Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gun Machine

Gun Machine

Titel: Gun Machine
Autoren: Warren Ellis
Vom Netzwerk:
Wagen in die Rückseite der Gruft gesetzt hatte, war Assistant Chief Al Turkel offiziell beurlaubt– nach außen hin wegen des Verlusts eines seiner ältesten und besten Freunde: Jason Westover, der unter tragischen Umständen mit seiner geliebten Frau Emily aus dem Leben geschieden war. Ein gemeinsam geplanter Mord beziehungsweise Selbstmord in der besseren Gesellschaft, und noch dazu im Aer Keep! Angesichts eines solchen Trauerfalls hatte Turkel erklärt, könne er seinen Dienst unmöglich ausüben.
    Inoffiziell hatte Turkel zwei nervenaufreibende Tage lang nicht nachgegeben. Er hatte nicht geahnt, dass Tallow mit dem Jäger ins Krankenhaus Beth Israel gefahren war und seine eigene Behandlung hinausgezögert hatte, bis sich ein Arzt bereit erklärt hatte, den Wichser schleunigst mit Neuroleptika vollzupumpen. Zwei Tage später hatte der Jäger angefangen, halbwegs sinnvolles Zeug von sich zu geben, und den begleitenden Officers erklärt, dass er den Schlüssel und die Dienstmarke von seinem guten Freund Al Turkel habe.
    Tallow hatte sich an das Team gehängt, das die weniger frequentierten Kellerregionen der Gruft erforschen sollte. Wie sich herausstellte, hatten die Mitarbeiter ein informelles System entwickelt, das es müden Cops ermöglichte, sich zwischen anstrengenden Schichten in einer leer stehenden Zelle abseits des hauptsächlichen Gefängnisbetriebs aufs Ohr zu hauen. Es kränkte Tallow nur ein bisschen, dass ihm niemand davon erzählt hatte.
    Nach einer dreistündigen Suchaktion (eine Tortur für Tallows rechtes Bein) hatten sie eine Zelle tief in den Eingeweiden der Anlage aufgestöbert, die offenbar häufiger besucht wurde. An den Wänden fanden sie Muster in Fingerfarbe– Wirbel. Scarly glich die Farbe mit den Spuren aus der Pearl Street ab, und die Jagd war eröffnet.
    Plötzlich fing Turkel an, um sein Leben zu reden. Er erklärte, man habe ihn mit vorgehaltener Waffe gezwungen, das Abzeichen eines toten Detectives ohne Hinterbliebene und einen Schlüssel an den Jäger auszuhändigen, damit dieser eine Zelle am Grund der Gruft als Unterschlupf benutzen konnte. Tallow dachte sich, dass der Jäger es sehr genossen haben dürfte, sich so nah am versunkenen Werpoes zu verstecken. Nachts hatte er sich vermutlich einreden können, er säße mitten im Dorf in einem Tipi oder so.
    Machen, der den Stein versehentlich ins Rollen gebracht hatte, war längst weg– eine gute Stunde nach dem Treffen im Central Park hatte er sich in ein Flugzeug nach Mexiko gesetzt. Sein gegenwärtiger Aufenthaltsort war genauso fraglich wie der Verbleib eines beträchtlichen Teils der Geldmittel Vivicys. Tallow glaubte kaum, dass er Andrew Machen jemals wiedersehen würde.
    Als der Jäger weiterredete, brachen Turkels Geschichten zusammen. Er redete wie ein Mann, der seit langen Jahren mit niemandem mehr gesprochen hatte und nun entschlossen war, das Versäumte in möglichst kurzer Zeit aufzuholen. Tallow, Scarly und Bat konnten Beweise liefern, die seine Aussagen stützten, und so erfand man das Märchen mit der Beurlaubung und stellte Turkel praktisch unter Hausarrest.
    Heute lag der Fall nicht mehr in Tallows Händen. Er war in den exklusiven Olymp des One PP entfleucht, wo die Polizeigötter über den korrekten Umgang mit den Geschäften törichter Sterblicher und hinkender Detectives berieten.
    Eigentlich sollte Tallow im Büro der Lieutenant am Ericsson Place antreten, um sich offiziell in einen siebentägigen Urlaub zu verabschieden; in einen Urlaub, aus dem er auch ganz bestimmt zurückkehren durfte, wie man ihm versichert hatte. Doch stattdessen parkte er seinen neuen Wagen– ihm war der Wagen neu, aber er fuhr sich wie das Gefährt der Familie Feuerstein – in der Baxter Street und lief rüber zur Gruft.
    » Arschloch « , murmelte ein Sergeant, als Tallow sich anmeldete.
    » Wo ist er? « , fragte Tallow. » Da, wo er bisher war? «
    » Keine Ahnung, wen du meinst, Kumpel. «
    Tallow seufzte und warf einen Blick auf das Namensschild des Sergeants. » Auch gut. Wenn die First Deputy Commissioner später nachfragt, wie es in der Gruft heute so läuft, werde ich Sie mit Sicherheit erwähnen. «
    » Wichser « , zischte der Sergeant. » Ja, er ist immer noch da, wo er vorher war. Ist grad zurück vom Gericht. Arschloch. «
    » Danke, Sarge. « Tallow strahlte ihn an und hinkte davon.
    Der Jäger lag allein in einer Untersuchungszelle und las ein Buch. Was die Körperhaltung anging, hatte er wenig Alternativen– seine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher