Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Titel: Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder
Autoren: Jan Guillou
Vom Netzwerk:
höchstpersönliche Arena des Königs.
    König Olav V. hatte das Arbeitszimmer seines Vaters mit den englischen Chippendale-Möbeln und dem Schreibtisch mit grünem Leder in der Tischplatte beibehalten. Grünes Leder und grüne Tapeten beherrschten den Raum. Hinter dem Schreibtisch stand ein einfacher Stuhl, englisch, achtzehntes Jahrhundert. Es war überhaupt alles englisch. Es war so deutlich zu sehen, daß man sich direkt in die Welt versetzt fühlte, in der die Regierung des Landes von London aus tätig war. All das machte König Olav zu dem letzten richtigen König in Skandinavien, zum Symbol der Nation und des Widerstands während des Krieges.
    Auf dem Bücherschrank aus braunem Mahagoni stand eine Uhr, die jede Stunde den gleichen Glockenschlag hören ließ wie Big Ben, und als der Außenminister eintrat und die Uhr zwölf schlug, fühlte er sich vom Flügelschlag der Geschichte berührt.
    Der König sah müde und unausgeschlafen aus, grüßte aber wie immer freundlich und gemessen und sagte, bei der außenpolitischen Lage scheine es nur um Osteuropa zu gehen. Oder etwas in der Richtung. Der Außenminister hörte nicht so genau hin, weil er schon Anlauf nahm, um seine Einleitung vorzutragen.
    »Euer Majestät«, begann er und mußte sich sofort räuspern, um erneut Anlauf zu nehmen. »Euer Majestät, ich komme in einer sehr ungewöhnlichen Angelegenheit, die bis jetzt nur im Sicherheitsrat besprochen worden ist. Ich fürchte, Euer Majestät, Sie könnten sich persönlich von dem berührt fühlen, was ich jetzt zu sagen habe.«
    Die Müdigkeit im Gesicht des alten Mannes war mit einem Mal wie weggeblasen.
    »Es hat nämlich in allerhöchstem Maße mit dem Zweiten Weltkrieg zu tun. Und mit unseren Beziehungen zu Schweden, was die schwedische Haltung in diesem Zeitraum betrifft«, fuhr der Außenminister angestrengt fort.
    Der König nickte nur zum Zeichen, er solle fortfahren.
    Der Außenminister legte zunächst dar, was tatsächlich geschehen war. Anschließend berichtete er, wie schwedische Militärs der Sache auf die Spur gekommen waren und beim norwegischen Justizministerium inoffiziell den Wunsch geäußert hatten, wie die Sache zum Vorteil beider Seiten vertuscht werden könnte. Anschließend legte er dar, welche Überlegungen bei den Diskussionen des Sicherheitsrates angestellt worden waren.
    Als er geendet hatte, saß der König vollkommen still da und sah aus dem Fenster, als wäre er in Erinnerungen versunken. Schließlich drehte er sich langsam um. Als Seine Majestät ihn jetzt betrachtete, bekam der Außenminister zum ersten Mal dieses seltsame Gefühl, tatsächlich ein Untertan zu sein.
    »Eine sehr interessante Geschichte mit zahlreichen Problemen, das muß ich schon sagen«, sagte der König.
    »Ja, Euer Majestät, das muß man schon sagen«, erwiderte der Außenminister vorsichtig.
    »Wenn ich Sie richtig verstehe, sind Sie der Meinung, die norwegische Regierung könne auf keinen Fall einem Druck von schwedischer Seite nachgeben. Was waren das übrigens für schwedische Militärs, die diese Norweger gefunden haben?«
    »Ja, Euer Majestät, wir waren der Auffassung, ich meine, es würde eine sehr unangenehme politische Situation entstehen, wenn irgendwie durchsickerte, daß Druck ausgeübt worden ist. Wir schätzen dieses Risiko nicht als gering ein. Nun ja, der schwedische Trupp stand unter dem Kommando eines schwedischen Fregattenkapitäns, der Carl Hamilton heißt. Er ist ja nicht ganz unbekannt, wenn Euer Majestät…«
    »Carl Gustaf Gilbert Hamilton?«
    »Ja, Euer Majestät.«
    »Wir haben also hohen Besuch in Norwegen?«
    »Das könnte man sagen, Euer Majestät.«
    »Ist das der mit der Ehrenlegion und all dem, worüber so viel in den Zeitungen gestanden hat?«
    »Höchstderselbe, Euer Majestät.«
    »Das ist ja sehr interessant.«
    »Ja, aber wenn Sie erlauben, Euer Majestät, bleibt noch das Problem, daß wir uns kaum eine Diskussion leisten können, wir würden dem Druck eines noch so berühmten schwedischen Militärs weichen.«
    »Hat er diesen Wunsch Schwedens persönlich vorgetragen?«
    »Ja, Euer Majestät. Aber…«
    »Nun, davon einmal abgesehen, ist es meine persönliche Meinung, daß es sehr unglücklich wäre, wenn alle diese Dinge bei einem Prozeß zur Sprache kämen.«
    »Ja, Euer Majestät, diesen Aspekt haben wir ja schon berührt, und…«
    »Aber Sie sagen, Sie könnten einem solchen Druck nicht nachgeben, das heißt Druck von schwedischer Seite.«
    »Ja, das ist
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher