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Große Geschichten vom kleinen Volk - Band 1 (German Edition)

Große Geschichten vom kleinen Volk - Band 1 (German Edition)

Titel: Große Geschichten vom kleinen Volk - Band 1 (German Edition)
Autoren: Aileen P. Roberts
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»Auch Larunen, gewaltige Wasserschlangen, stoßen Luftblasen aus, bevor sie aus dem Wasser hervorschnellen. Sie hingegen sind oft tödlich, denn sie schnappen sofort zu.«
    Dimdur schluckte laut. »Und diese … Sumpfgolme?«
    »Sie sind die gefährlichsten, denn …« Weiter kam Raliána nicht. Auf einmal brodelte es direkt neben ihnen. Mit ohrenbetäubendem Gebrüll schoss das widerwärtigste Geschöpf aus dem Moor hervor, welches Dimdur jemals gesehen hatte. Dieses Wesen hatte die Ausmaße eines großen Wildschweins, jedoch einen noch einmal so langen gezackten Schwanz. Ein mächtiges Maul, aus dem Schleim troff, öffnete sich und gab den Blick auf unterarmlange, nadelspitze Zähne frei. Schon schnappte das Untier nach ihnen. Mit einer Schnelligkeit, die seine plumpe Statur Lügen strafte, schlängelte es auf sie zu, denn Beine hatte dieses Wesen nicht.
    »Ein Sumpfgolm! Lauf!«, schrie Raliána und schubste ihn vorwärts.
    Wie in einem Albtraum gefangen, hastete Dimdur platschend voran, hoffte inständig, nicht stecken zu bleiben. Raliána war hinter ihm, das gräulich braune Wesen folgte mit unfassbarer Geschwindigkeit, während es geifernd nach ihren schlanken Beinen biss.
    »Den Hügel hinauf«, keuchte die Moorelfe.
    Das ließ sich Dimdur nicht zweimal sagen. Auf Händen und Füßen hastete er die kleine Erhebung empor, auf welcher sich ineinander verwachsene Trauerweiden befanden. Am Rande blieb Raliána stehen, der Sumpfgolm schlängelte auf sie zu. Sie schoss einen Pfeil ab, der das Wesen in den langen Schwanz traf, es jedoch nicht aufhielt. Ein weiterer streifte seinen Kopf, aber auch das zeigte keinerlei Wirkung.
    »Raliána!«, jammerte Dimdur, bewegungslos vor Angst. Gleich musste der Golm bei ihr sein und sie fressen. Doch Raliána blieb stehen, ihr feines Gesicht angespannt, hochkonzentriert, dann zielte sie noch einmal. Atemlos verfolgte Dimdur die Flugbahn, glaubte, der Pfeil würde den Sumpfgolm direkt in das linke, winzig kleine und boshaft gelblich schimmernde Auge treffen, doch das war ein Irrtum. Im letzten Moment warf sich das Sumpfwesen zur Seite, brüllte auf und richtete sich auf seiner langen, kräftigen Schwanzflosse auf. Erschrocken torkelte Raliána zurück, strauchelte und musste sich mit einer Hand am Boden abstützen.
    Jetzt ist es vorbei mit ihr , dachte Dimdur.
    Ohne weiter nachzudenken, ergriff er einen Stein, stürzte vorwärts und warf ihn dem angreifenden Sumpfgolm mitten ins Maul. »Hier, nimm das, du Ungeheuer!« Der Golm gab ein gurgelndes Geräusch von sich, hielt kurz inne und – Dimdur traute seinen Augen nicht – zerkaute den Stein dann mit lauten, krachenden Geräuschen. Inzwischen hatte sich Raliána wieder aufgerappelt und schickte sich an, einen neuen Pfeil aufzulegen. »Bleib zurück, Dimdur!«
    Doch plötzlich kam ihm ein anderer Gedanke. »Warte.«
    Er griff in sein Bündel, und als der Sumpfgolm zu einer neuen Attacke ansetzte, schleuderte er ihm den Tiegel mit Bronks Kleber ins Maul.
    »Das nützt nichts, er …«, rief Raliána, aber dann stockte sie.
    Wie das Ungeheuer es zuvor bei dem Stein getan hatte, biss es krachend zu. Eine schwarze Masse quoll aus dem Maul des Golms, dann schluckte er, schüttelte den Kopf und knurrte zornig. Wie es aussah, bekam er seine Zähne nicht mehr auseinander. Seine boshaften Augen weiteten sich derart, dass sie aus ihren Höhlen zu quellen drohten.
    Dimdurs Kehle entstieg ein Lachen, und Raliána, die zuvor gebannt auf den Sumpfgolm gestarrt hatte, sah nun ihn an. »Sein Gesichtsausdruck erinnert mich an Großtante Frengata, wenn Großonkel Muldor mit seinen schmutzigen Stiefeln in ihre frisch gefegte Wohnhöhle trampelt«, kicherte er.
    Erneut legte Raliána einen Pfeil auf ihren Langbogen, spannte und schoss dem ungehalten seinen Kopf schüttelnden Ungetüm mitten in den Schwanz, woraufhin es sich umdrehte. »Schimpfen wird der Sumpfgolm wohl fortan nicht mehr können.«
    Noch einmal ließ das Wesen sein gezacktes Hinterteil auf den Boden klatschen, sodass der Schlamm nur so spritzte, dann verschwand es im brackigen Wasser.
    »Du hast uns das Leben gerettet!«, freute sich Raliána, umarmte Dimdur und klopfte ihm auf die Schulter.
    Dessen Wangen überzog ein stolzes Lächeln, dennoch bekannte er bescheiden: »Es war Bronk. Eine seiner Erfindungen hat sich das erste Mal seit mindestens dreißig Wintern als wirklich nützlich erwiesen.«
    »Gelobt sei Bronk!« Raliána hob ihre Hände gen Himmel, dann sah sie Dimdur ernst
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