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Guter Sex Ohne Stress

Guter Sex Ohne Stress

Titel: Guter Sex Ohne Stress
Autoren: Carla Thiele
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Erst diese tiefen Gefühle ermöglichen es jedem Einzelnen von uns, sich fallenzulassen und sich gegenseitig wortwörtlich so zu nehmen, wie man ist. Wissenschaftliche Studien belegen: Wir Menschen sind seit Urzeiten von Natur aus auf soziale Bindungen programmiert, um uns emotional abzusichern. Akzeptanz, Nähe und Geborgenheit gelten deshalb allgemein anerkannt als sogenannte emotionale Grundbedürfnisse. Der Schlüssel, wie wir uns diese Gefühle gegenseitig ausdrücken und erfüllen können, liegt in der Summe unserer Erlebnisse und Erfahrungen. Heute ist es schon längst kein Geheimnis mehr, dass die intimen Beziehungen von Erwachsenen häufig ein Abbild der Eltern-Kind-Beziehung darstellen. Denn bei Mutter und Vater erfährt der Mensch erstmals körperliche Nähe, die für den Aufbau des sogenannten Urvertrauens unerlässlich ist. Die Eltern prägen in den ersten Lebensjahren durch ihr Verhalten ganz entscheidend die spätere partnerschaftliche Bindungsfähigkeit ihres Sprösslings. Und das geschieht ganz unabhängig davon, ob man in einer »klassischen« oder einer Patchworkfamilie groß wird. Selbst Menschen, die ohne Vater oder Mutter aufwachsen, nehmen Bezug zu ihren ersten Bindungspersonen. Teilweise unterbewusst will man als Erwachsener genauso sein und handeln wie sie oder eben gerade nicht.
    Um also etwas über die frühen Beziehungserfahrungen von Kathrin und Daniel herauszufinden, beginne ich die Gedankenzeitreise mit dem Blick auf ihre Herkunftsfamilien. Beide stammen aus derselben Stadt einer ländlich geprägten Region. Daniels Vater betrieb auch schon eine eigene Tischlerei und die Mutter organisierte die Buchhaltung und den fünfköpfigen Haushalt. Der Vater galt als das strenge Familienoberhaupt, den Daniel und seine beiden Schwestern immer die »ordnende Hand« nannten. »Ich musste schon als kleiner Junge in der Werkstatt helfen«, sagt Daniel, »aber niemand konnte es dem Alten jemals recht machen!« Die Mutter kümmerte sich liebevoll um ihn und die Geschwister. »Aber wehe, wir Kinder hatten was ausgefressen. Da stand sie meistens auf Vaters Seite!«
    Kathrins Eltern führten zusammen eine kleine Pension im Haus, in dem sie aufwuchs. Obwohl das Alltagsleben eng mit der Arbeit verwoben war, berichtet sie von einer behüteten Kindheit. »Ich konnte meiner Mutter und meinem Vater eigentlich immer mein Herz ausschütten. Und wenn mal etwas schiefging, nahmen sie mich zum Trösten in den Arm.« Montags war der heilige Tag in Kathrins Familie. Da blieb die Gaststätte der Pension nämlich geschlossen und sie unternahmen immer etwas gemeinsam.
    Die nächsten Stationen der Zeitreise markieren die Erlebnisse der sexuellen Entwicklung: erster Kuss, Aufklärung, Pubertät und erste sexuelle Erfahrungen. Bereits im Vorschulalter erkunden sowohl Jungs als auch Mädchen spielerisch ihre Genitalien – einzeln oder gegenseitig. Ab der Pubertät entdecken die meisten Teenager ihren Körper dann ganz zielgerichtet. Ob sich Erwachsene später positiv oder negativ an ihre sexuelle Selbsterkundung erinnern, hängt oft von der Bewertung ihrer unmittelbaren Umwelt ab. Wer in einer »Das gehört sich nicht«-Atmosphäre aufwächst, hat schlechte Karten für ein entspanntes Verhältnis zur Sexualität. Und ist der Gedanke erst einmal ins Gehirn eingepflanzt, bekommt man ihn auch als Erwachsener nur mit Mühe wieder los. Ab der Pubertät gilt es auch, sich als Mann oder Frau an seinen Rollenvorbildern zu messen. Auf einmal spüren Jugendliche deutlich, ob jemand auf der Gewinner- oder Verliererseite beim Spiel mit der erwachenden Begierde steht. Da fließen bei so manchem Spätzünder Tränen des Zweifels, ob das mit der Liebe jemals klappen wird. Wohl dem, der dann bei Eltern, Geschwistern oder Freunden ein offenes Ohr findet.
    Daniel erzählt, dass er schon als kleiner Junge im Kindergarten am Penis herumspielte. »Das hab ich damals natürlich noch nicht bewusst gemacht«, lacht er, »aber schön war es trotzdem. Nur als mich meine Eltern beim Doktorspielen mit Freunden erwischten, da gab es richtig Stress! Seitdem hatte ich lange Zeit das Gefühl, etwas Unrechtes getan zu haben.« Mit 13 Jahren bekam Daniel im Traum den ersten Samenerguss. Später befriedigte er sich regelmäßig heimlich unter der Dusche. Nacktheit und über Sexualität reden waren in Daniels Familie tabu. Wie das mit dem Sex funktioniert, las er in der Bravo . Mit Kumpels darüber reden sei ihm echt zu peinlich gewesen. Schließlich hätte
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