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Gun Machine

Gun Machine

Titel: Gun Machine
Autoren: Warren Ellis
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den Mieter der 3A nie kennengelernt. Es gibt eine langjährige Vereinbarung, die bereits Ihr Vater geschlossen hat. Was denken Sie, wie lange hat diese Vereinbarung schon Bestand? «
    » Zwanzig Jahre mindestens. Ich, na ja, ich hab leider keinen Papierkram, in dem ich nachsehen könnte. «
    » Dachte ich mir schon. Waren Sie überhaupt mal in der 3A? «
    Carman kratzte sich am Nacken. Und lächelte. Ein kleines, aber ausnahmsweise echtes Lächeln. » Einmal hab ich’s versucht. Damals, als ich das Gebäude übernommen habe, als mein Dad noch da war. Ich war jung, ich hatte das Entscheidende noch nicht gelernt. Ich wollte wissen, wer der unsichtbare Typ ist, verstehen Sie? Aber ich bin nicht reingekommen. Er hatte das Schloss irgendwie blockiert. Er hatte es nicht ausgewechselt, aber hinter der Tür waren Bolzen oder was weiß ich. Ich hab nie rausgekriegt, wie der Typ selbst rein- und rausgekommen ist. Und als ich das nächste Mal da war? Da hatte er das Schloss doch noch ausgetauscht und ein paar neue dazugebastelt. Ich hab meinem alten Herrn davon erzählt, aber der hat gesagt: Das ist nur der Typ aus der 3A, lass ihn in Ruhe, Schwamm drüber. «
    » Das Entscheidende? Sie hatten das Entscheidende noch nicht gelernt. Was ist so entscheidend? «
    » Wie gesagt, mit überflüssigen Fragen macht man sich nur das Geschäft kaputt. Man muss lernen, nicht dauernd nachzufragen. Das Entscheidende ist, die richtigen Fragen zur richtigen Zeit zu stellen. «
    » Ach ja? «
    » Das müssten Sie als Detective doch wissen. « Sichtlich stolz lehnte Carman sich in seinem Hinterzimmerthron zurück, nachdem er seinem Gast das hübsche Sprüchlein serviert hatte. Vermutlich hatte er es aus einer Fernsehshow.
    » An wen verkaufen Sie das Gebäude, Mr. Carman? «
    » An so ein Bankendings. Vivicy. Die machen Finanzdienstleistungen, das ganze komische Aktienzeugs, das keiner versteht und das immer irgendwie ausgedacht klingt. «
    Tallow notierte Vivicy, hielt einen Moment inne und beschrieb eine kleine Spiralbewegung mit dem Kuli. Er rührte die Nebelschwaden durch. » Mr. Carman, warum verkaufen Sie das Gebäude? Warum kauft es Vivicy? Und hatten Sie vor, Ihrem Käufer von dem Typen in der 3A zu erzählen, der sein Apartment komplett verbarrikadiert hat? «
    Carman saugte an seinen Zähnen. Tallow starrte ihn mit ausdrucksloser Miene an. » Ich verkaufe es, weil die mir genug Geld bieten, dass ich mich zur Ruhe setzen kann « , meinte Carman irgendwann. » Und zwar nicht in Florida, wo ich mich mit Drogen vollpumpe und gleichzeitig ertrinke und in die Luft fliege, während ich ein Kinderkarussell sprengen will. Sondern auf einer verschissenen Jacht mit Sklaven und so. «
    » Und? «
    » Und der Typ in der 3A ist nicht mein Problem. Die reißen das Ding ab. Und wenn der Durchgeknallte dann immer noch da drin ist, ist das auch nicht mein Problem. Geschieht ihm recht, und ich hab meine Kohle. Ist damit alles klar, Detective? «
    » Wann kriegen Sie das Geld? «
    » Wenn das Gebäude leer ist. «
    » Ich hatte auch gefragt, warum Vivicy es kaufen will. «
    » Das war leider nicht die richtige Frage zur richtigen Zeit. Aber wissen Sie… als mein alter Herr der Meinung war, dass ich clever genug bin, um gleichzeitig Kaugummi zu kauen und zu wichsen, hat er mir Folgendes erklärt: Das Land, mein Sohn, hat es so an sich, dass es nicht mehr produziert wird. Und das bedeutet, wenn du dir ein großes Glitzergebäude ins Bankenviertel stellen willst, für deinen ganzen Internetkram und deine Gadgets und deinen verdammten Goldschatz, lässt sich das Bankenviertel ganz sicher kein neues Grundstück nur für dich wachsen. Deshalb musst du dir ein altes Gebäude suchen, das Scheißteil abreißen und das neue auf das Loch draufbauen. «
    » Geben Sie mir die Namen der Leute, mit denen Sie bei Vivicy zu tun hatten. «
    Sofort spannten sich Carmans Schultern an. » Warum? «
    » Weil gar nichts abgerissen wird, bis ich mein Okay gebe. Ihr Gebäude ist ein Riesentatort, mit dem gar nichts passiert, bevor ich es verdammt noch mal so will. Die Namen? «

Neun
    Es wurde von Tag zu Tag schwerer, in Manhattan Münztelefone aufzutreiben. Und dem Jäger fiel es von Tag zu Tag schwerer, sie zu sehen.
    Aber noch wollte er nicht auf Prepaid-Handys zurückgreifen. Hätte man ihn wegen dieses Themas zur Rede gestellt, hätte er einräumen müssen, dass ihm die Feinheiten ihrer technischen Funktionsweise noch immer gewisse Rätsel aufgaben. War es leichter, ein
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