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Grusel auf Campbell Castle

Grusel auf Campbell Castle

Titel: Grusel auf Campbell Castle
Autoren: Marco Sonnleitner
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Loch in der Außenwand, das einst von einem Werwolf gerissen worden war, und, und, und. Der Einfallsreichtum von Adam Campbell schien schier unerschöpflich zu sein, wenn es darum ging, sich irgendeine neue Schauermär für sein Schloss auszudenken.
    Und doch fiel es Bob ein ums andere Mal auf, dass Campbell wirklich in großen finanziellen Nöten sein musste. Die Ausstattung des Schlosses war oft verschlissen oder schadhaft, die Einrichtung nicht sonderlich hochwertig, und manche Teile des Schlosses waren so baufällig, dass Campbell sie für Besucher gesperrt hatte – er konnte einfach nicht mehr für ihre Sicherheit und Unversehrtheit garantieren. All die Veranstaltungen, Feste und Angebote, die sich Campbell ausgedacht hatte, warfen offenbar nicht annähernd genügend Geld ab, um das Schloss instand halten zu können. Selbst die Bilder waren in einem bedauernswerten Zustand.
    »Ian der Blutrünstige«, sagte Campbell und nickte ernst zu dem Bild hin, das sich Bob gerade ansah. Es zeigte einen korpulenten Mann in einer prächtigen, mittelalterlichen Robe. Er hatte einen harten Zug um den Mund, und seine stechenden Augen wirkten auf unheimliche Art lebendig. »Hatte sieben Ehefrauen auf dem Gewissen, bevor er sein Leben auf dem Schafott aushauchte.«
    »Aha.« Bob spielte das Spiel gerne mit. Er ging einen Schritt näher und sah sich das Porträt noch einmal an, während sich Campbell schon dem nächsten zuwandte.
    Doch plötzlich zuckte der dritte Detektiv zusammen. Die Augen des Mannes hatten sich bewegt! Und jetzt starrten sie ihn geradewegs an!

Samuels Vermächtnis
    »Haben Sie das gesehen?« Bob fuhr herum und deutete hektisch auf das Bild.
    »Was denn?« Campbell sah ihn fragend an.
    »Das Bild! Der Mann! Er hat mich direkt angesehen!«
    Campbell zuckte mit den Augenbrauen. »Dann sieh dich mal vor!«, raunte er andeutungsvoll. »Er ist nicht besonders wählerisch, was seine Opfer angeht.«
    Bob sah ihn für einen Moment entgeistert an, dann verstand er. »Edward, habe ich recht?« Fast schämte er sich ein bisschen für seine Schreckhaftigkeit.
    »Ich weiß nicht, wovon du sprichst.« Campbell grinste ihn breit an. Dann deutete er auf eine große Standuhr, die blechern in einer Ecke tickte. »Schon acht Uhr durch. Wir müssen uns sputen. Die spiritistische Sitzung beginnt gleich.«
    »Oh ja, darauf freue ich mich.«
    Campbell hatte Bob noch angeboten, an der spiritistischen Sitzung teilzunehmen, die heute Abend veranstaltet wurde, und der dritte Detektiv hatte begeistert angenommen. So konnte er live bei einem der Events dabei sein und sowohl sein Referat als auch seinen Artikel um ein gruseliges Detail bereichern.
    »Ähm, Mr Campbell«, fiel Bob plötzlich ein, »könnte ich vielleicht mein Diktiergerät mitlaufen lassen?« Der dritte Detektiv zog einen kleinen Apparat aus der Tasche, den er sich von Justus geliehen hatte. Der hatte ihn einmal bei einer Fernsehshow gewonnen.
    »Dein Diktiergerät?«, fragte Campbell verwundert. »Wozu?«
    »Na ja, dann könnte ich die Stimmung viel besser einfangen. Außerdem kann ich während der Sitzung ja nicht mitschreiben, oder?«
    »Nein, da hast du recht.« Campbell überlegte kurz. »Meinetwegen. Aber mach es bitte so, dass niemand etwas davon mitbekommt, in Ordnung?«
    »Natürlich«, versprach Bob. »Darauf gebe ich acht.«
    Sie verließen die große Eingangshalle und liefen über die mächtige Steintreppe hinauf in den ersten Stock. Dort geleitete ihn Campbell an etlichen Gemälden, Rüstungen und Waffen vorbei, bis der Gang an zwei steinernen Wendeltreppen endete. Beide führten jeweils in einen der beiden Ecktürme, die Bob schon von außen bewundert hatte. Wie zwei runzlige Riesenfinger standen sie direkt an der Klippe und blickten weit ins Meer hinaus. Campbell nahm die rechte Treppe.
    »Und wo geht’s hierhin?«, wollte Bob wissen und zeigte die andere Treppe hinauf.
    Campbell antwortete nicht gleich. Er schluckte, blinzelte und sagte dann kurz angebunden: »Der Turm ist gesperrt.«
    Bob wunderte sich für einen Moment, denn eine Antwort war das nicht. Aus irgendeinem Grund wollte Campbell ihm nicht mehr sagen. Aber er hakte nicht nach.
    Die Wendeltreppe schraubte sich im Inneren des Ostturms immer weiter nach oben und endete schließlich in einem Durchlass am Rand eines Dachzimmers. Das Erste, was Bob sah, als ihn die Stufen über Fußbodenhöhe trugen, waren ein Dutzend Beine. Die Gäste waren schon da.
    »Ah, willkommen, Mrs Everett!«. Campbell
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