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Hände weg vom Abendschatten!

Hände weg vom Abendschatten!

Titel: Hände weg vom Abendschatten!
Autoren: Lene Mayer-Skumanz
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vielleicht spannender als die dauernde Museumshatscherei ... Womöglich nisteten in den verlassenen Gräbern seltene Arten von Fledermäusen?
    Das Fledermausloch über der Verandatür fiel ihm ein. Jetzt, in der nächtlichen Stille, flog das scheue Tier vielleicht ein und aus. Auf Zehenspitzen schlich Markus auf die Veranda hinaus. Die Sterne schienen über dem dunklen Park. Auf der Veranda der Nachbarn rührte sich etwas. Eine schmale, schattenhafte Gestalt schlüpfte zwischen den Oleanderbüschen auf die Wiese hinaus, in der einen Hand einen Sack, in der anderen Hand zwei Sandalen. Nun, in einem Streifen Mondlicht, schimmerte das Haar sehr hell. Der junge Mann — oder war es eine Frau? — hatte blondes Haar.

    Markus überlegte, wer die Hunters so spät besucht haben mochte. Gab es unter den Gästen von San Nicola einen jungen Blonden?
    Wenig später brummte ein Auto die Auffahrt hinauf. Markus hörte es ganz deutlich in der stillen Nacht.
    Er ging in sein Bett zurück und fing zu grübeln an: Der Museumsdieb, als Tourist getarnt... War er allein, oder hatte er Komplizen?
    Als Markus am Morgen ziemlich spät erwachte, standen zwei Personen auf der Veranda und begehrten Einlass. Die eine war eine dicke, lächelnde Frau mit Kopftuch und Arbeitsschürze. Sie war mit einem Staubsauger bewaffnet und zog einen kleinen Wagen hinter sich her, der mit Putzmitteln und Eimern beladen war. Sie sei, erklärte sie Tante Lisa, die Bedienerin von San Nicola und stehe den Gästen zur Verfügung.
    Die andere Person war ein Mädchen mit Struwwelfrisur und langen, braun gebrannten, dünnen Beinen. Sie sagte: „Ich bin die Chiara Lazini . Heute früh hat Mister Hunter mit der Mama gesprochen, und die Mama hat mich abkommandiert. Ich soll Marcello abholen.“
    „Markus heiß ich“, brummte Markus. Abkommandiert — hieß das nun, dass Chiara nur höchst ungern die ,Gästebetreuung’ übernommen hatte? Er sah sie an. Ihre Augen funkelten vergnügt.
    „Markus hat noch nicht gefrühstückt“, sagte Tante Lisa zögernd.
    „Ich auch noch nicht“, sagte Chiara. „Die Mama hat in der Früh immer so viel zu tun, dass ich mir mein Frühstück selber machen muss, und das ist mir meistens zu langweilig.“
    Darauf lud Tante Lisa Chiara zum Frühstück ein, während die Bedienerin in außerordentlichem Tempo mit dem Staubsauger durch die kleine Wohnung fuhr. Markus und Chiara hatten kaum ihr erstes Schinkenbrot verzehrt, als die dicke Frau schon der Nachbarveranda zustrebte. Mrs. Hunter öffnete, ziemlich verschlafen, wie es schien. Sie rief ihren Mann. Mister Hunter betrachtete die Putzfrau erstaunt.
    Es folgte ein sehr schnelles, italienisches Gespräch. Markus sagte: „Schnell, Chiara, übersetz mir. Es wurmt mich, dass ich sie nicht verstehe. Schnell, bitte!“
    Ein wenig verwundert übersetzte Chiara:
    „Sie? Wer sind Sie? Was wollen Sie da?“
    „Saugen, Signore.“
    „Ja, aber, wo ist denn die Frau Margerita, die sonst immer „Krank, Signore. Fürchterliches Kopfweh. Darf ich eintre-ten ?“
    „Nein, wir brauchen Sie nicht, danke vielmals. Unser Appartement ist noch okay. Da, nehmen Sie nur den Abfall mit.“ Er drückte der Bedienerin rasch den Müllsack in die Hand.
    Markus starrte den Müllsack an. Er hätt die gleiche Größe und die gleiche Form wie der Sack, den in der Nacht der blonde Fremde weggetragen hatte. Markus beugte sich zu Chiaras linkem Ohr und flüsterte: „Glaubst du, es trägt jemand mitten in der Nacht einen Mistsack weg, wenn ohnehin jeden Tag eine Aufräumefrau den Müll einsammelt? Und geht dabei bloßfüßig, damit er keinen Lärm macht?“
    Chiara zuckte die Schultern. „Wenn der Mist bereits zum Himmel stinkt und man ihn nicht in der Wohnung haben will —“
    „Dann stellt man den Müllsack praktischerweise vor die Tür, oder? Gibt es unter den Gästen einen jungen blonden Mann?“
    „Ja“, sagte Chiara sofort. „Den Herrn Willerode aus Düsseldorf, den Vater vom kleinen Jürgen, der immer so plärrt, wenn er schwimmen muss.“
    „Der passt nicht, der ist viel zu dick.“
    „Aha. Dann haben wir noch einen Schweden. Er wohnt auf Nummer sieben, mit Frau und Schwiegermutter.“
    „Der ist zu groß und stark, der ist ja direkt ein Bär. Nein, der passt auch nicht.“
    „Marcello, möchtest du mir nicht erklären, wozu oder wohin jemand passen soll?“
    „Gehen wir auf den Kaninchenhügel, dann erzähle ich dir alles.“
    Sie zogen los, und Markus berichtete von dem nächtlichen Besucher des
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