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Gwydion 03 - König Arturs Verrat

Titel: Gwydion 03 - König Arturs Verrat
Autoren: Peter Schwindt
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allerdings war sie dick wie eine Rübe. Um die zertrümmerten Knochen auch von innen zu stützen, hatte Katlyn ihm dünne, eng zusammengerollte Leinenstreifen in beide Nasenlöcher gestopft, die aber jeden Tag ausgewechselt werden mussten. Und das erwies sich als eine höllisch schmerzhafte Prozedur.
    „Das wird nie heilen“, stöhnte Gwyn, als er sich ein Tuch vor das Gesicht hielt, um die Blutung zu stillen, während Katlyn zwei neue Stoffstreifen vorbereitete. Eigentlich hatte er sich bei Katlyn eingefunden, um nach der erzwungenen Pause den Unterricht wieder aufzunehmen, doch bevor sie sich Latein, Hebräisch und neuerdings auch Aramäisch zuwenden konnten, musste Gwyn diese Tortur über sich ergehen lassen.
    „Halt still“, murmelte Katlyn und schob beide Pfropfen in Gwyns Nase. Dann legte sie ihm einen frischen Verband an. „In vier, fünf Tagen hast du es überstanden“, sagte sie, als sie zufrieden ihr Werk betrachtete und sich dann in einer Schale das Blut von den Händen wusch. „Aber dafür wird man nachher nicht mehr sehen, dass du dich mit einem Sachsen geprügelt hast. Schau dir Sir Belvedere an. Ihm hat man auch die Nase zertrümmert und sie ist nicht gerichtet worden.“
    In der Tat, Alarics Herr hatte ein Gesicht, das aussah, als sei es mit einem schweren Hammer bearbeitet worden. Das Nasenbein war komplett eingedrückt, nur die Spitze seines Riechorgans stand noch schief ab. Auch wenn sich Sir Belvedere nicht anstrengte, schnaufte er wie ein kurzatmiges Pferd.
    Gwyn legte seufzend den Teller beiseite und ließ die Schultern hängen. Katlyn hatte den Vorhang ihres Fensters beiseitegeschlagen. Eine frische Brise wehte in die Kammer und spielte mit ihrem hellblonden Haar, das in der Sonne glänzte.
    Auch wenn er Prinzessin Aileens Zofe nun schon seit Monaten in ihrer Kammer aufsuchte, um bei ihr Lesen und Schreiben zu lernen, so fühlte Gwyn sich hier oben im Turm immer ein wenig fremd und fehl am Platz. Katlyn legte sehr viel Wert auf schöne Dinge. Sie hatte mit reich bestickten Tüchern das kahle Mauerwerk verhängt und auf ihrem Bett so kostbare wie unbequeme Kissen drapiert und überall standen Vasen mit frisch geschnittenen Blumen.
    Gwyn war noch nie einem Mädchen wie Katlyn begegnet. Selbst seine Stiefschwester Muriel, die er wegen ihrer Selbstständigkeit immer bewundert hatte, konnte man nicht mit ihr vergleichen. Katlyn mochte zwar auf den ersten Blick langweilig erscheinen, doch wenn man sie genauer betrachtete, stellte man fest, dass sie mit ihren langen, hellblonden Haaren, dem fein geschwungenen Mund und ihrer zarten, klaren Haut eine richtige Schönheit war. Und wenn Gwyn in ihre klaren Augen blickte, spürte er, dass Katlyn etwas ganz Besonderes war.
    Es gab nur wenige Menschen am Hof von Camelot, die klüger waren als sie. Merlin gehörte zu ihnen, ebenso wie Guinevra, und es war ohne Zweifel Katlyns großes Glück, dass sie im Ratgeber des Königs einen Menschen gefunden hatte, mit dem sie sich über Dinge austauschen konnte, die andere nicht einmal sahen, geschweige denn benennen konnten. Andernfalls wäre ihr Leben mit Sicherheit sehr einsam gewesen. Ihre Klugheit beeindruckte Gwyn so sehr, dass er manchmal Angst davor hatte, etwas Dummes zu sagen. Und so schwieg er die meiste Zeit, während sie ihn unterrichtete, und hörte zu, ohne sie zu unterbrechen. Katlyn war nie belehrend oder gar ungeduldig, auch wenn sie sich in ihren Ausführungen Gwyns begrenzter Vorstellungswelt anpassen musste.
    Tagelang hatte sie zum Beispiel versucht, ihm die Ordnung der lateinischen Grammatik nahe zu bringen, ohne dass Gwyn auch nur einen Bruchteil davon verstanden hätte. Aber Katlyn hatte nicht aufgegeben und stattdessen einen vollkommen neuen Weg beschritten, indem sie Tabellen und Schaubilder erstellt hatte, um das Gerüst dieser Sprache freizulegen.
    Danach war alles einfacher gewesen, denn dieselbe Technik ließ sich auch auf jede andere Sprache anwenden. Nicht nur zu Gwyns, sondern auch zu Katlyns Überraschung mussten sie feststellen, dass sich die Grammatiken der keltischen, lateinischen, griechischen und sogar der aramäischen und hebräischen Sprachen in ihren Grundzügen ähnelten.
    „Alles in Ordnung?“, fragte Katlyn vorsichtig und Gwyn schreckte aus seinen Gedanken hoch.
    „Hm? Ja, natürlich…“ Er griff nach dem in rotes Leder eingebundenen Buch des Joseph von Arimathäa. „Widmen wir uns lieber wieder den Geheimnissen des Grals“, sagte er.
    Katlyn nickte. „Ich habe
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