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Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Titel: Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder
Autoren: Jan Guillou
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er es verweigert. Und als die Engländer und Franzosen Entsatztruppen auf dem Transitweg durch Schweden heranführen wollten, hat der Scheißkerl auch das verweigert, obwohl es kurze Zeit später mit den deutschen Truppen sehr gut klappte. Ihr habt während des ganzen gottverdammten Krieges auf einen deutschen Sieg gesetzt, das war eure Neutralität. Zum Dank für erwiesene Neutralität deutschen Typs habt ihr so ein gottverdammtes kleines schwarzes Hakenkreuz mitten auf euer gelbes Kreuz gekriegt, das ist alles.«
    »Zugegeben. Aber erstens spreche ich mich immer noch von jeder Schuld frei, denn ich bin immerhin 1959 geboren, und zweitens verstehe ich nicht, warum du jammerst. Estland, Lettland und Litauen haben keinen Widerstand geleistet wie ihr, Verzeihung, ich meine, wie deine gottverdammten Vorväter. Wenn ihr es getan hättet, hättet ihr zu den Siegern des Krieges gehört, wärt aber Sowjetrepublik geworden. Statt dessen seid ihr die einzigen gewesen, die davongekommen sind. Was jammerst du also?«
    »Nun ja. Und dann Afghanistan. Finnland und Afghanistan sind die einzigen, die sich gewehrt haben, und… aber laß dir jetzt ja nicht einfallen, von der Sache abzulenken.«
    »Ich lenke von gar nichts ab, aber du hättest ebensogut mit mir Hannibals Zug über die Alpen oder den Dreißigjährigen Krieg oder die Kreuzzüge gegen Finnland oder darüber diskutieren können, wie Skåne schwedisch wurde. Ich bin unschuldig. Repeat, I am innocent. «
    Sie waren an einem Punkt der Diskussion angelangt, an dem sie mehrere Wahlmöglichkeiten hatten. Sie konnten noch ein paar Biere bestellen und wieder von vorn anfangen. Sie konnten das Thema wechseln oder nach Hause gehen.
    »Wie kommt es, daß du Schwede bist? Das habe ich nie verstanden«, sagte der Schwede.
    »Nun ja. Es begann bei Suomussalmi, aber was das ist, weiß so ein gottverdammter kleiner Hallodri wie du natürlich auch nicht?« entgegnete der Riese hinterhältig.
    »Nein, aber das liegt natürlich bei Breitenfeld oder Lützen oder etwas in der Richtung.«
    »Red keinen Scheiß. Das war im Winterkrieg.«
    »Das habe ich ja gerade gemeint, ungefähr zwanzig Jahre vor deiner Geburt. Also dort bist du doch wohl nicht Schwede geworden?«
    »Du sollst mich nicht ärgern. Das ist eine komplizierte Geschichte.«
    »Nun ja. Schieß los, ich meine, wir befinden uns also im Winterkrieg?«
    »Vater war Leutnant, Berufssoldat. Bei Suomussalmi haben sie eine ganze sowjetische Division eingekreist und vernichtet. Und als die Bolschewiken eine weitere Division zum Entsatz schickten, haben sie die auch geschlagen. Vater bekam das Freiheitskreuz Zweiter Klasse mit Schwertern.«
    »Teufel auch. Und deswegen bist du Schwede geworden?«
    »Himmel, Arsch und Zwirn, kannst du das nicht mal ernst nehmen!«
    »Doch. Dein Vater bekam das Freiheitskreuz. Das dürfte so etwas sein wie die Königliche Medaille für Tapferkeit zur See. Aber was ist dann passiert?«
    Der blonde Riese holte tief Luft, als konzentrierte er sich darauf, nicht wütend zu werden, bevor er fortfuhr.
    »Also. Vater war gegen die Fortsetzung des Krieges. Aber nicht etwa, weil er etwas dagegen hatte, finnisches Land zurückzuerobern, sondern weil wir plötzlich auf der Seite der Nazis gelandet waren.«
    »Aber finnische Offiziere waren doch damals bereit, selbst mit dem Teufel einen Bund einzugehen, wenn dieser Bund sich nur gegen die Bolschewiken richtete, wie du sagst?«
    Sie wurden von dem betrunkenen und sehr berühmten Kriminologen unterbrochen, der sich zum Bartresen vordrängte. Zwischen den beiden Männern, die über einen Krieg diskutierten, der vor einundfünfzig Jahren stattgefunden hatte, hatte es eine zwanzig Zentimeter breite Lücke gegeben, und aus diesem Grund wurden sie jetzt auseinandergeschoben wie die Wellen vor einem Schiffsbug.
    »Die Herren müssen schon entschuldigen, aber ich habe eine Angelegenheit von äußerster Wichtigkeit«, murmelte ihnen der Kriminologe zu und versuchte, einen der Barmänner am Kragen zu schnappen. Er verpaßte ihn, aber seine Absicht, dem Mann klarzumachen, daß er etwas bestellen wollte, war von Erfolg gekrönt.
    »Wo zum Teufel bleiben meine Dom-Pullen? Ich habe vor mehr als einer halben Stunde zwei Flaschen Dom Pérignon bestellt!« sagte der Kriminologe mit einem erstaunlich gekränkten Tonfall.
    »Ich würde vorschlagen, du redest mit dem Mädchen, das deinen Tisch hat«, erwiderte der Barmann gemessen.
    »Du stehst auf meinem Fuß«, sagte der
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