hat mir in seiner Dummheit einen über Jahre bis ins Kleinste ausgetüftelten Plan vermasselt, aus purer Habgier, nur das schnöde Geld im Kopf gehabt und sonst nichts.
    Er kann sich noch erinnern, wie fassungslos er im ersten Moment war, als Peters ihn anrief und von einem entdeckten Storm-Roman erzählte, den er auf dem Boden gefunden hatte. Er saß damals wie auf Kohlen, wartete darauf, dass Edda Herbst endlich mit seinem eingeschleusten Roman an die Öffentlichkeit gehen würde. Aber nichts geschah. Dann las er in der Zeitung, dass sie tot aus der Nordsee gefischt worden war. Er hatte es nicht glauben können und war sofort zu ihrem Haus gegangen, aber da wimmelte es schon von Polizisten. Da dachte er schon, seine monatelange Arbeit an der Fälschung wäre für die Katz gewesen. Sein Storm-Roman würde irgendwo in ihrem Haus vermodern oder in den Müll geworfen werden. Dass so etwas Unwahrscheinliches passieren würde, hatte niemand im Voraus ahnen können. Natürlich war ihm bewusst gewesen, dass er ein gewisses Risiko eingegangen war, diese einmalige Arbeit dieser Frau in die Hände zu spielen. Aber er selber hätte den Roman schlecht entdecken können. Das wäre ihm nicht abgenommen worden. Er hatte in der Öffentlichkeit schon viel zu häufig von diesem Manuskript gesprochen. Wenn er das Teil auch noch selbst präsentiert hätte, wären alle misstrauisch geworden, besonders die Experten. Und dann hieß es in der Presse, die Herbst wäre ermordet worden und kurz darauf kam der Anruf von diesem Peters. Da konnte er sich natürlich seinen Teil denken. Der Typ hatte Edda Herbst beseitigt und ihr
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