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Große Seeschlachten - Wendepunkte der Weltgeschichte

Große Seeschlachten - Wendepunkte der Weltgeschichte

Titel: Große Seeschlachten - Wendepunkte der Weltgeschichte
Autoren: C.H.Beck
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Rammstoß oder rasch durchzuführende Manöver konnte sie für kurze Zeit bis auf zehn Knoten beschleunigt werden. Besonders schnelle Trieren setzte man für Botendienste oder Verfolgungen ein. Für längere Fahrten verfügte jede Triere über ein großes Rahsegel an einem mittschiffs aufgestellten Mast und ein kleineres Rahsegel ebenfalls an einem Mast im Vorschiff. Allerdings fuhr die Triere unter Segeln, mit denen lediglich Raumschots oder Vorwindkurse möglich waren, bedeutend langsamer als gerudert. Durch erhaltene steinerne Inschriften aus dem 4. Jahrhundert v. Chr. wissen wir, dass die attischen Trieren mit weiblichen Namen von Göttinnen, Städten oder Orten sowie Eigenschaften benannt wurden, darunter
Hebe, Aphrodisia
oder
Parthenos, Eleusis
und
Paralya
sowie
Hegemone, Kratousa
oder
Polynike –
also die «Herrscherin» oder die «Vielsiegerin». Diese sogenannten
Traditiones curalium navalium
, die man auf Marmorstelen eingravierte, sind so etwas wie steinerne «Seeurkunden» zur Regelung der Verantwortlichkeiten beim Schiffsbau. Sie verraten eine Fülle von interessanten Details, unter anderem, wie Herstellung und Unterhalt der Trieren finanziert wurden.[ 9 ]
    Die Unterhaltung der Kriegsschiffe gehörte nämlich zu jenen Pflichten, welche die athenischen Bürger mit einem bestimmten Vermögen selbst zu übernehmen hatten. Die Bürgergemeinde als Gesamtheit stellte zwar die Schiffskörper und das darauf befindliche stehende und laufende Gut. Sie bezahlte auch den Sold der Besatzung. Die Verantwortung für den Unterhalt der Trieren lag aber für jedes einzelne Schiff bei einem eigens dafür bestimmten Bürger. Die Zuweisung an einen Bürger, der dadurch zum Trierarch wurde, erfolgte durch das Los. Fortan musste er für die Bemannung sowie für die Instandhaltung und Ausbesserung sorgen. Die hohen Kosten einer Trierarchie, also der Gesamtverantwortung für eine Triere, konnten aber auf zwei oder mehrere Bürger, sogenannte Syntrierarchen, verteilt werden.[ 10 ] Wie man sich das ganz konkret vorzustellen hat, verrät eine Inschrift aus der Zeit Alexanders des Großen: DerBildhauer Kephisodot, Sohn des berühmten Bildhauers Praxiteles (um 390–um 320 v. Chr.), hatte neben seiner Werkstatt im Jahr 326/25 v. Chr. ein Kriegsschiff als verantwortlicher Trierarch und drei weitere Schiffe als Syntrierarch zu unterhalten. Die Kosten für eine Trierarchie lagen unter normalen Umständen bei etwa 5000 Drachmen jährlich, wobei eine Drachme etwa dem Tagesverdienst eines Steinmetzen entsprach. Diese Aufwendungen konnten durch Kriegseinsatz und höhere Naturgewalt aber leicht auf ein Vielfaches steigen. Die Inschrift berichtet weiter, dass das von Kephisodot unterhaltene Schiff
Iousa
zusammen mit sechs anderen Trieren im Kampfeinsatz nach Samos unterwegs war. Des Weiteren war er an der Finanzierung der
Paralos
beteiligt, neben der
Salaminia
eines der beiden athenischen Staatsschiffe, die zum schnellen Transport von Amtsträgern und Festgesandtschaften dienten und deren Existenz sogar bei Aristoteles überliefert ist.[ 11 ]
    Insgesamt trug jede Triere eine Besatzung von etwa 200 Mann, davon 170 Ruderer, verteilt auf je drei Ebenen zu beiden Seiten. Hinzu kamen noch – wie der Geschichtsschreiber Plutarch (um 45–125 n. Chr.) in seinem Bericht über Salamis ausführt – 14 Hopliten und vier Bogenschützen sowie weitere Seeleute wie etwa der Steuermann, der Bugmaat, der Schiffszimmermann und der Rudermeister. Ein Flötenspieler, der Auletes, gabfür alle hörbar die Schlagzahl der Riemen an. Als Kapitän einer Triere fungierte der losbestimmte Trierarch. Doch da der mitunter wenig Ahnung von nautischen Dingen hatte, stand ihm auf See der Kybernet zur Seite, eine Art Erster Offizier mit seemännischen Fähigkeiten.
    Die Kraft von drei Riemen pro Einheit: Die Bezeichnungen aller antiken Schiffe leiten sich vom Begriff des Riemens, lateinisch
remus
, ab. Bei der griechischen Triere, lateinisch
triremis
, «Dreiriemer», saßen die obersten Ruderer (Rojer) auf einem seitlichen Ausleger, was die Höhe der Bordwand deutlich verringerte und damit den Schwerpunkt tiefer legte, wie die Rekonstruktion einer Triere gezeigt hat. Die 170 Ruderer jeder Triere teilten sich auf in 62 Thraniten der oberen, 54 Zygiten der mittleren und 54 Thalamiten der unteren Reihe. Da sich die Öffnungen für die Riemen der Thalamiten lediglich 40 Zentimeter über der Wasseroberfläche befanden, mussten sie durch lederne Stutzen gegen
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