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Gute Maedchen tuns im Bett, boese ueberall

Gute Maedchen tuns im Bett, boese ueberall

Titel: Gute Maedchen tuns im Bett, boese ueberall
Autoren: Anne West
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andere, die sagen, daß ihnen bei dem Gedanken, einer Frau weh zu tun, der Schniedel einschrumpft. Daß sie Männer, die an Gewalt denken, umbringen möchten. Die fragen, ob es weh tut, wenn sie zu fest stoßen, die sich selbst bremsen, wenn sie merken, daß sie die Kontrolle verlieren. Die Kontrolle verlieren?
    Aha, dachte ich mir. Es gibt also eine innere Schranke, die bei jedem fallen könnte? Fast. Bei den meisten wird diese Schranke immer an ihrem Platz bleiben. Bei anderen hebt sie sich für einen kurzen Moment. Der Moment, wo sie auf die Lust in ihrem Kopf starren, auf wogende Brüste unter ihnen. Unter! Und zustoßen, fest die Handgelenke der Frau ins Laken pressen, ihre Beine mit den Oberschenkeln auseinanderhalten und nur noch stoßen, stoßen, nehmen, egal.
    Vergewaltigung?
Hang zur Gewalt?
Brutal?
Menschlich. Männlich.
Und bei wenigen steht diese Schranke immer weit auf. Das
    sind die, die nachts Frauen anfallen, in Wohnungen einbrechen, Sex erpressen.
    In vielen Filmen, in zahllosen Büchern, da nimmt sich der Held sein Weib. Und sie, nach einigem Sträuben, zerfließt in seinen Armen. Als ob sie darauf gewartet hätte, daß er roh zur Sache geht. Er zieht sie an sich, zwingt ihr einen Kuß auf. Und im Drehbuch steht nichts Besseres, als daß sie nach einigem Zögern und Zappeln doch ihre Arme um seinen Nacken schlingt. Puh. Da muß man als Typ ja wirklich glauben, daß Frauen darauf warten, daß sie angesprungen werden. He, ich will jetzt nicht ganz Hollywood gegen mich haben, auch nicht sämtliche Erfolgsschriftsteller, die aufgrund von sogenannten romantischen Vergewaltigungen eine Menge Kohle machen, aber Leute, es ist doch nie so wie im Film oder in Büchern. Die Gratwanderung zwischen Begehrtwerdenwollen und der rabiaten Zurschaustellung von Begierde ist schmal. Gut: Frauen wollen auch schon mal von ihrem Liebsten überfallen werden. Oder schwärmen schon mal von einem wilden Liebhaber. Aber keine von ihnen will vergewaltigt werden.
    Sorry, Jungs, aber es ist eindeutig geklärt, wer schuld an Vergewaltigungen hat. Und warum fühlen sich Frauen oft auch noch schuldig?
    Weil sie gefangen sind in Kommentaren wie: Wie die sich anzieht, ist es kein Wunder, daß einer sie vergewaltigt. Oder: Sie hat ihn bestimmt angemacht und dann abblitzen lassen. Spielt doch kein Mann mit. Oder: Sie hatte doch schon viele Freunde, warum regt sie sich jetzt auf? Oder: Sie hat es doch gewollt.
    Fast jeder dreht es so hin, daß sie einfach zu verführerisch war, ihn animiert hat. Und das wird die weiblichen Opfer von Vergewaltigungen dazu bringen, die Schuld auch auf sich zu nehmen. Es gibt sicherlich Grenzsituationen. Wenn er ihr nicht gefällt, aber schon fast drin ist, und dann abwehrt, könnte ein Mann, der sie nicht kennt, das als Spiel mißverstehen. Aber sogar dann muß ich sagen: Pfoten weg. Sofort! Und auch wenn es fast soweit war, mit ihrem Einverständnis: Frauen haben das Recht, auch noch eine Sekunde vorher nicht mehr zu wollen.
    Was haben Männer davon, wenn sie Frauen vergewaltigen? Ich lasse die Vergewaltigung von Knaben und Mädchen jetzt weg, weil es jedem klar ist, daß das das Absche ulichste ist, was es gibt. Aber einen erwachsenen Menschen durch Sex zu unterwerfen, ist etwas viel Diffizileres, als sie durch berufliche oder sportliche Machtausübung zu unterwerfen.
    In mir keimt der Gedanke auf, daß sich Männer nicht nur einfach fürchten, daß die weibliche Macht auf allen Gebieten des Lebens zu stark wird, und Männer deshalb ihre Stärke demonstrieren, um wenigstens auf einem Gebiet zu beweisen, daß sie eben doch die Herren der Welt sind.
    Ich denke sogar, daß wir das nicht universal auf jeden Mann anwenden können, daß er Angst vor der weiblichen Macht hat. Die Ursachen liegen in jeder individuell verpflanzten Anlage. Vergewaltigungen in der Ehe rühren zum Beispiel sicherlich auch daher, daß der Mann sich das nimmt, wovon er glaubt, ein Recht drauf zu haben. Er hat nicht die Vernichtung der Emanzipation im Sinn.
    Männer, die Frauen vergewaltigen, um sie gefügig zu machen, wie beispielsweise Mädchenschlepper, die Frauen aus den Ostblockstaaten nach Deutschland locken und sie dann als Huren verkaufen, diese Männer wollen mit dem »Einreiten«, wie es in dieser Branche genannt wird, Angst einjagen, wollen der Frau brutal klarmachen, daß ein Mann sich nimmt, was er will, und sie keine Möglichkeit hat, etwas dagegen zu tun.
    Wir leben in einer Gesellschaft, die den Tätern mehr
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