Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Großreinemachen - Einer muss ja wohl mal aufraeumen

Großreinemachen - Einer muss ja wohl mal aufraeumen

Titel: Großreinemachen - Einer muss ja wohl mal aufraeumen
Autoren: Wolfgang Wissen
Vom Netzwerk:
doof!
     
    Nun ist es natürlich gerade für einen für mich, der an dieser Stelle schon seit rund 18800 Wörtern vor sich hin meckert, ein gewagtes Unterfangen, andere dafür zu kritisieren.
    Aber halt! Meinereiner macht das ja alles mit einem gewissen Augenzwinkern (Wie, habense nicht gemerkt? Boah, wie doof ist das denn?!), während die restlichen rund 81 Millionen all ihr Gemecker ernst meinen!
    Der Deutsche an sich ist nun mal so gepolt. Das sind irgendwie die Gene. Oder aber die Erziehung. Denn: Bis zum Jahr 1933 hat man so gut wie alles sagen können, da achtete keiner so richtig auf die Etikette. Dann kam der schwarzhaarige Schmierscheitelträger aus Österreich und Schweigen war besser. Jo, und der hat dann alles mal so richtig versemmelt – um es mal seeeeeehr salopp auszudrücken – und verdrückte sich samt der braunen Eva (War deren Schwester eigentlich die schwarze Barbara?) in den Garten … zum Grillen …
    Was blieb war ein Häufchen doofer Asche – und ein noch lauter schweigendes Volk. Denn nun hatten Amis, Franz is, Bobbys und Ruskis das Sagen. Da war dann kein Platz mehr für deutsche Kommentare, war es doch eh schon ein heilloses Durcheinander. Echt anstrengend, so ein Kauderwelsch…
    Die Westdeutschen wurden also klein gehalten, was freie Meinungsäußerung angeht – und in der DDR ja ohnehin.
    Jahrzehntelang hielt man die Klappe. Da musste man nach dem Mauerfall aber endlich – so ist meine Theorie – in Ost wie in West loslegen und alles raus lassen. Und so entstand das große Meckern.
    Wobei es meist nur beim Meckern blei bt. Denn Taten folgen diesem nur in ganz, ganz wenigen Fällen – die größten Meckerer haben nämlich den kleinsten Verstand, um tatsächlich was zu ändern.
    Und das ist doch irgendwie … doof.

Fünfunddreißigstens
     
     

Die Glocken Vom Bim-Bam-Beier
     
     
    Ich hab ein Klingeln im Ohr. Schon den ganzen Tag. Es ist der zweite Sonntag nach Ostern, draußen ist tatsächlich mal die Wetterprognose wahr geworden und es schneit mal nicht, nein, es hat über zwanzig Grad, die Sonne scheint und ich – hab ein Klingeln im Ohr.
    Aber es ist kein Tinitus. Noch nicht. Den werde ich aber sicher bald kriegen bei diesem Lärm. Und von dem Stress, nervlichen Stress, den diese Dinger mir bereiten. Stress = Tinitus-Chance nahe hundert Prozent.
    Seit dem frühen Morgen – für einen Sonntag sehr frühen Morgen – um halb zehn läuft der Terror schon den ganzen Tag.
    Herrje!!! Jeder Neunjährige hat heute ein Handy! Warum um alles in der Welt schickt dieser Pastorenfritz keine Rund-SMS, wenn die Keeeds in ihren weißen Röckchen und blauen Strampelanzügen zu ihrer Erstkommunionsmesse kommen sollen???
    Deswegen machen die nämlich diesen ganzen Punk mit den Glocken! Damit sich Nicht-mehr-Babies und Noch-nicht-Schamhaarzähler irgendso’n Stück Ess-Pappe am Altar abholen können und dann anschließend mit Geschenken überkübelt werden, weil das ja sooo ein großer Tag im Leben ist!
    Jau , echt groß. Vor allem echt groß in hirn-und sinnlosem Glockengeläute. Morgens zur Messe die volle Power, da fährt der Katholikenglöckner das volle Programm auf, da steht er wahrscheinlich auch noch selbst im Turm und bimmelt mit seinen eigenen Glocken – sorry, aber der musste jetzt sein.
    Nachmittags dann wieder bam-bam, diesmal zu irgendner Dankandacht. Und abends um sechs muss dann wohl schon wieder gedankt werden, jedenfalls rumst dann schon wieder Eisenklöppel gegen Eisenwand.
    Und da ja an so einem Tag nicht jeder Mensch Kommunionskind ist, gibt’s zwischen deren Bimmel-Events auch noch Glockenbeschuss zu den normalen Messen. So man denn Messen überhaupt auch nur annähernd mit dem Begriff normal in Verbindung bringen kann…
    Man traut sich als unmittelbarer Nachbar dieses Hauses mit dem spitzen Turm an einem eigentlich so schönen Tag gar nicht auf den Balkon. Es sei denn, man findet es chic, dort in Badehose zu liegen und um den Kopf rum wie Bob der Baumeister auszusehen, der Hörschutz auf die Ohren gepfropft hat.
    Ha! Die Krönung des ganzen Tages hab ich ja  noch gar nicht erzählt! Die Katholen-Glocken können nämlich auch melodisch – zumindest meinen sie, dass sie das können. Muss man sich mal bildlich vorstellen: Da soll es nämlich dem Vernehmen nach tatsächlich zwei Honks geben, die zu so wahnsinnig wichtigen Gelegenheiten wie heute dieses „Lolita und Lolito in weiß und blau“-Gedöns oder auch zu anderen Feiertagen in den Glockenturm rauf klettern,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher