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Gut geplant ist halb verloren

Gut geplant ist halb verloren

Titel: Gut geplant ist halb verloren
Autoren: Steffi von Wolff
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Kindern rast in meinen Rücken. Schreiend verschwinden wir alle zusammen kurz darauf im Wasser. Habe seitdem wieder Rückenschmerzen. Und der Mann mit den zehn Hämmern scheint auch ausgeschlafen zu haben …
    17 Uhr 10
    Bekomme eine mittelschwere Panikattacke wegen der ganzen Dinge, die noch zu erledigen sind. Mein Mann beruhigt mich und behauptet, ich würde aus einer Mücke einen Elefanten machen. Ja, wo gibt es denn so was? Der hat gut reden, er setzt sich schließlich immer nur an den gedeckten Tisch. Eine Frechheit! Ich werde nach Weihnachten einen Artikel über Emanzipation in der Vorweihnachtszeit schreiben und ihn
Emma
anbieten. Die freuen sich bestimmt.
    17 Uhr 20
    Ich setze mich an den Küchentisch und mache eine Liste.
Ganz dringend
,
Dringend
und
Weniger dringend
.
    17 Uhr 45
    Die Liste ist fertig. Steht nur was bei
Ganz dringend
. Furchtbar! Warum war ich im Schwimmbad und habe nicht fertig geputzt? Warum, warum, warum? Lasse den Rest des Tages bei einigen Flaschen trockenem Weißwein ausklingen.
    20 Uhr 10
    Ist alles gar nicht so schlimm,
hicks
. Kriegenwirschonhin.
Hicks
. Lalala. O Tannenbaum o Tannenbaum, wie grün sind deine Blätter.
Hicks
. Kann auch singen, jaaaa. Besonders Weihnachtslieder. Jaaaa. Ichsolltemichnichtsoverrücktmachen. Hui, alles dreht sich, wie im Karussell!
    21 Uhr 01
    Fröhöliche Weihnacht überall … wiegehtendasweiter? Weiß auch nicht.
Hicks
.
    Ups. Weinflasche ist mir hingefallen, lustig. Wie die Scherben glitzern, das ist ja witzig! Au. Noch mal au. Die Scherbensollteichwohlbesserliegenlassen.
    21 Uhr 10
    Glaube, ich gehe jetzt ins Bett. Wecker stellen auf sieben Uhr.
    Montag, 24. Dezember
    7 Uhr 00
    Wecker klingelt pünktlich. Och, noch fünf Minuten.
    8 Uhr 30
    O nein, warum hat denn der Wecker nicht geklingelt? Schnell, schnell, aufstehen.
    9 Uhr 20
    Aufstehen!
    9 Uhr 30
    Ich habe einen Kater!
Heißajuchhe, brummt mir der Schädel.
    9 Uhr 35
    Liste nehmen, los, in die Stadt fahren. Meine Hand tut weh. Und wie sieht die denn aus? Ich habe mich wohl doch tiefer geschnitten, als ich dachte. Kann man jetzt nicht ändern.
    10 Uhr 01
    Habe einen Parkplatz. Werte das als gutes Zeichen.
    12 Uhr 10
    Habe sooo viel eingekauft: acht Gänse, neun Kilo Fonduefleisch, zwölf Paletten Fonduesoßen, zweihundertneunzig Liter Wein – Reserve muss sein –, fünfhundert Brötchen für ein gemütliches Frühstück, zwölf Karpfen – gebe ihnen Namen, woraufhin mich Fritz vorwurfsvoll durch die Plastikfolie anstarrt –, einundzwanzig Kilo Zutaten für Tiramisu und so weiter. Aber das wird nicht reichen. Niemals.
    12 Uhr 30
    Wagen setzt beim Ausparken auf dem Bordstein auf, weil der Kofferraum überfüllt ist. Merke an der Ampel, dass ich Servietten und die doofen neuen Gläser vergessen habe. Noch mal zurück, schnell.
    12 Uhr 45
    Habe nur noch ganz schreckliche Gläser bekommen – mit Gravur, gibt es etwas Entsetzlicheres? Jetzt habe ich Gläser, auf denen in Schreibschrift
Wohl bekomm’s!
steht. Und einfarbige Papierservietten in Dottergelb, weil alle anderen Servietten schon ausverkauft waren. Ich könnte die hässlichen Gläser vor Wut gegen die Wand werfen. Tu es aber nicht, weil, sonst hab ich ja keine Gläser.
    14 Uhr 30
    Der Weihnachtsbaum ist dreimal umgefallen. Ich bin noch nie mit diesen Christbaumständern zurechtgekommen. Und ich werde auch nie mit diesen Christbaumständern zurechtkommen! Warum kann man nicht einfach ein Loch in den Holzfußboden bohren und den Baum darin einzementieren? Vielleicht im nächsten Jahr.
    Jedenfalls steht der Baum jetzt und kann geschmückt werden, leider ohne die wertvollen Fünfziger-Jahre-Kugeln. Sieht trotzdem wunderschön aus. Tanze mit den Kindern um den fertig geschmückten Baum. Alles wird gut!
    Sohn verliert das Gleichgewicht und stürzt. Natürlich nicht allein: Baum fällt wieder um. Neuwertiger Baumschmuck im Wert von einhundertzwanzig Euro ist nicht mehr. Auch ich falle um. Ist der erste Kreislaufkollaps meines Lebens.
    15 Uhr 10
    Erhole mich relativ schnell. In zwei Stunden kommen die Gäste. Bin am Tischdecken. Lege eine rote Tischdecke auf den Gabentisch.
    15 Uhr 11
    Gabentisch.
    15 Uhr 12
    Gabentisch?
    15 Uhr 13
    Gabentisch!
    15 Uhr 14
    Schnell setzen.
    15 Uhr 15
    Feststellung: Habe vergessen, Geschenke zu kaufen. Der Gabentisch ist
völlig überflüssig!
Möchte schreien.
    15 Uhr 16
    Ich schreie jetzt.
    15 Uhr 17
    Kann nicht mehr schreien, meine Stimme versagt.
    15 Uhr 18
    Ich muss noch mal in die Stadt, Geschenke
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