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Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help

Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help

Titel: Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help
Autoren: Kathryn Stockett
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wird es den Wert des Hauses steigern.«
    »Komm schon, Baby Girl. Streck die Hände dahin, unters Wasser.«
    Aber die Kleine zappelt und wehrt sich. Ich versuch, ihr die Finger einzuseifen, doch sie windet sich mir aus dem Arm. Sie rennt gradewegs zu ihrer Mama, reckt das Kinn vor und zieht dann, so fest sie kann, an der Telefonschnur. Der Hörer fällt Miss Leefolt aus der Hand und knallt auf den Fußboden.
    »Mae Mobley!«, sag ich. Ich renn hin, um sie zu holen, aber Miss Leefolt ist schneller. Sie lächelt, wie wenn sie die Zähne fletscht, und klatscht der Kleinen mit der flachen Hand hinten auf die nackten Schenkel, so fest, dass ich zusammenzuck.
    Dann packt Miss Leefolt Mae Mobleys Arm und reißt bei jedem Wort dran. »Du rührst dieses Telefon nie wieder an, Mae Mobley!«, ruft sie. »Aibileen, wie oft muss ich Ihnen sagen, Sie sollen sie von mir fernhalten, wenn ich telefoniere!«
    »Entschuldigung«, sag ich, nehm Mae Mobley hoch und versuch sie an mich zu drücken, aber sie brüllt und ist rot im Gesicht und wehrt sich gegen mich.
    »Komm, Baby Girl, ist ja gut, ist ja alles …«
    Mae Mobley guckt mich grimmig an, beugt sich zurück und Wamm! boxt mich genau aufs Ohr.

    Miss Leefolt zeigt auf die Küchentür und schreit: »Aibileen, raus, alle beide!«
    Ich trag Mae Mobley in die Küche. Ich bin so wütend auf Miss Leefolt, dass ich mir auf die Zunge beißen muss. Wenn diese dumme Frau ihr Kind mal beachten würd, dann würd so was nicht passieren! Wie wir in Mae Mobleys Zimmer sind, setz ich mich in den Schaukelstuhl. Sie schluchzt an meiner Schulter, und ich streichel ihr den Rücken, froh, dass sie mein zorniges Gesicht nicht sieht. Ich will nicht, dass sie denkt, ich bin wütend auf sie.
    »Okay, Baby Girl?«, flüster ich. Mein Ohr tut weh von ihrer kleinen Faust. Ich bin so froh, dass sie mich geschlagen hat statt ihrer Mama, weil ich nicht weiß, was die Frau mit ihr gemacht hätt. Ich guck runter und seh rote Striemen hinten auf ihren Beinen.
    »Ich bin ja hier, Baby Girl, Aibee ist hier.« Ich wieg sie und streichel sie und tröst sie.
    Aber die Kleine heult und heult.
     
    Um die Mittagszeit, wie meine Geschichten im Fernsehen kommen, wird es draußen im Carport still. Mae Mobley sitzt auf meinem Schoß und hilft mir, die Bohnen putzen. Sie ist immer noch durcheinander von heut Morgen. Ich wohl auch, aber ich hab’s weggeschoben, irgendwohin, wo ich mich nicht damit rumplagen muss.
    Wir gehen in die Küche, und ich mach ihr ein Wurstsandwich. Draußen sitzen die Arbeiter in ihrem Laster und essen ihren mitgebrachten Lunch. Ich bin dankbar für die Ruh. Ich lächel die Kleine an und geb ihr eine Erdbeere, froh, dass ich bei der Sache mit ihrer Mama hier war. Ich mag gar nicht dran denken, was passiert wär, wenn ich nicht bei ihr gewesen wär. Sie stopft sich die Erdbeere in den Mund und lächelt zurück. Ich glaub, vom Gefühl her weiß sie’s auch.
    Miss Leefolt ist nicht da, also überleg ich, ob ich Minny bei
Miss Walters anruf, um zu hören, ob sie schon Arbeit gefunden hat. Aber eh ich dazu komm, klopft’s an der Hintertür. Ich mach auf, und da steht einer von den Arbeitern. Ein alter Mann. Er hat einen Overall an, über einem weißen Hemd.
    »Tag, Ma’am. Dürft ich um bisschen Wasser bitten?«, fragt er. Ich kenn ihn nicht. Muss irgendwo im Süden der Stadt wohnen.
    »Klar«, sag ich.
    Ich hol einen Pappbecher aus dem Schrank. Er ist von Mae Mobleys zweitem Geburtstag, mit Luftballons drauf. Ich weiß, Miss Leefolt will nicht, dass ich ihm eins von den Gläsern geb.
    Er trinkt das Wasser in einem Zug aus und gibt mir den Becher wieder. Sein Gesicht ist ganz müd. Er hat so was Einsames in den Augen.
    »Wie läuft’s?«, frag ich.
    »Ist Arbeit«, sagt er. »Ist noch kein Wasseranschluss da. Wir werden wohl ein Rohr von der Straße runterlegen.«
    »Möcht der andere auch was trinken?«, frag ich.
    »Wär sehr nett.« Er nickt, und ich nehm für seinen Kumpel auch einen lustigen Becher raus und füll ihn an der Spüle.
    Er bringt ihn nicht gleich dem anderen.
    »Entschuldigung«, sagt er, »aber wo …« Er steht einen Augenblick da und schaut auf seine Schuh. »Wo könnt ich Wasser lassen?«
    Er guckt mich an, und ich guck ihn an, und eine Weile stehen wir beide nur da und gucken uns an. Ich mein, das ist doch wirklich komisch. Nicht zum Lachen komisch, sondern auf die Art komisch, dass man denkt: Das gibt’s doch nicht. Da haben wir zwei Klos im Haus und noch eins, das grad
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