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Gucci war gestern

Titel: Gucci war gestern
Autoren: Jen Lancaster
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dem Schneider. Bill möchte, dass wir unseren Mietvertrag nur noch von Monat zu Monat verlängern.«
    Fletch wirkt verwirrt. »Was bedeutet, wenn er die Hütte verkauft, kann er uns kündigen und uns bleiben maximal dreißig Tage, um hier zu verschwinden. Warum genau freut dich das?«
    »Kapierst du das denn nicht? Er hat nur dreißig Tage Kündigungsfrist, aber wir auch. Gleiches Recht für alle. 204 Wir brauchen uns nicht an die achtzehn Monate im Mietvertrag zu halten, und wie brauchen auch nicht mehr ein ganzes Jahr lang über diesen Drecksäcken wohnen zu bleiben« - wobei ich zur Bekräftigung ein paar Mal so kräftig auf und nieder hopse, dass die Wände wackeln.
    »Ein unglaublicher Zufall. Gestern habe ich eine E-Mail von meinem Freund Mike bekommen. Der hat ein schönes Haus in River West, das er vermieten möchte, und er fragte, ob ich nicht jemanden weiß, der Interesse haben könnte. Das Haus hat einen kleinen Garten, kostet bloß ein-, zweihundert Dollar mehr im Monat als die Bude hier, und die Gegend ist spitze. Ich war richtig neidisch auf die neuen Mieter, als ich das Foto gesehen habe, das er mitgeschickt hat, so nett sah das aus. Gestern habe ich ja noch nicht geahnt, dass wir da einziehen könnten.«
    »Ruf ihn an! Lass uns hinfahren und es uns angucken!«

    »Ehe wir irgendwas überstürzen, sollten wir kurz darüber nachdenken. Der Umzug wird teuer, und wir haben unsere Schulden noch nicht annähernd abbezahlt. Bist du ganz sicher, dass das eine gute Idee ist?«
    Durch die Bodendielen höre ich: »Twenty years ago today, Sgt. Pepper taught his band to play …«
    »Ganz sicher.«

    Webeintrag vom 31.10.2003
    Der Kater der Braujungfer
    Die schlechte Nachricht ist, die Hochzeit meiner liebreizenden Melissa hat vor genau achtundvierzig Stunden angefangen, und ich habe mich bis jetzt noch nicht davon erholt. Die gute Nachricht ist, ich muss mir keine Sorgen machen, morgen mit einem dicken Kater ins Büro zu gehen.
    Im Taxi auf dem Weg zur Kirche habe ich beschlossen, einfach so zu tun, als sei das MEINE Hochzeit, weil die meisten Gäste, die zu Melissas Trauung eingeladen waren, auch bei meiner Hochzeit waren. So konnte ich ganz viel Zeit mit den Leuten verbringen, die ich an meinem eigenen Ehrentag kaum zu sehen bekommen hatte, dank des nicht enden wollenden Dinners mit unzähligen Gängen und der vierhunderttausend Fotos, die unser Fotograf Ansel Adams unbedingt machen musste.
    Als Melissa durch die Kirche zum Altar schritt, hatte ich Tränen in den Augen, was irgendwie doch ziemlich drollig war, denn bei meiner eigenen Trauung habe ich keine einzige Träne vergossen. Irgendwann während des Segens rief der Priester die Gnade des Himmels auf das Brautpaar herab, und genau in diesem Augenblick ging ein kurzer, aber kräftiger Schauer nieder. Gott hat das mit dem Timing wirklich drauf.

    Kaum beim anschließenden Empfang angekommen, steuerten wir sofort zielstrebig auf die Bar zu. Es wunderte mich nicht, dass wir dort sämtliche unserer Freunde trafen. Und ab diesem Punkt ist alles irgendwie ein bisschen verschwommen … Die haben da Martinis vom Allerfeinsten gemixt, es war ein langer, trockener Sommer gewesen, und hey, schließlich war das MEIN großer Tag. Es war einfach herrlich, so viele meiner liebsten Leute wiederzusehen. Die meisten meiner Freunde hatte ich eine ganze Weile nicht gesehen; ich hatte wirklich ein ziemlich hartes Jahr hinter mir. Ihnen war es auch nicht viel besser gegangen, also war es besonders nett, sich wiederzusehen, jetzt, wo sich die Dinge für uns alle zum Besseren zu wenden schienen.
    Als schließlich das Essen serviert wurde, war ich bereits bei meinem fünften Martini, und ich hatte auch schon ein Glas Champagner und ein Glas Weiswein vor mir stehen. Als ich sah, dass Fletch dabei war, sein drittes Glas zu leeren, verwandelte ich mich auf der Stelle in Frau Oberlehrerin, beugte mich zu ihm rüber und ermahnte ihn streng, er solle »gaaanzzz laaaangsssaaaaam« machen. Wenn ich nicht irre, hat er daraufhin nur die Augen verdreht. Dann wurden einige Reden gehalten und ein paar Toasts auf das Brautpaar ausgebracht, und einen Moment lang konnte ich gar nicht verstehen, warum alle zu dem hübschen Mädchen im weißen Kleid guckten und nicht zu mir, weil es ja schließlich MEIN großer Tag war. Merkwürdig.
    Nach dem Essen zog es uns wieder zur Bar, wo ich prompt einen Martini (samt Glas) auf eins der Blumenkinder fallen ließ, das die Ringe getragen hatte. Mir tat das
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