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Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Titel: Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder
Autoren: Jan Guillou
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Meinung, daß ihr Blick besser zu ganz hellblauen oder grauen Augen gepaßt hätte. Mehr in Richtung Stahl.
    »Nun«, erwiderte er zögernd. »Ich kann Ihre Gefühle verstehen und respektiere sie. Aber Sie müssen auch verstehen, daß wir alle Beweise sichern müssen, die wir nur finden können, und dazu müssen wir unter anderem einige Fotos machen, bevor wir…«
    »Wird man meinen Mann obduzieren?«
    »Ja, ohne Zweifel.«
    »Dem widersetze ich mich.«
    »Liebe Frau af Klintén…«
    »Ich bin nicht Ihre liebe !«
    »Doch. Liebe Frau af Klintén. Das hier wird ein paar Stunden dauern, muß aber getan werden, und…«
    »Haben Sie das Recht auf Ihrer Seite, wenn Sie mich daran hindern, jetzt nach nebenan zu gehen und meinen Mann in eine etwas ruhendere Stellung zu legen und zuzudecken?«
    »Ja.«
    »Würden Sie mich mit Gewalt daran hindern? Hier, in meinem eigenen Haus?«
    »Nein.«
    Rune Jansson senkte den Blick. Er schämte sich immer, wenn er log, selbst wenn es eine dienstliche Lüge war.
    »Nun«, fuhr die harte oder sehr gefaßte Dame fort, »was tun wir jetzt? Muß ich übrigens auch diese Pillen essen?«
    »Nein. Sie scheinen sie nicht zu brauchen. Ich nehme an, es ist etwas Beruhigendes, die Krankenwagenfahrer wollten Ihnen sicher nur etwas Gutes tun.«
    »Ist das legal?«
    »Verzeihung, was denn?«
    »Leuten, die man verhören will, so ein Zeug zu geben… solche downers ?«
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen«, erwiderte Rune Jansson und machte eine kurze Pause, um seine Heiterkeit zu überwinden. Ihre Wortwahl hatte ihn überrascht. »Wir machen jetzt folgendes. Es ist technisches Personal unterwegs, das das Zimmer untersuchen wird, in dem… in dem das Verbrechen stattgefunden hat. Wir werden Fotos machen und Spuren suchen, und wenn das erledigt ist, wird ein anderer Krankenwagen kommen und Ihren Mann abholen.«
    »Und dann wird man ihn obduzieren?«
    »Ja.«
    »Und das hat große Bedeutung für… für Ihre Nachforschungen?«
    »Ja. Ja, ohne Zweifel.«
    »Und was machen wir jetzt? Entschuldigen Sie mich einen Augenblick.«
    Sie fegte die beiden weißen Pillen vom Tisch auf die Handfläche und brachte sie mit dem Wasserglas zur Spüle, wo sie alles auskippte, um dann zu ihrem Platz zurückzukehren. Als sie sich setzte, rückte sie ihren Knoten im Nacken zurecht.
    Eine bemerkenswerte Frau, dachte Rune Jansson.
    »Also, wir tun jetzt folgendes: Wohnen Sie übrigens allein hier?«
    »Ja. Seit kurzem.«
    »Verzeihung, so habe ich es nicht gemeint. Aber haben Sie Kinder oder nahe Verwandte, und wo leben sie?«
    »Wir haben einen sehr beschäftigten Sohn in Stockholm.«
    »Haben Sie seine Telefonnummer?«
    »Ja, natürlich.«
    »Haben Sie ihn angerufen?«
    »Nein… ich…«
    Plötzlich und endlich brach es sich in ihr Bahn. Für Rune Jansson war es eine Erleichterung.
    Sie trocknete jedoch schnell, was vielleicht Tränen gewesen waren.
    »Ich finde, er sollte jetzt herkommen. Wenn Sie wollen, daß ich ihn anrufe, tue ich es«, sagte Rune Jansson mit unbewußt gesenkter Stimme.
    Sie stand auf, ohne etwas zu sagen. Sie holte eine Papierrolle für Aufzeichnungen, die neben der Dunstabzugshaube hing, nahm einen Kugelschreiber aus einem Halter und schrieb eine Telefonnummer und einen Namen auf. Sie legte Rune Jansson wortlos den Zettel hin.
    »Entschuldigen Sie mich einen Augenblick. Wo finde ich ein Telefon?« fragte er.
    »Einmal in dem Zimmer, in dem… ja, und dann noch in der Bibliothek. Zwei Türen links von dem Zimmer, in dem…« Rune Jansson nahm den Zettel. Als er einen Blick darauf warf, erkannte er, daß es ein vergleichsweise leichtes Gespräch werden würde. Sie hatte den Titel ihres Sohnes mit aufgeschrieben. Senatspräsident Gustaf Eugen af Klintén.
    Das Gespräch dauerte weniger als zwei Minuten, dann war der Sohn auch schon unterwegs.
    »Ihr Sohn wird in etwa eineinhalb Stunden hier sein«, sagte er, als er wieder in der Küche war und sich setzte, ohne dazu aufgefordert worden zu sein.
    »Sie werden verstehen, daß ich schon jetzt einige Fragen stellen muß«, fuhr er etwas geschäftsmäßiger fort und erwartete, nicht mehr unterbrochen zu werden, bevor er fortfuhr.
    »Beispielsweise werden Sie fragen, wo ich mich heute zwischen 18.30 Uhr und 19.30 Uhr aufgehalten habe«, schlug sie mit zusammengepreßten Lippen vor.
    »Ja, zum Beispiel.«
    »Dies wird also ein Verhör?«
    »Ja, wir nennen es so.«
    »Sie können mich doch wohl nicht als Verdächtige behandeln?«
    »Nein. Sie können das
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