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Grolar (German Edition)

Grolar (German Edition)

Titel: Grolar (German Edition)
Autoren: Thorsten Nesch
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Maschinen und die Schürfrechte, die Pacht, na gut, in zehn Jahren.
    »Hi«, sagte Tara, und Cliff sagte ebenfalls, »Hi!«
    Da war er gut drin, Erwachsene beobachten und sie nachahmen. Hoffentlich funktionierte das für sein Leben lang gut.
    Und jetzt erschienen hinter Marten auch die gelben Helme der anderen Männer und zwischen ihnen Lucky, Rays Hund, ein schwarz-weißer Mischling.
    Jon stellte den Männern seine Familie vor, und sie hießen Tara und Cliff nacheinander willkommen. Ray wuschelte über den Kurzhaarschnitt seines Sohnes. Die Ärmel seines hellbraunen Wollpullovers hatte er bis zu den Ellbogen hochgeschoben. Neben seinem Sohn sah sein Boss auf einmal aus wie ein Großvater bei der Gartenarbeit.
    Andy hakte die Daumen in die Taschen seiner Army-Cargo-Hose und hielt sich für seine Verhältnisse still im Hintergrund, als wäre er eingeschüchtert von der möglichen Konsequenz seiner wilden Nächte mit Kelly, als sehe er durch einen Spalt in der Gegenwart seine Zukunft.
    Dick bemühte sich, Tara nicht allzu notgeil anzuglotzen. Das sah Jon, der ihn schon einige Male in der Stadt erlebt hatte, andauernd bei ihm. Auch gegenüber Kelly. Er konnte gar nicht anders. Entweder bemerkte er es selbst nicht, oder es war ihm egal, was andere davon hielten. Plump leckten seine hellgrauen Augen jedes Mal sein Gegenüber ab. Der Umstand, dass seine Augenfarbe so auffällig war, machten das für jeden leicht ersichtlich. Sein Verhalten hatte peinliche Züge, zumal er ein wirklich großer und breiter Typ war. Mit einer viel zu kleinen Jeansjacke aus seiner Jugend, wie er zugab.
    Als der Small Talk versiegte, brannte Jon die Frage auf der Zunge, »Habt Ihr schon mit dem Clean Out angefangen?«
    »Ja«, sagte ihm Ray, »Was bist du eigentlich so nass?«
    »Wir hatten doch abgemacht, ihr wartet, bis ...«
    »Bis elf Uhr, da wolltest du wieder hier sein.«
    »Bis ich wieder da bin.«
    »Bis elf Uhr. Und du warst nicht da.«
    »Mann, es gab einen Erdrutsch. Eine halbe Stunde von hier. Die Straße ist dicht, unbefahrbar. Wir hatten Glück. Wir wurden vom Erdrutsch erwischt und haben festgesteckt. Aber wir kamen gerade noch raus. Da kommt keiner mehr durch. Stimmt, wir müssen jemanden wegen der Straßenräumung Bescheid sagen.«
    »Wie schlimm sieht's aus?«, fragte Ray.
    »Auf gut hundert Meter Länge nur Schlamm auf der Straße, kniehoch.«
    »Scheiße, ich rufe gleich Whitehorse an.«
    Jon haderte weiterhin mit der Tatsache, dass sie ohne ihn angefangen hatten, »Trotzdem, Abmachung ist Abmachung, ihr hättet wirklich warten können, Ray.«
    »Wie lange hätten wir warten sollen? Was weiß ich, ob ihr zwei Hübschen nach so einer langen Trennung nicht zu ...«, er warf einen Blick auf Cliff, der sich gerade mit Lucky anfreundete, und entschied sich für ein Wort, das sein Sohn sicherlich noch nicht gehört hatte, »rallig seid und euch erstmal ein Motelzimmer nehmt, bevor ihr in die Einsamkeit kommt, ich war auch mal jung.«
    Heiteres Gelächter der Männer, und Jon fing einen Blick von Tara ein, in den er alles hineininterpretieren konnte.
    Damit könnte Ray Recht haben. Andere Paare hätten das wohl gemacht, andere Paare oder sie zu einer früheren Zeit, vor zwei Jahren. Sein Kopf leerte sich, Verständnis für die Jungs wusch seine Wut heraus, Verständnis und Zweifel. Wäre das die richtige Entscheidung gewesen? Hätten sie sich ein Hotelzimmer nehmen sollen? Was hätten sie mit Cliff gemacht? Hatte Tara das erwartet? Gezeigt hatte sie das nicht. Auch nicht angedeutet. Weder vorher am Telefon noch bei ihrer Ankunft.
    Ray knuffte ihm mit der Faust an die Schulter, »Komm einfach dazu, sobald ihr euch in eurem Trailer eingerichtet habt.«
    Und er knipste ihm mit einem Auge zu, und die Mannschaft wandte sich wie auf einen nicht ausgesprochenen Befehl ab und marschierte zurück zum Rütteltisch. Lucky trottete den Männern hinterher.
    »Oooh«, machte Cliff enttäuscht.
    Und Tara sagte leise, »Das sind die Chippendales, von denen du mir am Telefon erzählt hast?«
    Er erwischte sie beide bei dem Bruchteil eines Lächelns, wie sie es tausendfach geteilt hatten, jeden Tag, vor 1000 Jahren.
     
     
Jon stieß die Trailertür auf. Mit einem Arm die Bewegung eines Immobilienmaklers nachahmend, lud er Tara ein, ihr neues Zuhause zu betreten. Sie nahm Cliff an die Hand
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