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Grundlagen Kreatives Schreiben (German Edition)

Grundlagen Kreatives Schreiben (German Edition)

Titel: Grundlagen Kreatives Schreiben (German Edition)
Autoren: Pia Helfferich
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dann auch tatsächlich eintritt. Vielmehr soll so lange wie möglich offen sein, wie der Schluss aussehen wird, gerne darf eine raffinierte Wendung, mit der niemand gerechnet hat, die Dinge in einem anderen Licht erscheinen lassen, eine Pointe oder ein neuer Lösungsweg dürfen auftauchen. Jedoch muss sich das Ende logisch aus den Komponenten der Geschichte ergeben. Ein Retter, der aus dem Nichts auftaucht, oder auch die Wendung „Und dann wachte ich auf …“ sind nicht angemessen und enttäuschen die Leser. Viel besser ist es, wenn ein Autor im Laufe der Handlung vielfältige Spuren, Fährten und Andeutungen unterbringt und die Leser im Rückblick denken müssen „Auf dieses Ende hätte ich doch schon beim Lesen kommen können.“ – sie sind es aber nicht.
     
    Keine Deutung oder Moralpredigt
     
    Zu vermeiden ist es, am Ende den Lesern noch mal die Deutung der Geschichte zu erläutern. Das begreifen sie auch sehr gut alleine. Ebenso verpönt ist jedes Moralisieren, es reicht aus, etwas darzustellen, die Wertungen sind den Lesern zu überlassen.
     
    Lineares Ende
     
    Ein lineares Ende beantwortet eindeutig die zu Beginn der Geschichte aufgeworfene zentrale dramatische Frage: Das Ziel wird entweder erreicht oder nicht, es gibt ein Happy End oder eine Katastrophe, nichts bleibt offen oder vage.
     
    Kreisförmiges Ende
     
    Bei einem kreisförmigen Ende ist der Endpunkt gleich dem Ausgangspunkt. Das ist beispielsweise bei einer Heimkehr oder Rückkehr der Figur der Fall. In einer Geschichte mit dieser Schlussvariante könnte es als zu erreichendes Ziel darum gehen, den Anfangszustand wieder herzustellen.
     
    Offenes Ende
     
    Bei einem offenen Ende muss der Leser selbst herausfinden, wie die Geschichte für die Figur endet, er muss im Erzählten Hinweise finden und deuten. Ein Beispiel dafür ist der Roman „Die Glasglocke“ von Sylvia Plath. In der letzten Szene wartet die Protagonistin auf die Entscheidung der tagenden Ärzte, ob sie die Klinik verlassen darf. Die Tür geht auf, sie wird hineingerufen, um die Entscheidung zu vernehmen – der Roman ist aus. Ganz am Anfang, wenn man noch nicht damit rechnet, findet man jedoch einen – im Nachhinein – deutlichen Hinweis, um mit etwas Nachdenken zu wissen, wie die Ärzte entschieden haben und was dann mit der Figur geschah.
     
    Ambivalentes Ende
     
    Eine Geschichte muss nicht dezidiert glücklich oder unglücklich enden, sie kann auch, wenn es eben zum Inhalt passt, als ein „sowohl als auch“ enden. Das ist nicht gleichbedeutend damit, dass der Schluss vage ist, es heißt vielmehr, dass der Ausgang für die Figuren gute und schlechte Komponenten enthält.
     

Konflikte
     
    Konflikte sind das A und O einer Geschichte. Wie langweilig wäre eine Erzählung, in der die Hauptfigur ein Ziel hat, darauf zuläuft und es einfach so erreicht. Wenn man Sportereignisse mitverfolgt, dann gehören die Sympathien meistens auch nicht den Überfliegern, sondern man leidet und freut sich am stärksten mit den Sportlern, die Rückschläge verkraften müssen, denen das Scheitern droht und die an ihre letzten Reserven gehen müssen auf dem Weg zu ihrem Ziel. So ist es auch mit literarischen Figuren. Ihnen werden Steine in den Weg gelegt, sie müssen Hindernisse überwinden, Konflikte lösen.
     
    Ein Konflikt ist so definiert, dass zwei oder mehr Parteien etwas wollen, und nur einer kann sein Ziel erreichen. Sowohl Andreas als auch Benjamin würden gern Conny heiraten, doch sie kann nur einen erwählen. Ein Konflikt besteht aber auch, wenn die Figur sich etwas wünscht, was nicht mit den Vorstellungen und Konventionen ihrer Umgebung übereinstimmt. Billy Elliot möchte Balletttänzer werden, seine Familie ist jedoch der Ansicht, dass Balletttanz keine Beschäftigung für einen Mann ist.
     
    Schauen wir uns die unterschiedlichen Konfliktvarianten an.
    Es gibt zwei indirekte Konflikte:
    Den implizierten Konflikt bekommt man nicht zu sehen, als Leser erfährt man nur von seinen Auswirkungen. Zum Beispiel sieht man nichts weiter als eine geschlossene Tür, doch unter dieser Tür breitet sich eine Blutlache aus. Hier gibt man dem Leser das Versprechen, dass etwas Wichtiges passiert ist, die kritische Information bleibt ihm jedoch erst einmal verborgen, was wem passiert ist und warum, wird zunächst nicht verraten.
     
    Der allwissende Konflikt (auch wenn dieses Bild etwas schief ist, denn wie kann ein Konflikt etwas wissen) sieht so aus, dass der Leser die Veränderung,
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