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Große Seeschlachten - Wendepunkte der Weltgeschichte

Große Seeschlachten - Wendepunkte der Weltgeschichte

Titel: Große Seeschlachten - Wendepunkte der Weltgeschichte
Autoren: C.H.Beck
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Schiffsplanken zum Kiel hin wie Dachziegel überlappend in der sogenannten Klinkerbauweise angesetzt werden. Die Langschiffe der Wikinger sowie die frühen Hansekoggen wurden so gebaut und bis in die Gegenwart so manches Fischerboot. Andererseits lässt sich eine Rumpfverschalung auch aus Kante an Kante gesetzten Planken in der sogenannten Kraweelbauweise herstellen. Dieses Bauprinzip bliebim mediterranen Raum in der gesamten Antike die bevorzugte Konstruktionsart, wobei man in dieser Zeit durch Loch-Zapfen-Systeme die Planken verband.
    High-Tech-Waffe Athens: In den Jahren von 1985 bis 1987 gelang es drei Historikern unter der Schirmherrschaft der griechischen Marine, eine athenische Triere nachzubauen. Da wegen der geologischen Bedingungen am Mittelmeer, wie etwa fehlender Moorflächen, keine Schiffskörper erhalten geblieben waren, konnten allein Relief- und Vasendarstellungen für den Nachbau herangezogen werden. Die seetüchtige Replik, die man auf den Namen
Olympias
taufte, wurde mit eigens dafür trainierten Ruderern auf dem Meer erprobt und lieferte viele Detailinformationen zum Fahrverhalten. Als besonders schwierig erwies sich der exakt gleichzeitige Durchzug aller auf drei Ebenen angeordneter Riemen. Wegen des hohen Schwerpunkts und des geringen Tiefgangs von nur einem knappen Meter war das Schiff sehr kentergefährdet.
    Je nachdem, ob und wie Spanten in die unterschiedlichen Konstruktionen der Planken einbezogen wurden, bemaß sich die Verwindungssteifigkeit und damit Seegängigkeit des Schiffes. Als 1588 die spanische Armada nach England fuhr, waren auch geruderte Kriegsschiffe aus demMittelmeer dabei. Doch deren innere Festigkeit, die im Mittelmeer seit Menschengedenken ausgereicht hatte, erwies sich für die lange Dünung des Atlantiks als zu gering. Die Schiffe nahmen viel mehr Wasser auf als üblich und mussten deshalb sogar schon vor dem ersten Kampf die Flotte verlassen.[ 7 ]
    Die attische Triere war jene gefürchtete Waffe, durch die Athen im 5. Jahrhundert Macht und Wohlstand erwarb, und durch die sie später auch beides wieder verlor. Als Produkt der Hochtechnologie ihrer Zeit setzte die Triere völlig neue Standards. Die ersten von Riemen auf drei Ebenen angetriebenen Kriegsschiffe kamen wohl schon vereinzelt im östlichen Mittelmeerraum im 7. Jahrhundert v. Chr. auf und wurden in der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts in Korinth als Flottenverband eingesetzt. Thukydides überliefert, dass vor den Perserkriegen lediglich die sizilischen Tyrannen und die Leute aus Kerkyra Trieren besaßen. Und er fährt fort: «Denn in Aigina und Athen und sonst wo gab es wenig, und fast nur Fünfzigruderer; erst zuletzt bewog Themistokles die Athener, im Krieg gegen Aigina und in Erwartung der Barbaren, die Schiffe zu bauen, mit denen sie dann die Seeschlacht schlugen.» Der Vorteil der Triere bestand darin, dass bei begrenzter Verlängerungsmöglichkeit des Schiffes die Antriebskraft enorm gesteigert wurde, indem man die Ruderer, oder Rojer, wie sie präziser heißen müssten, nun auf drei Ebenen übereinander anordnete. Athen wurde innerhalb weniger Jahre einer der bedeutendsten Schiffsbauorte dieses Typs. Schon der Komödiendichter Aristophanes (um 450–um 380 v. Chr.) ließ in seinem Stück
Die Vögel
einen athenischen Wanderer auf die Frage des Wiedehopfs nach seiner Herkunft antworten: «Woher? Woher die stolze Flotte stammt.»[ 8 ]
    Die Triere hatte eine Länge von ungefähr 32 bis 38 und eine Breite von 4,5 Metern. Mit den Auslegern maß sie sogar fünfeinhalb Meter. Der Tiefgang betrug nur ungefähr einen Meter. Zu der Gesamtverdrängung von über vierzig Tonnen trugen neben der hölzernen Konstruktion, die unbeladen etwa fünfundzwanzig Tonnen wog, sowohl die Mannschaften als auch eine Menge Ballast in Form von Steinen bei. Dennoch lag der Schwerpunkt durch die drei Ebenen der Ruderer sehr hoch, und das Schiff war enorm kentergefährdet. Die unteren Ruderer versuchten, sich mit Ledermanschetten, durch die die Riemen gezogen waren, vor einschwappendem Wasser zu schützen. Für die Hohe See waren die Trierensomit eigentlich ungeeignet. Zugespitzt könnte man sagen, dass die Schiffe wegen ihrer militärischen Spezialfunktion, die in ihrer Schnelligkeit und Wendigkeit lag, bis an die Grenze der Seeuntüchtigkeit konstruiert worden waren.
    Die geruderte Triere bewegte sich mit etwa drei bis fünf Knoten Marschgeschwindigkeit durch die See, bei Eilfahrten auch etwas schneller. Doch für den
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