Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hände weg vom Abendschatten!

Hände weg vom Abendschatten!

Titel: Hände weg vom Abendschatten!
Autoren: Lene Mayer-Skumanz
Vom Netzwerk:
Ehepaares Hunter.
    „Hier kann eigentlich jeder kommen und gehen, wie er mag. Man kann Besucher empfangen. Untertags fällt es natürlich auf, wer Besuch kriegt, aber in der Nacht?“, sagte Chiara.
    „Vielleicht wissen die Hunters gar nicht, dass sie heute Nacht Besuch gehabt haben“, murmelte Markus.
    „Eh, Marcello, wenn du damit meinst, dass es ein Dieb war — wäre da die Mrs. Hunter nicht schon in ein schreckliches Geschrei ausgebrochen, wenn sie etwas vermisst hätte?“
    „Es war nur so eine Idee von mir“, brummte Markus. „Warum verwendest du dauernd diese blöde Verkleinerungsform für meinen Namen?“
    Chiara lachte. „Marcello bedeutet nicht nur Verkleinerungsform, sondern auch Koseform. Du gefällst mir eben. Okay?“ Markus wusste nicht, was er darauf antworten sollte.
    Sie gingen durchs Parktor hinaus auf die Straße. Gleich gegenüber lag der Kaninchenhügel. Die rotbraune Lehmerde war mit duftenden Pflanzen bewachsen. Markus schnupperte. „Da riecht’s aber gut!“
    Chiara zeigte ihm die einzelnen Kräuter. „Wilder Lavendel, siehst du? Salbei. Zerreib ein Blatt und riech daran. Pfefferminze. Rosmarin. Das da sind Königskerzen. Das Gebüsch mit den Beeren heißt Feuerdorn.“
    Zwischen Haselnusssträuchern und kleinen Olivenbäumen stapften sie den Hügel hinauf.
    „Hoppla!“
    Markus war mit dem linken Fuß in die Erde gesunken. Er zog den Fuß heraus und massierte den Knöchel.
    „ Uiuiui , Marcello. Wehgetan?“
    Er schüttelte den Kopf und betrachtete das Loch, das sich aufgetan hatte. „Ein Kaninchenbau?“
    „Wahrscheinlich“, sagte Chiara. „Hier wohnen sogar Füchse. Und Iltisse. Schau, das hier ist ein Etruskergrab.“ Sie bog die untersten Äste einer kleinen Steineiche beiseite. Ein Höhleneingang öffnete sich. Chiara rutschte über zwei Steinblöcke hinunter, Markus kroch ihr nach. Es war eine niedrige Kammer, die in den Lehm gegraben war. An den Seitenwänden konnte man Nischen erkennen.
    „Hier waren früher die Urnen aufgestellt, in denen man die Gebeine und die Asche der Toten bestattet hat“, erklärte Chiara. „Vielleicht waren die Wände bemalt. Aber man erkennt nichts mehr.“
    Als sie herauskletterten, sahen sie vor dem Höhleneingang einen jungen dunkelblonden Mann stehen. Ein Feldstecher hing ihm an einem Lederriemen um den Hals. In der Hand hielt er einen Pinsel.
    „ Buon giorno !“, sagte Chiara höflich.
    „Hallo“, antwortete der Pinselmann.

    Markus starrte ihn an. „Der könnte es gewesen sein“, sagte er leise zu Chiara.
    „Was passiert?“, fragte der Pinselmann in gutem Deutsch. „Seid ihr da hineingefallen? Zuerst dachte ich, da kommen zwei Füchse.“
    „Oh“, sagte Markus, „Sie sprechen Deutsch?!“
    „So recht und schlecht“, sagte der junge Mann. „Jedenfalls besser als Italienisch. Ihr seid aber nicht vom Campingplatz, oder?“
    „Von San Nicola.“
    „Vornehm, vornehm“, lachte der Pinselmann. „Dort gibt es einen Swimmingpool und sonst noch allerhand. Warum kriecht ihr dann in Fuchshöhlen herum?“
    „Ich habe meinem Freund ein altes Etruskergrab gezeigt“, sagte Chiara.
    „Oh! Interessant! Male ich gleich als Nächstes!“ Er deutete auf eine Stelle weiter oben auf dem Hügel. Sie blickten hinauf und erkannten zwischen hohen Rosmarinbüschen eine Staffelei.
    „Sind Sie Maler?“, fragte Markus.
    „Hobbymaler...“, bekannte der junge Mann. Chiara und Markus stiegen zwischen den Haselsträuchern höher. Markus trat vor die Staffelei und betrachtete das Bild: Sehr viele Wolken türmten sich über der rotbraunen Erde. Die silbergrünen Farbspritzer deuteten vielleicht ein Olivenwäldchen an.
    „Die Toskana ist ein Traum für jeden Maler und jeden Hobbymaler“, sagte der junge Mann. „Nirgendwo sonst gibt es ein so wunderbares Licht.“
    Markus schluckte, Chiara sagte schnell: „Ein schönes Bild! Wohnen Sie auf dem Campingplatz?“
    „Mit Zelt und Motorrad“, antwortete er. „Man ist unabhängiger als in einer Ferienwohnung... Gibt’s unter den Gästen von San Nicola eigentlich viele Italiener?“
    „Kaum welche“, sagte Chiara. Sie setzte sich neben der Staffelei auf den Boden und schaute auf San Nicola hinunter. „Oh, von hier hat man einen guten Überblick! Leihen Sie mir bitte Ihren Feldstecher?“
    Der Blonde zögerte, dann zog er die Lederschnur über den Kopf. Chiara richtete den Feldstecher auf das Parkgelände. „Deine Tante im Swimmingpool, hihi!“
    „Brauchen Sie den Feldstecher zum
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher