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Gute-Nacht-Geschichten vom kleinen Apfelbäumchen

Gute-Nacht-Geschichten vom kleinen Apfelbäumchen

Titel: Gute-Nacht-Geschichten vom kleinen Apfelbäumchen
Autoren: Ludwig Hellmann
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können sie sich auch verbreiten.“
     
    Doch der kleine Apfelbaum hörte nur noch mit halbem Ohr zu. Er war glücklich, dass es einigen seiner Geschwister vielleicht doch noch gut ging. Während er darüber nachdachte, ging die Sonne als glutroter Ball am Horizont unter. Und als die Nacht hereinbrach, freute er sich auf seine ersten Früchte. Er träumte auch von den Kindern, die seine Äpfel mit Freude pflücken und essen werden. Und vielleicht verbreiten Sie dann auch seine Kerne in der Welt. Lächelnd sah er in den dunklen Himmel mit seinen unzähligen Sternen.
     

9. Ein Wintertraum
     
    Als es dieses Jahr Herbst wurde, war der kleine Apfelbaum nicht mehr stolz auf seine Blätter. Nur die, die an den Spitzen der Zweige wuchsen, waren sehr schön. Die meisten Blätter jedoch sahen hässlich aus. Das waren die letzten Spuren der Blattläuse. Wellig und eingerollt hingen sie herab. Der kleine Baum war froh, sie schnell abwerfen zu können.
     
    Auch in diesem Herbst richtete sich Schnuffel sein Winterquartier in der Nähe des Ahornbaumes ein. Selbstverständlich sammelte er auch die schönen und weniger schönen Blätter des kleinen Apfelbaumes ein.
    „Na, dieses Jahr sind es ja schon ein paar mehr“, sagte er und lächelte.
    „Ach, lass die hässlichen Blätter ruhig liegen. Du findest bestimmt schönere“, erwiderte etwas traurig der kleine Baum.
    „Warum?“, fragte der Igel. „Ich brauche die Blätter nicht, um mich zu schmücken. Sie sollen mich im Winter wärmen und das tun die hässlichen genauso wie die schönen. Dass manche Dinge schlechter als andere aussehen, heißt doch nicht, dass sie auch schlechter sind.“
    Er wendete und wollte verschwinden. Doch plötzlich hielt er inne und drehte sich noch einmal um.
    „Ähm, was ich noch fragen wollte: Wenn du einmal Äpfel trägst, hebst du mir dann einen auf?“
    „Natürlich!“, rief der kleine Apfelbaum, der sich freute, dass es für seine Früchte schon Interessenten gab. „Soviel wie du willst!“
    „Vielen Dank.“, sprach da Schnuffel. „Und schlaf' auch schön. Wir sehen uns nächstes Jahr im Frühling.“
    Und mit diesen Worten verschwand er, um sich auf den Winterschlaf vorzubereiten.
     
    Es dauerte nur noch wenige Tage, da schlief auch der kleine Apfelbaum tief und fest. Doch der Winter ließ auf sich warten. Ende Dezember fiel der erste Schnee. Die weiße Decke blieb lange liegen. Das war gut für die Pflanzen, aber schlecht für die Tiere, die sich Nahrung suchen mussten.
    So kam eines Tages auch ein Hase vorbei gehoppelt. Er kratzte hier im Schnee und da im Schnee. Das Tier suchte nach etwas Essbarem, das nicht so hart war wie die Rinde der Bäume und besser schmeckte. Durch Zufall kratzte er auch an der Stelle, unter der sich der kleine Apfelbaum befand. Der Hase freute sich. Obwohl die Spitzen der Äste auch nicht gerade weich waren, so machten sie ihn doch satt. Deshalb begann er zu knabbern.
     
    „Aua, aua“, rief der kleine Apfelbaum, der sich nicht sicher war, ob das Ganze nur ein böser Traum ist. Schnell begriff er, dass er aufgewacht war und irgendetwas in seine Zweige biss.
    „Was soll das?“, fragte er erbost das Tier.
    „Ich habe Hunger und muss etwas essen. Auch wenn ich verstehen kann, dass dir das nicht gefällt“, entgegnete der Hase, den die Tiere Meister Langohr nannten. „Übrigens: Hast du noch mehr so schmackhafte Zweige?“
    Der kleine Apfelbaum log.
    „Nein, ich bin noch ein ganz kleiner Baum und habe nur diesen Ast.“ Schließlich wusste er, was der Hase mit dieser Frage bezweckte.
    „Schade. Dann muss ich woanders weiter suchen“, erwiderte Meister Langohr. Im Weghoppeln rief er noch: „Vielleicht sehen wir uns einmal wieder.“ Den kleinen Apfelbaum schüttelte es bei dem Gedanken. Er verkniff sich aber ein ‚Das will ich nicht hoffen‘ und versuchte, erneut einzuschlafen.
     
    Das war jedoch nicht so einfach. Am nahegelegenen Hang rodelten Kinder und machten dabei viel Lärm. Darunter waren auch einige Jungen. Der kleine Apfelbaum überlegte, ob er vielleicht einem dieser Kinder sein Leben zu verdanken hatte. Und während er darüber nachdachte, schlummerte er ein.
     

10. Die ersten Blüten
     
    Der Frühling kam schnell und wärmer als in dieser Jahreszeit üblich. Als der Schnee schmolz und der kleine Apfelbaum erwachte, erinnerte er sich schmerzhaft an den Hasen. Nicht nur, dass er ihm zwei Zweige angeknabbert hatte. Durch die offenen Wunden drang der Frost tief in die Äste ein und
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