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Große Seeschlachten - Wendepunkte der Weltgeschichte

Große Seeschlachten - Wendepunkte der Weltgeschichte

Titel: Große Seeschlachten - Wendepunkte der Weltgeschichte
Autoren: C.H.Beck
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Zwischenformenauf eine Isonomie – die Gleichberechtigung – hinaus. Sie sah gleiches Recht, äußere und innere Freiheit, aber auch gleiche Pflichten für zunächst alle Vollbürger vor. Jeder Bürger konnte öffentlich Anklage erheben. Das zentrale Entscheidungsgremium, wie überhaupt die Gesamtheit der politisch berechtigten Athener, war die Volksversammlung. Die meisten Träger von Verwaltungsfunktionen wurden durch das Los bestimmt. Auf institutioneller Ebene prägten der Rat der Fünf hundert, die Ordnung nach Phylen, also Verwaltungseinheiten, sowie der Ostrakismos das Leben der Athener. Dieses «Scherbengericht» mit seinen Namensritzungen auf zerschlagenen Töpfen zur Verbannung der Bürger, die die Stadt gefährdeten, wurde legendär und konnte auch Helden wie Kleisthenes oder Themistokles treffen.[ 3 ]
    Später, und nach weiteren Umformungen, bezeichneten Aristoteles (384–322 v. Chr.) und sein Umfeld dieses Prinzip der gemeinschaftlichen Entscheidungsfindung als «Demokratie» – die Herrschaft des Volkes über sich selbst. Aus der Rückschau verstand Aristoteles diese Entwicklung als einen Prozess, doch ist diese vielleicht größte politische Idee nicht aus einem Willen von Massen oder Einzelnen zu einer «Demokratisierung» erwachsen, sondern eher aus einem freien Spiel von Bedingungen, zu deren wesentlichen, wie wir noch sehen werden, auch die Flotte gehörte. Athen war also nicht nur eine Stadt, sondern bestand zuallererst aus seinen Bürgern, war gleichsam eine Kriegerzunft, deren Kern der sich selbst ausrüstende, schwer bewaffnete Hoplit bildete: «Männer machen eine Stadt aus, nicht Mauern und nicht unbemannte Schiffe», meinte daher Thukydides.[ 4 ]
    Doch der Weg des freien Athen stellte nur eine von vielen Möglichkeiten dar, wie sich die griechischen Kommunen politisch organisieren und orientieren konnten. Sehr schnell kann aus dem Blick geraten, wie stark die griechische Welt auch mit dem Orient verbunden war. Denn mit der Eroberung von Sardes 547 v. Chr., der im Westen Kleinasiens gelegenen Hauptstadt Lydiens, hatte sich das persische Reich etwa ein Drittel der griechischen Welt einverleibt. Und es war genau jener Teil, der in wirtschaftlicher, geistiger und künstlerischer Hinsicht bis dahin an der Spitze der Entwicklung gestanden hatte. Ein halbes Jahrhundert vor Salamis – oder etwa zwei Generationen zuvor – wussten die Griechen Kleinasiens, dass man sich mit der persischen Herrschaft durchaus arrangieren konnte. Doch die Athener wollten das auf keinen Fall tun.[ 5 ]
Die attische Triere
    Ab Ende der 480er Jahre v. Chr. kam es in Athen zu einer grundlegenden militärstrategischen Umorientierung. Man baute verstärkt Kriegsschiffe, weil Athen mit Aigina, der seetüchtigen Inselkommune vor der Haustür, im Streit lag. Die Insulaner waren zu der Zeit gerade damit beschäftigt, die später so berühmten Giebelfiguren an ihrem Aphaiatempel anzubringen. In Athen jedoch baute man Schiffe und errichtete dafür Hafenanlagen, Werften, Arsenale und Schiffshäuser. Dieses Großprojekt konnte neben den privaten Geldgebern vor allem durch die Erträge der zwar schon länger bekannten, doch nun erst effizient erschlossenen Silbervorkommen aus Laurion finanziert werden. Allerdings darf man sich nicht von der Schlagkraft der attischen Seemacht
nach
den Perserkriegen, als Athen für ein Jahrhundert die mit Abstand größte Flotte in der griechischen Welt besaß, täuschen lassen. Das Flottenbauprogramm markierte erst den Eintritt Athens in den Kreis der Seemächte, und man stand sowohl technologisch als auch in Bezug auf die Seemannschaft am Anfang. Doch bald darauf werden die Athener echte «Seeschäumer» geworden sein, die ihren Blick und ihre Politik dem Meer zuwandten. Da für die neue Flotte jede Menge Ruderer gebraucht wurden, zog man auch ärmere attische Bürger heran, die keine Grundbesitzer waren und die oft als Tagelöhner ihren Lebensunterhalt verdienten.[ 6 ]
    Der in großen Stückzahlen auf Kiel gelegte Schiffstyp war die Triere, die über fast ein halbes Jahrtausend das Standardkriegsschiff im Mittelmeer darstellte. Grundsätzlich zunächst: Schiffe, deren Rumpf aus Holz bestehen, können nach zwei völlig unterschiedlichen Konstruktionsprinzipien gebaut werden. Deren Vor- und Nachteile muss man im Blick haben, wenn man den antiken Schiffsbau seit Beginn der Eisenzeit verstehen will. Einerseits kann man den Rumpf mit einem Skelett aus Spanten herstellen, an denen die
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