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Haeppchenweise

Haeppchenweise

Titel: Haeppchenweise
Autoren: Claudia_Winter
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Schoß.
    „Bring mich hier raus!“, zische ich Britta zu.
    Meine Freundin schüttelt störrisch den Kopf und versperrt mit einem raschen Ausfallschritt die einzig verfügbare Lücke zwischen den Menschenleibern um uns herum.
    „Hör ihm wenigstens zu! Danach kannst du immer noch abhauen.“
    „Neiiin! Ich will sofort ...“ Ich halte mir die Ohren zu und sacke auf den nächstbesten freien Stuhl neben einen befrackten, älteren Herrn, der mich befremdet ansieht. „Verzeihung ...“ Beschämt lasse ich die Arme sinken.
    „Ka-tt-ah ... ich weiß, dass du hier bist.“
    Felix lockert mit zwei Fingern seinen Hemdkragen, ich schrumpfe unwillkürlich in mich zusammen. Nicht nur ihm wird die Kehle eng.
    „Zunächst möchte ich mich in aller Form bei dir dafür entschuldigen, dass ich nicht mit dir gesprochen habe. Ich dachte, du hättest Sorgen genug und wollte dich mit meinen nicht zusätzlich belasten. Das war dämlich.“
    Beifälliger Applaus und Gelächter. Ich verdrehe die Augen, während Felix dem Brautpaar zunickt. Der Bräutigam wirkt verwirrt, doch Carolina hebt aufmunternd den Daumen. Wie viele fremde Leute wissen eigentlich noch über mein Beziehungsleben Bescheid?!
    „Ich habe heute nicht ganz fair gespielt. Timon und Carolina haben mir etwas Schützenhilfe geleistet und dafür gesorgt, dass du die Veranstaltung nicht verlässt, falls du zu früh erfährst, dass ich hier bin. Zudem wollte Carolina dich gerne kennen lernen, ohne dass du sie töten willst oder ihrem Vater Champagner ins Gesicht schüttest.“
    Was?!
    Carolina kichert. „Entschuldige Katta. Aber lass dir nichts von ihm einreden. Die Champagnerdusche im Antoine war fabelhaft!“
    Fabelhaft. Meine Wangen brennen vor Scham. Nicht nur wegen meines Auftritts in besagtem Gourmettempel, sondern weil mich ein Kleiderberg an der Nase herumgeführt hat.
    „Das ist ja mal ein dicker Hund!“, entfährt es Britta. Ich werfe ihr einen bitterbösen Blick zu, doch meine Freundin schaut wieder gebannt nach vorne.
    „Wie auch immer. Was ich sagen möchte, ist ...“, Felix lacht heiser. Seine Augen wandern durch den Raum und verharren in meiner Richtung. Hasenherz schlägt schneller. Der ältere Herr neben mir schmunzelt und mustert mich neugierig.
    „Ich habe einen Fehler gemacht, Ka-tt-ah.“
    „Keine Ahnung, mit wem der da redet“, flüstere ich verlegen und tippe viel sagend an meine Schläfe. Der Alte nickt verständnisvoll und bleckt die Zähne. Er glaubt mir offensichtlich kein Wort.
    „Ich war überfordert und der Meinung, mein Chaos alleine regeln zu müssen. Leider habe ich dabei übersehen, dass es immer deine verrückten Ideen sind, die die Dinge gerade rücken. Und dafür liebe ich dich.“
    Ich schwöre, mein Hintern hebt sich vollkommen selbsttätig aus dem Stuhl. Ein metallisches Klirren tönt in die Stille, als ich versehentlich mit dem Ellbogen einen Löffel vom Tischtuch fege. Der ältere Herr lächelt aufmunternd und deutet mit dem Kinn nach vorne. Ich grinse gequält zurück, schiele nach einem Fluchtweg ... und stehe kurz darauf mit weichen Knien und trockenem Mund vor dem Rednerpult, obwohl ich da gar nicht hinwollte.
    Wie oft habe ich mich bei Liebeskomödien über diese Stellen lustig gemacht! Mann und Frau fallen sich tränenüberströmt in die Arme, nachdem alle Hindernisse, einschließlich des tollwütigen Serienkillers aus dem Weg geräumt sind. Ich habe Brittas Rührungstränchen belächelt, eine Hand voll Popcorn in mich hineingeschüttet und Mark und Bein geschworen, dass das wahre Leben solche Szenen einfach nicht hergibt. Zugegeben, ich habe mich geirrt. Das wahre Leben ist noch viel rührseliger, als jede verdammte Schnulze.
    Genau drei Stufen später stehe ich so nah vor Felix, dass meine Schuhspitzen seine fast berühren. Auf seinem Hemd haben sich unter den Achseln dunkle Flecke gebildet, ein schwacher Schweißgeruch dünstet von ihm aus. Ich könnte schwören, die Fältchen um seine Augen waren vorher noch nicht da.
    Mal ehrlich, wer hat behauptet, dass Liebesgeschichten streng nach Drehbuch enden müssen? Das wahre Leben pfeift auf Drehbücher!
    Patsch!
    Die Ohrfeige schallt durch den gesamten Raum, begleitet von erschrockenen Ausrufen im Saal.
    „Auf die Erklärung bin ich gespannt, Herr Sander. Wir sind morgen verabredet und wehe, du kommst auch nur fünf Minuten zu spät!“ Laut und deutlich, damit jeder mich hört. Von irgendwoher weht ein Kichern herüber.
    Felix steht ganz still da. Und
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