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Großreinemachen - Einer muss ja wohl mal aufraeumen

Großreinemachen - Einer muss ja wohl mal aufraeumen

Titel: Großreinemachen - Einer muss ja wohl mal aufraeumen
Autoren: Wolfgang Wissen
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müssen sie ausfüllen. Und die Versichertenkarte brauche ich auch noch. Setzen sie sich da hin (zwei Stühle im kalten Flur) und ich hole sie dann, wenn ich so weit bin."
    S agt‘s und verschwindet auf den Pott, wo er geräuschvoll pinkelt...
    Ich mir also die J acke ausgezogen und alles ausgefüllt. Dann saß ich da…
    Um Punkt 17 Uhr sollte ich klingeln – "Nicht um 5 vor 5, nicht danach! Punkt 5!", so war seine Ansage am Telefon, weil er schließlich vorher noch einen Patienten habe und nicht gestört werden wolle durch „irgendwelches Geklingel“. (Nebenbei: Ich hab niemand aus dem Haus kommen sehen. Und ich stand schließlich schon seit ner Viertelstunde im Schneegestöber vor der Tür des Meisters! Wo war denn der Patient?)
    Bis er mich dann, nach endlosem Ein-Finger-Suchsystem- Getippe auf einer Tastatur (Wenn mich die Erinnerungen an Jugendzeiten nicht getrügt haben, dann war das die einer … Schreibmaschine!) im Nebenraum, in seinen geheiligten Behandlungsraum einließ, war es schon viertel nach 5 durch ... so verdient man also sein Geld! Mit Pinkeln und Tippen … Sollte ich vielleicht Psychotherapeut werden?
    I ch durfte "ausschließlich auf dem rechten Sessel" Platz nehmen – ein halber Liegesessel, in dem man hängt wie ein Affe auf dem Schleifstein.
    Und dann stellte er Fragen: Wie alt mein Vater ist, was er von Beruf ist. Dasselbe über Mutter, Schwester, Bruder ... dann erst kam er auf mich zu sprechen. Naja, war ja auch nicht so wichtig, ich bin eh nur eine Nebensache auf dieser schnöden Welt...
    Jedenfalls, nachdem ich ihm die S ituation geschildert hatte, kam er mit seinem Fazit, dass mich echt total überrascht hat - dass man da nicht von selbst drauf kommt! Er sagte: "Nun, es gibt für sie zwei Möglichkeiten zur Konfliktbewältigung. Entweder sie sitzen das Problem aus - oder sie hören damit auf, es so wichtig zu nehmen."
    L oriot hätte jetzt gesagt: "Ach was??"
    D onnerwetter! So einen fundierten Rat hätte ich echt nicht erwartet!
    U nd dann fügte er noch an: Aber wenn ich auf ihr Geburtsjahr gucke, dann sind sie auch schon fast 50..." (Jo, fast ... Ich war zu dem Zeitpunkt zwar schon 51, aber egal - Wie war das noch mit den Grundrechenarten, Herr Kinski?), "... und da ist das alles nicht mehr so einfach."
    Ach was?? Echt jetzt?! Nicht mehr einfach, so so ... Also kauf ich mir am besten einen Strick und stech‘ mich ab, oder?
    Vielleicht sollte ich Ihnen an dieser Stelle kurz erläutern, warum ich bei diesem Herrn Kinski war: Ich hatte unter anderem Probleme in meinem damaligen Job, bekam dort nur  noch – Achtung, böses Wort! – Bimbo-Arbeiten aufgebrummt, mit denen ich komplett unterfordert war.
    A ls ich ihm also beschrieb, dass ich mich für Ordner sortieren und so einen Quatsch für zu intelligent hielte, da meinte er dann noch, das sei aber jetzt sehr überheblich - schließlich hätte ich so gut wie keine Qualifikation, außer einer Uralt-Ausbildung bei der Post. Und dann merkte ich, wie er sich noch mal die Berufe meiner Family anguckte und in Gedanken schlussfolgerte: "Die Wollnys 2.0 ..."
    Aber ein G utes hatte das Ganze: um 17.50 war der Spuk schon vorbei. Halbe Stunde sprechen, ganze Stunde kassieren ... Respekt! Weil: Da musste er dann schon aufräumen für den nächsten Patienten, er habe halt viel zu tun, reklamierte er wichtigtuerisch. (Als ich raus ging, kam tatsächlich auch ne Frau rein ... die aber genau so aussah, als käme sie genau wie ich zum Testgespräch. Ich denke, davon kann man auch leben, wenn man immer der erste ist, der die Leute zurück ruft und dann nur zur Probe kommen lässt ).
    I ch soll noch mal zu einem zweiten Gespräch kommen ... was ich geflissentlich nicht tun werde. Mein Bedarf an echten Psychos ist nämlich bereits nach jener halben Stunde gedeckt gewesen.
    Ein guter Freund ist ja der Meinung, dass diese Psychiater erst mal selbst auf die Couch oder in diesen Liegesessel da müssen, weil sie selbst einen an der Klatsche haben.
    Und ja, den Eindruck hatte ich bei meinem Erlebnis auch, dass da in so ner Sitzung öfters mal die Rollen getauscht werden müssten. Tss, fällt mir doch gleich noch was zu Herrn Kinskis Performance ein:
    Fragt der mich nach meinen Zielen, was ich mit einer T herapie erreichen will. Sag ich: Ich will ruhiger werden, gelassener mit Allem umgehen können und somit auch wieder mehr Energie für das Wesentliche kriegen und durch das alles endlich auch wieder schlafen können.
    E rzählt der mir dann, ich solle
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