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Gute Beziehungen

Gute Beziehungen

Titel: Gute Beziehungen
Autoren: Thomas Gordon
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sogar in Schulen eine Wende zum Besseren herbeiführen. Einmal habe ich einen unserer Kursleiter in das Büro des Schulrats eines wohlhabenden Vorortschulbezirks begleitet, um das Projekt eines Lehrerfortbildungsprogramms zu erörtern. Als wir im Vorraum warteten, eilte ein gut gekleideter junger Mann an uns vorbei und trat, ohne zu zögern, beim Schulleiter ein. Einige Minuten später öffnete dieser die Tür und bat uns einzutreten. Wie sich herausstellte, war der eilige junge Mann der Präsident des Schulbeirats. Als er uns die Hand gab, entschuldigte er sich dafür, dass er sich vorgedrängelt hatte. Er stehe unter Zeitdruck und habe mit dem »Boss« nur rasch ein Problem besprechen wollen, vor dem er in seinem Unternehmen stehe. Wie sich herausstellte, war er Personalchef einer nahe gelegenen Firma und hatte gerade die Einstellungsgespräche mit einigen Schulabgängern hinter sich, die im Sommer in seinem Unternehmen anfangen wollten. Den Schulleiter hatte er aufgesucht, um sich zu beklagen. Die Schulen seien nicht in der Lage, die Schüler auf die Aufgaben vorzubereiten, die in einem Hightech-Unternehmen wie dem seinen verlangt würden. Anweisungen könnten die jungen Leute hervorragend befolgen, doch selbst die klügsten unter ihnen seien kaum in der Lage, adäquat zu kommunizieren, Probleme zu lösen, in Gruppen zu arbeiten und Konsens herzustellen. »Wir haben keine Lust, unsere Mitarbeiter noch einmal auf die Schulbank zu schicken, weil sie hier nichts gelernt haben«, klagte er, »das ist Ihre Aufgabe.« Er wollte wissen, was der Schulleiter zu tun gedenke.
    Ich weiß nicht, was in diesem besonderen Schulbezirk geschah, doch wenn die Verantwortlichen in der Wirtschaft, die den Arbeitsplatz demokratisieren wollen, mit den Schulen zusammenarbeiten, sind die Aussichten sehr gut, dass die Erziehungspyramide abgeflacht, vielleicht sogar ganz abgetragen werden kann, mit dem Erfolg, dassdie extrinsischen Kontrollen (Noten, Strafen, Belohnungen usw.), die die Erziehung so stark beeinträchtigen, abgeschafft werden können.
    Wie erwähnt, wissen wir seit einem Vierteljahrhundert oder mehr, wie sich Schulen gründlich verbessern ließen, doch trotz einer Fülle von Forschungsergebnissen beschränken wir unsere Bemühungen auf Äußerlichkeiten wie Lehrplanreformen und standardisierte Tests, statt uns auf die Verbesserung der Beziehungen zu konzentrieren, wo wir echte akademische und soziale Erfolge erzielen könnten.
Die Ausbreitung der Demokratie
    In der Zeit zwischen meinem ersten Kurs für siebzehn Eltern und heute haben sich bemerkenswerte Veränderungen vollzogen. Ich will mich auf die Schilderung von einigen wenigen beschränken: Mehr als vier Millionen Menschen in 47 Ländern und 30 verschiedenen Sprachen haben das Buch Die Familienkonferenz gekauft, und weltweit fanden unsere Trainingskurse bisher mehr als 1,5 Millionen Teilnehmer. Insgesamt sind mehr als sechs Millionen unserer Bücher verkauft worden. Wir haben Fachleute trainiert und autorisiert, die in 27 Ländern unsere Seminare durchführen und neue Kursleiter ausbilden. Weltweit sind mehr als 50 andere Eltern-Trainingsprogramme eingerichtet worden, an denen pro Jahr 50 000 Menschen teilnehmen. In einigen dieser Programme ist man inzwischen wie ich zu der Überzeugung gelangt, dass jede Form körperlicher oder seelischer Bestrafung völlig abgeschafft und durch demokratischere Mittel zur Bewältigung von Meinungsverschiedenheiten und Konflikten ersetzt werden muss. Beispielsweise wurde in einem bekannten Programm den Teilnehmern jahrelang Rudolf Dreikurs’ Konzept der »logischen Konsequenzen« als Methode zum Umgang mit nichtakzeptablem Verhalten vermittelt, bisdie Kursleiter entdeckten, dass ihre Teilnehmer den Begriff logische Konsequenzen einfach als Euphemismus für Strafe verstanden. Heute empfehlen sie ein Brainstorming-Verfahren, das unserem Schritt zwei der Konfliktlösung entspricht, um hilfreiche, akzeptable Lösungen für problematische Verhaltensweisen zu entwickeln. Einen derartigen Umstieg auf gewaltfreie Methoden finde ich sehr ermutigend.
    Lassen Sie mich es noch einmal sagen: Ich bin der ehrlichen Überzeugung, dass es keinen Weltfrieden geben kann, bevor nicht unsere zwischenmenschlichen Beziehungen friedlich sind. Das vorliegende Buch ist mein Versuch, den Menschen zu friedlichen und glücklichen Beziehungen zu verhelfen. In einem früheren Versuch sponserten wir weltweit eintägige Konfliktlösungs-Kurse. Ein Ableger des
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