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(Gummi-) Baerenstarke Kerle

(Gummi-) Baerenstarke Kerle

Titel: (Gummi-) Baerenstarke Kerle
Autoren: Katja Krieglstein
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Unterton. „Sie können sich zu Frau Wentland setzen. Sonst noch irgendwelche Zeugen?“
    Der Staats anwalt ergriff das Wort: „Ich hätte da noch Frau Erika Trieblich, eine Diplom-Psychologin, die sich mit Herrn von Rathen beschäftigt hat.“
    Der Richter nickte.
    „Frau Erika Trieblich bitte eintreten!“
    Die Tür ging auf und eine zarte Frau mit langem, blondem Haar trat ein.
    Sie war sportlich gekleidet, hatte ein schmales Gesicht und eine spitze Nase. Ich schätzte sie auf Mitte dreißig. Sie sah echt gut aus und wenn sie sich etwas geschickt angestellt hatte, hatte Nick ihr bestimmt sein Innerstes nach außen gekehrt.
    Sie setzte sich und gab auch gleich ihre Personalien an. Sie schien geübt in so was. Wie oft sie wohl für oder gegen derartige Idioten aussagen musste? War sie Gerichtspsychologin?
    Dabei schoss mir die Melodie von Akte X in den Kopf und ich sah sie in blaunebligem Dämmerlicht ihre Opfer befragen, bis sie zu dem Schluss kam: Er steht unter dem Einfluss außerirdischer Mächte! … Fortsetzung folgt! Damm, dammm, dammmmm.
    „Nein, grundsätzlich aggressiv würde ich sein Verhalten nicht nennen“ , holte mich ihre Stimme wieder in die Wirklichkeit zurück, „ich habe zuerst auf eine situative Schizophrenie getippt. Ausgelöst durch Unterdrückung und demzufolge Minderwertigkeitskomplexe.“
    Situative Schizophrenie? Ich kenne nur situative Impotenz!
    Tja, wenn man ´ne feste Freundin hat und einem bei ´nem One-Night-Stand Schuldgefühle überkommen, dann kommt Mann eben nicht mehr!
    Schlappschwanz!
    Aber zurück zu Frau Doktor E. Trieblich!
    „Herr von Rathen sucht sich immer wieder eine Person, um die er eine sexuell geladene Scheinwelt aufbaut. Das macht ihm zunächst selber Angst. Doch da er der Spielführer in dieser Phantasie ist, gewinnt er in seiner Vorstellung immer mehr an Macht, bis er an dem Punkt angelangt ist, an dem er für sich die Oberhand gewinnt. Er fühlt sich unwiderstehlich, unverwundbar – eine Superheldenreinkarnation! Und erst jetzt springen seine Phantasien in die Wirklichkeit über und er zeigt sich aggressiv!“
    „Sie wollen also sagen , Herr von Rathen ist nicht mehr Herr seiner Sinne? Er ist also schuldunfähig?“, schoss es aus Andreas heraus.
    Nicks Kopf wackelte durch Andreas ’ hektische Bewegung auf dem Tisch herum. Zäher Sabber schwappte unter seiner Wange hervor. Bei jedem Schnarchseufzer wurden Tröpfchen in Richtung Andreas gepustet, der sich angeekelt seinen Robenärmel ausschüttelte.
    „Schuldunfähig, ja! Aber er muss in eine psychiatrische Klinik. Er ist eine Gefährdung sowohl für andere als auch für sich selbst!“, schloss Frau Trieblich ihre Aussage.
    Damit war sie die letzte Zeugin. Keiner legte noch Wert darauf , mit diesem Kindergeburtstag weiterzumachen.
    Nick wurde kurzerh and für schuldunfähig erklärt und in eine geschlossene Anstalt eingewiesen. Wo er von mir aus vermodern konnte!
    Vielleicht trifft er ja dort auf den Kannibalen von Rothenburg! Ich hätte nichts dagegen , wenn der ihm ein Stück von seinem Dödel abbeißt!
    Schweigend verließen wir das Gerichtsgebäude. Keinem war zum Fei ern zumute. Einen Sieg unsererseits konnte man es ja nun nicht nennen. Hoffentlich war die Klapse schön weit weg. In Timbuktu oder besser noch in Nickwegtu!
    Zu viert schlichen wir den kurzen Weg vom Haupttor zum Parkplatz.
    Frau Trieblich schloss gerade ihren Wagen auf und wollte den Schauplatz verlassen. Da legte Tim den Rallyegang ein und stürmte auf sie los.
    „ Entschuldigung, Frau Trieblich?“, sagte er.
    „Ja, bitte“ , erwiderte sie.
    „Wir waren eben zusammen bei der Verhandlung und ich wollte Sie fragen oder eher bitten, mit uns noch einen Kaffee trinken zu gehen. Meine Bekannte muss noch einiges verarbeiten und da wäre es hilfreich, wenn sie mit Ihnen darüber sprechen könnte. Da Sie Herrn von Rathen ja nun auch näher kennen gelernt haben, wenn man das so sagen kann.“
    Ich erwartete ein Energisches „Dann soll sie gefälligst in meine Praxis kommen! Meine Sprechzeiten sind…“
    Aber stattdessen breitete sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht aus und sie sagte freundlich: „Aber gerne, ich kenne hier in der Nähe ein sehr nettes Café!“
    Ich stieß Ursula an: „Flirten die zwei da oder spinn ich?“
    „Du spinnst! Aber flirten tun sie trotzdem!“ , feixte Ursula.
    Wir standen inzwischen auch vor dem roten New Beatle von Frau Diplom-Psychologin, allerdings hielten wir etwas Abstand, um sie nicht zu
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