Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grundlagen Kreatives Schreiben (German Edition)

Grundlagen Kreatives Schreiben (German Edition)

Titel: Grundlagen Kreatives Schreiben (German Edition)
Autoren: Pia Helfferich
Vom Netzwerk:
an die Decke der Sporthalle hochgezogen wird oder die Ohrfeige, die ein Sohn für seine sportliche Betätigung kassiert.
    „Jeder, der diesen Raum verlässt, fliegt von der Schule.“ Dieser Satz kann die kritische Wahl verkörpern, die von den Figuren getroffen werden muss. Sie löst den Spannungshöhepunkt aus, denn jetzt steht so viel auf dem Spiel wie nie zuvor in der Geschichte. Wir erfahren sogar, wie die kritische Entscheidung ausgefallen ist, denn als Nächstes folgt ein Schnitt auf das Spiel.
    Nur die Umkehr und Auflösung kommen im Trailer nicht vor, etwas Spannung muss erhalten bleiben.

Der Anfang der Geschichte: Den ersten Satz und Absatz schreiben
     
    An den Einstieg in eine Geschichte werden besondere Anforderungen gestellt, um ihn für die Leser besonders spannend und interessant zu gestalten.
    Die amerikanische Autorin Ursula K. Le Guin schreibt „Erste Sätze sind Türen zu Welten.“. Der erste Satz einer Geschichte hat die Aufgabe, den Leser in die Geschichte hineinzulocken. Idealerweise soll er die Leser neugierig machen und ihnen schon einen Vorgeschmack auf das geben, was sie im Text erwarten wird.
    „ Falls Sie wirklich meine Geschichte hören wollen, so möchten Sie wahrscheinlich vor allem wissen, wo ich geboren wurde und wie ich meine verflixte Kindheit verbrachte und was meine Eltern taten, bevor sie mit mir beschäftigt waren, und was es sonst noch an David-Copperfield-Zeug zu erzählen gibt, aber ich habe keine Lust, das alles zu erzählen. “
    (J. D. Salinger: Der Fänger im Roggen)
    Hier tritt der Erzähler dem Leser direkt entgegen, was ein sehr klassischer Einstieg ist, den man in der zeitgenössischen Literatur nur noch selten findet (ein Umstand, von dem Sie sich nicht abhalten lassen sollten, dieses Mittel einzusetzen). Noch auffallender als die Leseransprache ist die schnodderige Sprache des Erzählers. Indem er Dickens erwähnt, entsteht eine interessante Diskrepanz zwischen seiner Schnodderigkeit und Bildung. Der Leser fragt sich, „Was ist das für ein Typ?“, und liest weiter. Mit dem ersten Satz beim Leser interessierte Fragen entstehen zu lassen ist ein idealer Einstieg.
     
    Mittel, um Leser zu interessieren
     
    Zu den gängigsten Mitteln, um den Leser mit dem ersten Satz in die Geschichte hineinzuziehen, gehören neben der Leseransprache und dem Verdeutlichen des Charakters wie bei Salinger noch:
     
    Das Vorführen einer Diskrepanz:
    Mit fünfzehn Jahren Verspätung lernte ich als 8-Jährige Schwimmen.
     
    Der Dialog:
    "Wie geht es Ihnen", fragte er. "Seit mein lieber Mann gestorben ist, sehr gut", sagte sie.
     
    Die allgemeine Aussage:
    Alle glücklichen Familien sind einander ähnlichen; jede unglückliche Familie ist jedoch auf ihre besondere Weise unglücklich.
    (Leo N. Tolstoi: Anna Karenina)
     
    Die Vorstellung einer Figur und ihrer Situation:
    Nach dem Nachmittagsdinner mit seinen acht Gängen und endlosen Gesprächen ging die Gattin des Gefeierten, Olga Michajlovna, hinaus in den Garten.
    (Anton Tschechow: Der Namenstag)
     
    Die Vorausdeutung des Kommenden:
    Dass es an diesem Abend zum Essen Muscheln geben sollte, war weder ein Zeichen noch ein Zufall, ein wenig ungewöhnlich war es, aber es ist natürlich kein Zeichen gewesen, wie wir hinterher manchmal gesagt haben, es ist ein ungutes Omen gewesen, haben wir hinterher manchmal gesagt, aber das ist es sicherlich nicht gewesen und auch kein Zufall.
    (Birgit Vanderbeke: Das Muschelessen)
     
    Die Beglaubigung:
    Am 16. August 1968 fiel mir ein Buch eines gewissen Abbé Vallet in die Hände: Le manuscript de Dom Adson de Melk, traduit en francais dàprés l'édition de Dom J. Mabillon (Au Presses de l'abbaye de la source, Paris 1842).
    (Umberto Eco: Der Name der Rose)
     
    Das Rätsel oder die geheimnisvolle Situation:
    Hier am Rande der Stadt, auf der Kante ihres Sprungbretts in meine ferne heimatliche Welt, erwarte ich = Spaik keinen Nachfolger.
    (Georg Klein: Libidissi)
     
    Der erste Absatz
     
    Was für den ersten Satz gilt, trifft auch in erweitertem Maße für den ersten Absatz zu. Auch er hat die Aufgabe, den Leser in die fiktionale Welt einzuführen. Bereits in diesem Abschnitt soll die Geschichte beginnen, dem Leser ein Konflikt, eine ungewöhnliche Situation, eine Verwicklung, ein unglücklicher Umstand oder Ähnliches begegnen.
    Der erste Absatz sollte den Protagonisten, also die H auptfigur, vorstellen und Sympat hie oder Interesse für ihn oder sie wecken. Diese Vorstellung braucht nicht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher