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Gucci war gestern

Titel: Gucci war gestern
Autoren: Jen Lancaster
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Schmatzgeräuschen klingt.
    »Also gut, GGGGGGGuuuuuuuteeeeeeenaaaaachtttt! Keine Fische! Ähm, weißt du, wie man das abschaltet? Psssst, Anrufff vorbei. Bissstu wohl stillll, hihihi.«
    Fünfzehn weitere Sekunden Gekicher, Schluckauf, pst und jede Menge Rumpeln und Scheppern.
     
    Ob das vielleicht der Grund ist, warum die meisten Menschen nur ein Mal im Leben heiraten?

    In dem Thriller The Saint - Der Mann ohne Namen aus dem Jahre 1997 spielt Elisabeth Shue eine Frau namens Emma Russell. Emma ist eine in Oxford forschende Wissenschaftlerin, die an der Formel für die Kalte Fusion arbeitet. Selbstredend wollen dunkle Mächte die Formel stehlen und zu eigenen Zwecken benutzen, und die einfachste Art und Weise, das zu erreichen, ist, Emma umzubringen.
    In einer Szene hetzt Emma pudelnass in den verschneiten Straßen Moskaus um ihr Leben, die Russkis, die ihr ans Leder wollen, dicht auf den Fersen. In der Ferne entdeckt sie die amerikanische Botschaft und sprintet mit letzer Kraft darauf zu, wohl wissend, dass ihr Leben auf dem Spiel steht, und hoffend, dass die Unterkühlung und die Anstrengungen der Flucht ihr ohnehin schwaches Herz nicht vollends überfordern. Man sieht, wie sie verzweifelt auf ihr Ziel zurennt, den heißen Atem ihrer Mörder buchstäblich im Nacken.
    Gerade als man sieht, wie sie immer langsamer wird und ihre Verfolger sie einholen und ihren Mantel zu packen bekommen, erreicht sie das Tor, hält ihren Ausweis hoch und schreit mit letzter Kraft: »Ich bin Amerikanerin!« Die wachhabenden Soldaten mustern sie streng, lassen sie herein und schlagen den Bösewichten
das Tor vor der Nase zu. Und Emma sinkt in die Arme eines kräftigen Marines, sich völlig im Klaren darüber, dass sie ENDLICH in Sicherheit ist.
    Warum ich das erzähle?
    Genau dieses bittersüße Gefühl unendlicher Erleichterung überschwemmt mich, als ich zum ersten Mal seit sechs Monaten den Molto-Bene-Salon betrete und in das lächelnde Gesicht der besten Coloristin der Stadt schaue, die nur darauf wartet, mich wieder vorzeigbar zu machen.
    »Jen! Ich dachte schon, Sie sind mir untreu geworden!« Konsterniert zupft Rory an einer halb schwarzen, halb goldblonden Strähne herum. »Aber, ähm, Sie hatten wohl zu viel zu tun, um vorbeizukommen.«
    Ich muss lächeln. Zu viel zu tun. So könnte man die letzten beiden Jahre wohl auch beschreiben. »Ja, so ungefähr.«
    »Haben die Dummies an der Rezeption Sie geärgert?«
    »Geärgert? Nein, überhaupt nicht.« Soll ich Ihnen mal was verraten? Kunden an der Rezeption zu bedienen und gleichzeitig ans Telefon zu gehen ist gar nicht so einfach, wie es aussieht. Zugegeben, ich konnte mich damals nicht konzentrieren, weil ich panische Angst hatte, eine 747 würde jeden Moment in die Lobby donnern, wohingegen die Spatzenhirne hier im Salon wegen Justin Timberlakes Soloalbum völlig aus dem Häusschen sind, aber trotzdem, es läuft auf dasselbe hinaus.
    »Was machen wir denn heute? Strähnchen komplett und nachschneiden?« Aus den Augenwinkeln schaue ich mir die anderen Kundinnen im Salon an und sehe ein Mädchen neben dem anderen mit blonden Strähnchen und leicht abgewandelter Jennifer-Aniston- Friends- Frisur. Allesamt tragen sie Twinsets und teure Schuhe und blitzende Verlobungsringe. Die eine Hälfte hängt am Handy, und um alle stapeln sich Berge von Einkaufstüten. Die sehen aus wie Klone von Chicagoer Geschäftsfrauen, und man könnte jede mit jeder ersetzen. Seit Monaten träume ich davon,
endlich wieder dazuzugehören, aber auf einmal kommen mir erste Zweifel.
    »Probieren wir doch mal was anderes aus. Mir ist mehr nach was Dunklerem.«
    »Oho, mutig! Aber soll ich nicht wenigstens ein paar Strähnchen ums Gesicht aufhellen als kleinen farblichen Akzent?«
    »Ähm … okay. Aber nur ein paar«, willige ich ein. Hey, Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut.
    »Was kann ich heute Nachmittag noch für Sie tun? Es gibt eine neue Reflexzonenmassage mit heißen Steinen, die ist einfach zum Niederknien. Vor ein paar Tagen habe ich mir das nach der Arbeit gegönnt, und ich dachte, ich schmelze einfach in die Liege hinein.« Emsig mischt Rory, die hinter mir steht, in schwarzen Plastiknäpfen verschiedene Farbmatschen an.
    »Heute nur färben.«
    »Wirklich? Ich dachte, Sie nehmen immer die Rosenblütenmaniküre.«
    »Nö, meine Nägel sind noch ganz prima. Sehen Sie? Habe ich selbst gemacht.« Und damit strecke ich die Hände aus und zeige stolz meine frisch in Tropical Punch Pink lackierten
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