Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gute Maedchen tuns im Bett, boese ueberall

Gute Maedchen tuns im Bett, boese ueberall

Titel: Gute Maedchen tuns im Bett, boese ueberall
Autoren: Anne West
Vom Netzwerk:
Stier greift an! Ich drehe mich wie hypnotisiert um, gebannt verfolge ich die Szene: Seine Hufe trommeln ohne Unterlaß, ihre Füße haben sich in die lose Erde eingegraben. Sein Kopf ist gesenkt, sie erwartet ihn hocherhobenen Hauptes, ohne zu blinzeln. Sein Angriff ist schwer und heftig, sie weicht ihm mit einem wippenden Schritt aus und plaziert ihren Säbel zwischen seinem Widerrist. Dazu schreit sie auf. Wie befreit und mit einem Hauch Mordlust. Und Lust. Ich laufe aus der Arena heraus, meine Gedanken wirbeln. Abrupt bleibe ich stehen und wache auf. Ich bin ich. Schaut mich an oder nicht, es wird sich nichts daran ändern. Und jetzt schauen sie, nachdem ich mir das gesagt habe. Ich spüre die Sonne in meinem Nacken, mein Blut pumpt sich voll mit Wärme und fließt durch meine Adern, und ich sehe sie wieder. Die Menschen um mich herum werden wieder real. Und ich fühle mich, meine Schenkel, den kleinen Schweißtropfen, der sich einer Perle gleich mein Rückgrat hinunter stiehlt, um in dem senkrechten Lächeln zu versickern. Und dann taucht er auf, mein Caballero. Wilde dunkle Augen, ein muskulöser Körper unter dem seidigen, sich an seine Schultern schmiegenden Rüschenhemd. Den schwarzen Caballerohut lässig in die Stirn geschoben, mit der rechten Hand locker die Zügel des widerwilligen Arabers zwischen seinen Schenkeln haltend, die andere ruht auf dem edlen Rist des Tieres. Gitarrenklänge, ein Flamenco, die Rose, Zeichen der Leidenschaft. Das Pferd tänzelt, die Hufe klappern auf dem Riaster. Der Caballero blickt mich an, und ich spüre seinen Blick wie ein Brennen auf meinem Gesicht. Er beugt sich zu mir herunter und steckt mir die Rose ins Haar. Dann jagt er davon. Ein junges Mädchen schaut mich zornig an, und das ist es. Die Gefahr. Aus der Arena ertönt ein Schrei aus tausend Kehlen. Der Stier ist tot. Ich lebe.
    Erotik hat also nicht unbedingt etwas mit knisternden Seidenstrümpfen, einem tiefen Dekollete oder schwerem Parfüm zu tun. Erotik könnte man schon fast als Berührung der Seelen bezeichnen, eine Sache, die nur über den Kopf abläuft. Die Phantasie ist blühender als die Wirklichkeit, die Imagination hält länger an als das tatsächliche Erleben eines Abenteuers. Wer kennt das nicht: die knisternde Spannung, die in der Luft liegt, wenn man einen absolut anziehenden, aufregenden Menschen trifft. Die Gespräche, voller Andeutungen, leiser Versprechungen und zarter, ziehender Sehnsucht; die Blicke, die sich fest zusammenschmieden, wo die bloße Berührung der Fingerspitzen ein seltsam sexuelles Gefühl hervorruft. Und dann der Wunsch, miteinander zu schlafen. Und dann der nächste Morgen. Die Fingerspitzen sind taub, und irgendwie wünscht man sich, daß man es noch länger herausgezögert hätte. Okay, es war gut, es war befriedigend, es war wild, es war zärtlich. Aber die Spannung, diese Ungewißheit und lüsterne Vorfreude werden nie wieder so aufregend sein wie davor. Und erzählen Sie mir nicht, daß es bei Ihnen nicht so ist. Sie sollten sofort ein Buch schreiben, wie man sich die erotische Spannung immer erhält. Immer.
    Ich habe den Caballero ziehen lassen. Mir genügte die bloße Vorstellung, von ihm verführt zu werden, seine Haut zu schmecken, in sein Gesicht zu schauen, wenn er kommt, und seine Hüftknochen an meinen Lenden zu spüren.
    Erotische Tagträume kann man stets und überall haben. Selbstverständlich hat man auch noch andere Sachen im Kopf, wenn man morgens zur Arbeit fährt; doch was kosten schon fünf Minuten wollüstiger Sex zwischen den Ohren? Schauen Sie sich um. Wo ist das Objekt Ihrer Begierde? An der Ampel wartet ein distinguierter Herr im Anzug, eine strenge Hornbrille vor den jadegrünen Augen. Der Gabardinestoff schmiegt sich an seine Hüften. Ob er Unterwäsche trägt? Vielleicht nicht? Ob sich seine Brustwarzen zusammenziehen, wenn man mit den Fingern an den Seiten seines Brustkorbs hochfährt? Wie sich wohl seine Hände anfühlen, wenn er meinen Körper erkund et. Oder sie dort. Sie schminkt sich rasch während einer Rotphase die Wimpern. Warum hatte sie heute morgen keine Zeit? Wurde sie heute morgen mit einem harten, festen, steifen Schaft geweckt, der sich zielstrebig zwischen ihre schlafenden Schenkel drängte, um in die Nässe einzudringen, die dort jeden Morgen wartet? Hat sie geschrien, als sie gekommen ist? Oder geseufzt und sich noch näher an ihn gedrängt?
    Im alten Japan war es üblich, daß sich Frauen gedanklich auf das Liebesspiel
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher