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Gun Machine

Gun Machine

Titel: Gun Machine
Autoren: Warren Ellis
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wie geteert.
    » Shite « , sagte Rosato, als er die ersten paar Stufen nahm. Tallow wollte sich an ihm vorbeidrücken, doch Rosato pfiff ihn zurück. Rosato war länger Streife gefahren, ehe er es zum Detective gebracht hatte, was ihm in seinen Augen eine unanfechtbare Überlegenheit auf der Straße verlieh. Tallow sei viel zu verkopft, erklärte er den Leuten gern, während Big Jim Rosato eben ein echter Straßenbulle war.
    Die Stimme des nackten Schrotflintenmanns hallte durchs Treppenhaus. Offenbar hatte sich der Nackedei nicht gerade über den Brief gefreut, den man ihm heute Morgen unter der Tür hindurchgeschoben hatte und der ihn darüber informierte, dass das Gebäude von einem Immobilienentwicklungsunternehmen aufgekauft wurde, das ihm ganze drei Monate gewährte, um sich eine anderweitige Unterkunft zu suchen. Der nackte Schrotflintenmann werde jedes Arschloch wegpusten, das ihm sein Zuhause wegnehmen wolle, weil das sein Zuhause sei und ihn niemand zwingen könne, irgendwas zu tun, was er nicht tun wolle, und davon abgesehen habe er eine Schrotflinte. Dass er nackt war, erwähnte er nicht. Vermutlich war er schlicht zu wütend für Klamotten.
    Auf dem zweiten Treppenabsatz warfen sie einen Blick nach oben. » Der Wichser ist im zweiten Stock « , zischte Rosato.
    » Der Typ ist nirgendwo mehr, Jim. Hör mal hin. Seine Stimme wandert die Tonleiter rauf und runter, und er brüllt immerzu den gleichen Mist. Vielleicht sollten wir einfach abwarten, bis ein Fachmann für Psychos auftaucht. «
    » Oder du liest ihm eins deiner Geschichtsbücher vor. Dann pennt er vielleicht ein und fällt auf seine eigene Schrotflinte. «
    » Im Ernst, Jim. «
    » Im Ernst, shite. Wir wissen nicht mal, ob der Schuss wen erwischt hat. « Rosato marschierte weiter und lockerte die Finger um den Griff der Kanone, die er dicht am Oberschenkel hielt.
    Leise stiegen sie die Treppe rauf. Die Stimme wurde lauter. Rosato erreichte den Treppenabsatz vor dem zweiten Stock, hob die Pistole, ging noch eine Stufe rauf und verkündete mit einem scharfen, festen Bellen, dass er von der Polizei sei. Dann nahm er die nächste Stufe.
    Und sein Knie knickte ein.
    Der nackte Schrotflintenmann trat oben an die Treppe und feuerte nach unten.
    Der Schuss riss die linke obere Hälfte von Jim Rosatos Schädel weg. Mit einem feuchten Klatschen landete ein faustgroßer Hirnklumpen an der Wand des Treppenhauses.
    Von seinem Standort aus, drei Schritte weiter hinten und rechts, konnte Tallow Rosatos Augapfel erkennen, der sich gut zehn Zentimeter außerhalb von Rosatos Kopf befand und noch immer durch ein Knäuel aus rötlichem Gewürm mit seiner Augenhöhle verbunden war. In dieser einen Sekunde wurde Tallow auf einer abstrakten Ebene klar, dass James Rosato seinen Mörder im letzten Moment seines Lebens aus zwei verschiedenen Winkeln zugleich sehen konnte.
    Dann zerplatzte auch der Augapfel an der Wand.
    Der Nachhall der Schrotflinte ließ die stickige Luft pulsieren.
    Das Klackern, als Jim Rosatos Mörder die Schrotflinte durchlud, schien sich endlos in die Länge zu ziehen.
    Tallow hatte die Glock im Anschlag, beidhändig, mit vierzehn Schuss im Magazin und einem auf der Startbahn. Unbewusst hatte er den Abzug schon halb heruntergedrückt.
    Jim Rosatos Mörder war ein ehemaliger Bodybuilder, dem Burger und lange Tage auf dem Sofa übel mitgespielt hatten. Er zitterte am ganzen Leib. Unter dem Schwabbelfleisch war der müde Rest seiner Muskeln zu erahnen. Sein Kopf war kahl und scheinbar zu klein für ein menschliches Hirn, sein Schwanz hockte zusammengeschrumpft auf seinen ausgebeulten Eiern wie eine ergraute Klitoris, und quer über seine Brust, verzerrt von seinen haarigen Titten, zog sich ein mieses Tattoo: Regina. In diesem Moment sah John Tallow keinen einzigen Grund, den Typen nicht einfach wegzuballern, und so durchlöcherte er Regina viermal und jagte dem Scheißkerl zu guter Letzt eine Kugel in den dämlichen Winzschädel.
    Der Schuss schleuderte Jim Rosatos Mörder zurück. Ein dünner Pissefaden vollzog seine Flugbahn nach, während er umkippte, ein letztes Mal reflexartig nach Luft schnappte, keuchte und starb.
    John Tallow stand stocksteif da und zwang sich, die stickige, bittere Luft voll Schwarzpulverrückständen und Blut einzuatmen.
    Ansonsten war der Flur leer. In der Wand hinter dem Toten gähnte ein Loch. Vielleicht hatte er wahllos auf die Mauer gefeuert, um Aufmerksamkeit zu erregen. Oder er war einfach wahnsinnig.
    Tallow war es
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