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Gut geplant ist halb verloren

Gut geplant ist halb verloren

Titel: Gut geplant ist halb verloren
Autoren: Steffi von Wolff
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flackernden Kaminfeuer bei einer Tasse Tee, nach der ich läuten (ja, läuten) würde. Bin so verschwitzt. Finde kein Deo (stand auf der anderen Seite der Liste). Kinder heulen, haben Hunger. Schnell Pizza in den Ofen schieben (kriege schlechtes Gewissen wegen der Pizza, töne ich doch sonst immer rum, dass eine ausgewogene Ernährung das Wichtigste ist …). Geht aber jetzt nicht anders. Punkt. Kinder mosern, weil Pilze auf der Pizza liegen. Ruhe jetzt!
    16 Uhr 45
    Habe endlich alles beisammen. Alle Einkäufe erledigt. Hurra! Aufatmen. Geschafft, geschafft, geschafft!
    16 Uhr 50
    Doch nicht aufatmen. Muss ja noch putzen, und zwar gründlich. Furchtbar! Aber letztes Jahr ist eine meiner Tanten mit dem Finger über einen Schrank gefahren und hat mir den Staub ins Gesicht gepustet. Kommentierte das Ganze dann auch noch lautstark mit: »Siehst du mich noch?« Braucht kein Mensch.
    17 Uhr 10
    Habe Kopfschmerzen wie irr. Kinder fragen minütlich: »Wie lange dauert’s noch, bis Weihnachten da ist?« Immerhin: Grundreinigung abgeschlossen.
    18 Uhr 30
    Kriege jetzt auch noch Rückenschmerzen. Liege aber optimal im Zeitplan. Küche schon fast perfekt. Sogar die Gardinen sind schon in der Maschine. Alles wird gut!
    19 Uhr 30
    Backofentür löst sich von den Schrauben und fällt mir auf den Fuß. Waschmaschine mit Gardinen stoppt mitten im Programm. Tür lässt sich nicht öffnen. Herbeigerufener Nachbar sagt, sie sei kaputt. Nichts mehr zu machen. Öffne Tür mit Gewalt. Kann dann in der Waschküche meinen Fahrtenschwimmer machen. Heule. Hänge die halbgewaschenen, tropfnassen Gardinen wieder an die Fenster, darunter lege ich Handtücher. Würze die Frikadellen fürs Abendessen versehentlich mit Zucker. Familie streikt daraufhin. Ein Mann mit zehn Hämmern sitzt in meinem Kopf und schlägt mich damit.
    21 Uhr 20
    Falle todmüde ins Bett. Den Rest erledige ich morgen.
    Sonntag, 23. Dezember
    8 Uhr 30
    Ich habe das Recht, auch mal ein bisschen länger zu schlafen. Fahre jetzt gleich frisch und erholt in die Stadt, hole die Sachen aus der Reinigung, außerdem Gläser und Tischschmuck.
    Frühstück? Keine Zeit. Familie schläft außerdem noch. Egal, sind ja Ferien beziehungsweise Urlaub. Wann hatte ich eigentlich das letzte Mal Urlaub? Ich glaube, das war 1991. Da wurde Weihnachten in der Karibik gefeiert und ich musste nichts einkaufen, weil alles
all inclusive
war. Möchte unverzüglich in die Karibik. Jetzt.
    9 Uhr 10
    Komisch, ist gar nicht viel los auf den Straßen. Und in der Stadt auch nicht. In der Fußgängerzone erst recht nicht. Hurra! Das gibt stressfreies Einkaufen.
    9 Uhr 20
    Knalle mit dem Kopf gegen eine Ladentür, die sich normalerweise automatisch öffnet. Alles dunkel. Komisch. Die Geschäfte müssten doch längst geöffnet sein.
    Kirchenglocken läuten. Die läuten doch nur sonntags um diese Zeit.
    9 Uhr 21
    Feststellung: Es
ist
Sonntag.
    9 Uhr 30
    Ich fahre wütend wieder nach Hause. Habe die Nase gestrichen voll. So was Dämliches! Entschließe mich dazu, Weihnachten ausfallen zu lassen. Ich muss mir nur auf die Schnelle zehn Punkte einfallen lassen, wie ich die ganzen Leute wieder auslade und die Familie davon überzeuge, in diesem Jahr auf Weihnachten zu verzichten. Gebe mir für die zehn Punkte fünf Minuten Zeit.
    9 Uhr 31
    …
    9 Uhr 32
    …
    9 Uhr 35
    …
    9 Uhr 36
    Mir fallen keine plausiblen Gründe ein. Mache zu Hause Frühstück, dann hole ich den Christbaumschmuck aus dem Keller. Herrlich, diese alten Baumkugeln aus den fünfziger Jahren. Ganz vorsichtig sein damit! Sachte, sachte aufs Sofa legen.
    9 Uhr 50
    Knirschen. Sohn hat sich auf die Baumkugeln aus den fünfziger Jahren gesetzt. Alles kaputt, was sonst? Suche nach Baldriankapseln, um einem Nervenzusammenbruch vorzubeugen. Finde natürlich keine. Ich muss wohl im letzten Jahr alle geschluckt haben? Da liegt noch eine Packung Valium, ist aber abgelaufen.
    10 Uhr 30
    Heute mach ich nichts mehr. Nichts. Stehe dann halt morgen ganz früh auf. Gehe jetzt mit den Kindern ins Kino und schaue mir einen schönen Film an. Dabei werde ich Popcorn essen, bis ich platze. Und die Kinder bekommen auch Popcorn. Wenn wir Glück haben, platzen wir alle gemeinsam, dann ist alles gut, und ich muss mir um nichts mehr Sorgen machen.
    11 Uhr 10
    Alle Vorstellungen ausverkauft. Macht doch nichts, und mir schon gar nicht. Dann eben Schwimmbad.
     
14 Uhr 30
    Das mit dem Schwimmbad war keine gute Idee. Bleibe in der Mitte der Rutsche hängen. Ein Bündel von acht
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