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Habgier: Roman (German Edition)

Habgier: Roman (German Edition)

Titel: Habgier: Roman (German Edition)
Autoren: Faye Kellerman
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anspielte. Sie hatten bereits seit einer Ewigkeit vor, ihre hundertsechzig Quadratmeter Wohnfläche zu vergrößern, obwohl das Haus eher Bewohner zu verlieren als zu gewinnen schien. Seit Monaten schnitten sie Artikel aus Einrichtungsmagazinen aus. Rinas Lieblingsprojekt war ein gigantisches Badezimmer nur für sie und Decker, während er selbst sich mit Heimkinos und Multimediaräumen beschäftigte. Das alles waren noch Wunschträume, die allerdings für interessante Lektüre am Wochenende sorgten.
    Träumereien machten das Leben eben erst lebenswert. An seinem Schreibtisch angekommen sah Decker die Liste der Namen und Telefonnummern durch. »Damit bin ich wohl eine Weile beschäftigt.«
    »Warum bestellen wir sie nicht alle auf einmal hierher?«, überlegte Marge.
    »Das erste Gespräch sollte so persönlich wie möglich sein. Diese Menschen haben ihre Angehörigen auf schrecklichste Art und Weise verloren. Außerdem wird es nicht zu lange dauern, bis ich die Liste abtelefoniert habe. Sobald die ersten Röntgenbilder vorliegen, erstellen wir einen Einsatzplan. Wir brauchen einen ständigen Ansprechpartner für die Angehörigen, bis alle Opfer identifiziert sind.«
    »Das kann ich machen.«
    »Wir sollten auch Psychologen kontaktieren, die wir dann weiterempfehlen können.«
    »Ich rufe die zuständige Stelle an und frag mal nach.«
    »Danke, Marge.« Decker betrachtete seine Lieblingskollegin. Sie arbeiteten bereits seit zwanzig Jahren zusammen. So kaputt er sich fühlte, so frisch sah sie aus. »Wie viel Schlaf hattest du?«
    »Ungefähr fünf Stunden. Warum, sehe ich schrecklich aus?«
    »Im Gegenteil, knackig wie der junge Frühling.«
    »Das liegt an meiner korallenroten Bluse«, klärte Marge ihn auf, »alle Frauen sehen toll aus in Korallenrot.«
    »Und was ist mit uns Männern?«
    »Männer sollten Schwarz tragen. Dann wirken sie so mysteriös. Und in deinem Fall, Pete, würde Schwarz deine roten Haare unterstreichen.«
    »Die sind wohl eher grau als rot«, meckerte Decker.
    »Da ist viel Rot dabei, genau wie in deinem Schnurrbart. Und außerdem hast du noch eine Menge Haare – oben auf dem Kopf. Ich glaube, was du wirklich brauchst, um wieder hip zu sein, ist ein Seelenklempner.«
    »Ich will schon lange nicht mehr hip sein, das habe ich hinter mir. Es geht darum, so passabel auszusehen, dass sich meine pubertierende Tochter nicht für mich schämt.«
    »Und ich dachte immer, die Daseinsberechtigung von Eltern liegt genau darin, ihren Teenagerkindern peinlich zu sein.«
    Womit sie ins Schwarze getroffen hatte. Nichts amüsierte ihn mehr, als seine Kinder zu beobachten, wenn sie wegen seiner Fehltritte am liebsten im Boden versinken würden. »Und was gibt’s Neues zu den Plünderungen und den Graffiti?«
    »Angeblich wurden Häuser beschmiert.«
    »Wie kann das sein, wenn unsere Leute vierundzwanzig Stunden am Tag Streife laufen?«
    »Die Sprayer sind gerissen. Und sie haben keine Angst vor Höhe. Wir haben schon Graffiti auf der Brüstung vom 405er Freeway entdeckt, genauso wie auf einigen der riesigen Werbetafeln. Eins ist sogar auf dem siebenstöckigen Parker/Doddard-Gebäude.«
    »Kriminelle Sherpas. Wir sollten sie auf den Mount Everest verfrachten, da können sie wenigstens Gutes tun.«
    »Ich glaube nicht, dass wir ihre Tags im Schnee sehen wollen, vor allem: Überleg mal, womit sie die zeichnen.«
    Decker musste herzhaft lachen, und das fühlte sich gut an. »Keine besonders schöne Vorstellung. Und was ist mit den Plünderungen? Wer hat die gemeldet?«
    »Anonyme Anrufer.« Marge grinste. »Da die Bewohner noch nicht in ihren Häusern sind, um ihre Verluste zu melden, gehe ich davon aus, dass hier ein paar Einbrecher ihre Einbrecherkollegen verpfeifen.«
    »Gibt es schon Festnahmen?«
    »Ein paar wegen Diebstahls, aber das hält keinen von irgendwas ab. Du weißt doch, wie’s läuft, Loo. Leer stehende Häuser ziehen Banditen aller Art an, selbst bei einem großen Polizeiaufgebot. Die bösen Buben lieben das Risiko. Wie beim Ausräuchern von Termiten in Holzhäusern finden wir immer ein paar superschlaue Schurken, die glauben, sie wären schneller als das giftige Gas und schon längst in Sicherheit, bevor sie dann doch bewusstlos umfallen.«
    »Wie viele solcher Anrufe haben wir?«
    »Ungefähr ein Dutzend.«
    »Okay, dann setz einen von uns darauf an, die betroffenen Hauseigentümer zu kontaktieren. Sie sollen sich mit einem von der Streife vor Ort treffen, der den Schaden aufnimmt. Wenn was
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