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Guardian Angelinos: Tödliche Vergangenheit (German Edition)

Guardian Angelinos: Tödliche Vergangenheit (German Edition)

Titel: Guardian Angelinos: Tödliche Vergangenheit (German Edition)
Autoren: Roxanne St. Claire
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entgegen. Arm in Arm überquerten sie die Arlington Street und schlenderten in den Public Garden, der gut besucht war. Menschen, die dort ihren Lunch einnahmen und nach den letzten schönen Herbsttagen hungerten, bevor die Bäume kahl wurden und der Teich angesichts der bitterkalten Minustemperaturen zufror.
    Unterwegs kuschelte Devyn sich zärtlich an Marc. Er fühlte sich bereits so vertraut an und sie liebte seinen Duft, liebte einfach alles an ihm. Unvermittelt räusperte sich jemand geräuschvoll auf einer Bank links von ihnen.
    Ein älterer Mann saß dort allein, bekleidet mit einem dicken Mantel und einer dunkelblauen Baseballmütze, die er sich über sein graues Haar gezogen hatte. Sie hätte ihn ignoriert, doch er sah sie direkt an, seine Miene voller … gespannter Erwartung.
    Sie wusste spontan, wer der Mann war.
    Devyns Knie drohten einzuknicken, aber Marc hielt sie geistesgegenwärtig fest. Ungeheuer langsam, als sei jede Bewegung eine Qual, erhob sich der Mann von der Bank und lüftete die Mütze zu einer stummen Begrüßung.
    Devyn rührte sich nicht.
    »Du musst nicht mit ihm reden, wenn du nicht willst«, flüsterte Marc. »Aber ich dachte …«
    Sie sah ihn an und in ihren Blick mischte sich ein Hauch von Dankbarkeit. »Doch, ich möchte mit ihm sprechen.«
    Finn schlurfte näher. »Hallo«, murmelte er, und seine Augen hinter der Brille waren feucht. Sie hatte seine Augenfarbe geerbt, fuhr es ihr blitzartig durch den Kopf.
    Also hatte er zumindest dieses Gen an sie weitergegeben. »Hallo Finn.«
    »Ich will dich nicht belästigen«, sagte er mit rauer Stimme. »Aber ich würde diesem jungen Mann gerne dafür danken, dass er sich um dich kümmert. Das war wichtig für mich.« Er hielt Marc seine faltige Hand hin, und der schüttelte sie lächelnd.
    Finn war alt geworden. Diese Erkenntnis verblüffte sie. Sie hatte ihn sich immer als einen Mann in den Vierzigern vorgestellt, machomäßig, böse, mächtig. Aber dieser Mann war vom Leben gezeichnet und gesundheitlich am Boden, seine Schultern waren eingesunken, das Gesicht von tiefen Falten zerfurcht und erschlafft.
    Er richtete die vertrauten blauen Augen auf Devyn, und ein Windhauch zauste die weißen Strähnen, die unter seiner Mütze hervorstanden. Er starrte sie bloß an, nahm ihr Gesicht in sich auf, musterte es forschend, lernte es auswendig, verschlang es mit Blicken.
    »Warum stellst du ihm nicht deine Frage, Dev?«, schlug Marc vor. »Warum redest du nicht mit ihm?«
    Marc entfernte sich, und sie fühlte sich für einen kurzen Moment unbehaglich, wollte nach ihm greifen, obwohl sie wusste, warum er sie mit Finn allein ließ.
    »Du bist wunderschön«, sagte Finn mit belegter Stimme und lächelnden Augen. »Du bist schon immer bezaubernd schön gewesen.«
    Ihr ganzer Körper drohte zu zerbröseln wie ein angeknackster Keks.
    »Warum bist du nicht zu der Besprechung gekommen?«, fragte sie.
    Er lächelte verkniffen, und sein Gesicht sah aus wie eine zerknitterte Irlandkarte. Er deutete auf die Bank, und sie ging mit ihm, nahm dreißig Zentimeter von ihm entfernt Platz und konnte ihre Augen nicht von ihm lösen. Sein Blick klebte genauso an ihr. Hungrig nach Informationen, Antworten … mehr Zeit.
    »Ich wollte dir nicht im Beisein von diesen vielen Leuten begegnen«, sagte er. »Also habe ich den jungen Mann an deiner Seite gebeten, mir zu helfen, und er hat eingewilligt. Er hielt es sogar für besser so.«
    Natürlich, er hatte recht. »Ich dachte, du … wolltest mir einfach nicht begegnen.«
    Er lachte leise. »Mein liebes Kind, ich bin dir schon ein Dutzend Mal begegnet. Habe neben dir gestanden, bin dir über den Weg gelaufen. Ich habe dir sogar schon mal die Tür aufgehalten, in der Symphony Hall. Du hast traumhaft ausgesehen in deinem königsblauen Abendkleid.«
    Devyn kämpfte mit ihrer Fassung. Sie erinnerte sich an jenen Abend.
    »Du brauchst keine Panik zu bekommen, wirklich nicht.« Er machte eine wegwerfende Handbewegung, wie um sie zu beschwichtigen. »Ich wollte … nur etwas wissen.«
    »Was wolltest du wissen?«
    »Ob es dir gut geht.« Er nickte und musterte wieder ihr Gesicht. »Und wie sich herausstellte, ging es dir mehr als gut.«
    »Und du hattest Kontakt zu Sharon? All die Jahre?«
    »Bevor ich sie anschrieb und um Hilfe bat, habe ich das letzte Mal mit ihr an dem Tag gesprochen, an dem sie dich zur Adoption freigegeben hat.« Er kniff angewidert seine blauen Augen zusammen. »Ich gebe offen zu, dass ich sauer war. Ich
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