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Gwydion 03 - König Arturs Verrat

Titel: Gwydion 03 - König Arturs Verrat
Autoren: Peter Schwindt
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Valeria war eine direkte Nachfahrin des Joseph von Arimathäa, der vor fast fünfhundert Jahren König Bran Fendigaid zum ersten Hüter jenes sagenhaften Kelches ernannt hatte. Und ebendieser Bran Fendigaid war der Urahn von Gwyns Vater Goon Desert, dem Herrn der Gralsburg Dinas Emrys. In Gwydion, den alle nur als Gwyn kannten, vereinigten sich nach fünf Jahrhunderten jene beiden Familien, die das Geheimnis des Grals von Generation zu Generation weitergegeben hatten. Dieses Geheimnis war einer Prophezeiung zufolge eng mit dem Schicksal der beiden Männer verknüpft, die den Drachen in ihrem Schild führten: Artur und Mordred. Die Prophezeiung besagte, dass das Einhorn dereinst den Drachen töten würde, und Gwyn trug ein Amulett mit einem Einhorn – das einzige Erbstück, das ihm seine Mutter hinterlassen hatte. Wenn sich diese Prophezeiung als wahr herausstellte, würde Gwyn eines Tages beim Tod der beiden Männer eine wichtige Rolle spielen. Er hatte lange gebraucht, um sein Schicksal zu akzeptieren und insgeheim hoffte er immer noch, dass sich diese Weissagung als falsch herausstellen könnte.
     Es war merkwürdig still, als Katlyn und Gwyn die Unterkunft der Knappen betraten. Selbst Gwyns Freunde Cecil und Orlando blickten nur kurz auf. Gwyn vermutete zunächst, dass es wohl mit Lancelots morgendlicher Strafpredigt zu tun hatte, die mit Sicherheit gewaltig ausgefallen war. Doch dann sah er den wahren Grund für die Zurückhaltung seiner Freunde: An seinem Bett stand Prinzessin Aileen mit einem Korb Äpfel in den Armen. Die runzeligen Früchte waren nach dem langen Winter ein wahrer Schatz. Frisches Obst und Gemüse würde es erst wieder in einigen Wochen geben, wenn die Sonne lange und warm genug geschienen hatte. Als sie Gwyn entdeckte, lächelte sie ihn an und schüttelte ihr langes, hellrotes Haar.
    „Ah, da ist ja Camelots Held. Wie es scheint, hast du uns wieder einmal vor den Sachsen bewahrt.“ Sie stellte den Korb auf das Bett und trat auf Gwyn zu, ohne Katlyn auch nur eines Blickes zu würdigen oder gar ein Wort des Grußes an sie zu richten. Stattdessen stieß sie ihre Zofe beiseite und führte den schwer angeschlagenen Gwyn zu seinem Lager. Er spürte, wie sich die Blicke der anderen in seinen Rücken bohrten. Eine Atmosphäre der Ablehnung, ja der Feindseligkeit, lag in der Luft.
    „Du darfst dich zurückziehen, Katlyn“, sagte Aileen, als sie Gwyn dabei half, sich hinzulegen.
    Das Mädchen verneigte sich und wandte sich sogleich zum Gehen.
    „Und sag Merlin, dass ich es ihm nicht länger gestatten werde, deine Dienste in Anspruch zu nehmen. Du bist meine Dienerin, nicht seine. Wenn er jemanden benötigt, der ihm bei seinen undurchsichtigen Geschäften zur Hand geht, muss er sich jemand anderen suchen.“
    Katlyn verneigte sich knapp. „Ja.“
    „Ja, Hoheit!“
    „Ja, Hoheit.“
    „Auch wenn die Disziplin dieser Tage ein wenig zu wünschen übrig lässt, werde ich keine Nachlässigkeit deinerseits dulden. Haben wir uns verstanden?“, fuhr Prinzessin Aileen Katlyn scharf an. „Nun geh und räume meine Kammer auf. Melde dich bei mir, wenn du diese Arbeit erledigt hast.“
    Katlyns Gesicht ließ keine Regung erkennen. „Jawohl, Hoheit“, sagte sie und verbeugte sich diesmal tiefer. Ohne einen Blick zurückzuwerfen verließ sie den Raum.
    „Du solltest Katlyn etwas freundlicher behandeln“, flüsterte Gwyn, der sich vorsichtig hingelegt hatte. Sein Schädel hämmerte wie Griswolds Schmiede und eine Welle der Übelkeit stieg in ihm hoch. „Die vergangenen Wochen waren für alle von uns ziemlich hart.“
    „Du solltest dich nicht mit dem gemeinen Volk verbrüdern“, erwiderte Prinzessin Aileen so laut, dass sie jeder hören konnte. „Das ist deiner nicht würdig.“
    „Meiner nicht würdig?“ Gwyn schaute sie belustigt an. „Katlyn stammt aus einer adeligen Familie und du hast anscheinend vergessen, dass ich nur ein Schweinehirte bin. Ich muss mich nicht mit dem gemeinen Volk verbrüdern, ich gehöre dazu.“
    „Nicht mehr, seitdem du in Camelot Aufnahme gefunden hast.“ Sie drückte ihn sanft, aber mit Nachdruck in seine Strohmatratze zurück. „Den Dreck und den Unrat deines Bauernhofes hast du endgültig zurückgelassen, als du mich gerettet hast. Du bist zu Höherem berufen. Vergiss das nie.“ Sie setzte sich neben ihn auf einen Schemel und begann, einen Apfel zu schälen. Dass die Knappen sie misstrauisch, ja geradezu feindselig anstarrten, schien sie nicht zu
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