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Grenzen der Sehnsucht

Grenzen der Sehnsucht

Titel: Grenzen der Sehnsucht
Autoren: Axel Kraemer
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Natürlich kann man sich nicht mehr die Nächte um die Ohren schlagen, wie wir das bis dahin ab und zu gemacht hatten. Anfangs waren wir mit Bobby sehr unsicher, aber viele Ängste haben sich als unbegründet herausgestellt.“
    Udo stimmt ihm zu.
    „Man bekommt ja auch so viel zurück. Bobby kann sich über alles freuen, egal, ob man ihm nun ein Gummibärchen schenkt oder ob er eine kleine Rolle in einer Krankenhausserie bekommt. Er kann allem etwas Positives abgewinnen. Das ist immer wieder eine verblüffende Erfahrung. Und sie färbt im Zusammenleben ab.“
    Es hat eine Weile gedauert, bis sich die drei aneinander gewöhnt haben. Gerd Brederlow weiß eine Menge Geschichten aus dieser Zeit zu erzählen, die er in einem Buch veröffentlicht hat, und die manchmal nachdenklich stimmen, häufig aber auch zum Schreien komisch sind. Zum Beispiel die Anekdote mit dem kaputten Fernseher. Dazu muss man wissen, dass Bobby Sitcoms und Serien über alles liebt. Umso schlimmer war es für ihn, als er mal wegen eines kleinen Eingriffs ins Krankenhaus musste und in ein Zimmer kam, in dem der Fernseher gerade defekt war. Es war Wochenende, ein Sofort-Kundendienst hätte eine Unsumme verschlungen. Also wurde Bobby vertröstet. Kurz darauf bekam Gerd Anrufe von Freunden aus aller Welt, die alle Bescheid wussten über Bobbys Krankenhausaufenthalt. Es stellte sich heraus, dass Bobby aus Langeweile alle Nummern gewählt hatte, die in seinem Adressbuch standen. Was ihn nicht davon abhielt, den Fernsehnotdienst doch noch zu bestellen. Außerdem Kuchen für alle auf der Station. Später nahm ihm Gerd heimlich das Adressbuch weg, doch die Krankenhausrechnung ist dadurch nicht weniger exorbitant ausgefallen. Denn Bobby rief einfach die Auskunft an und ließ sich alle Nummern noch mal geben.
    Nein, an Durchsetzungsvermögen mangelt es Bobby gewiss nicht. „Er ist der Bestimmer, der sich nichts vormachen lässt und keine Autorität anerkennt“, erzählt sein Bruder. Darum duzt er auch jeden Filmstar, der ihm begegnet, weil Bobby ja schließlich alle schon aus dem Fernsehen kennt. Eine große Diva aus dem Showgeschäft wollte sich auf einer Feier gönnerhaft zeigen und fragte: „Na, Bobby, willst du ein Autogramm von mir?“ Doch Bobby ließ sich davon nicht beeindrucken und sagte ungerührt: „Nö, ich bin selber ein Star.“
    Gerd und Udo bemühen sich darum, Bobby bei all dem Rummel auf dem Teppich zu halten. Das ist freilich nicht ganz einfach, wenn man hin und wieder mit Größen wie Whitney Houston gemeinsam auf dem roten Teppich auftreten darf. Die kam damals bei der Bambi-Preisverleihung immer wieder auf Bobby zu, der eine Schildmütze mit seinem Namen trug, und sagte: „Hi, Bobby!“ Allerdings hört sich der Name, wenn er von Amerikanern ausgesprochen wird, für deutsche Ohren eher nach „Barbie“ an. Das hat ihn gewurmt, und deswegen sagte er zu seinem Bruder: „Diese Frau nervt! Die soll damit aufhören!“
    „Anfangs hatten wir die Befürchtung, Bobby könnte in ein schwarzes Loch fallen, wenn der Erfolg nachlässt“, sagt Udo. „Aber das ist nicht so. Ab und zu kriegt er noch kleinere Rollen in Serien, damit ist er total glücklich.“
    Inzwischen hat Bobby den Teller aufgegessen und verabschiedet sich rasch. Im Fernsehen läuft nämlich gleich eine neue Folge von Dallas. Und das will er natürlich auf keinen Fall verpassen.
    Politisch korrekt:
Warum man bei Thyssen-Krupp
schwule Schuhplattler bevorzugt
    Plattlprobe der Schwuhplattler in der Nähe vom Sendlinger Tor, mitten im schwulen Bermudadreieck Münchens. Ungefähr ein Dutzend Männer folgt den Anweisungen eines Trainers, der den Anfängern die Bewegungsabfolge immer wieder geduldig vorführt.
    „Und links! Hinten! Vorne! Stampfen!“, ruft er laut aus.
    Einstudiert wird ein Marschplattler, der im Unterschied zu anderen Plattlern im Zwei- statt im Dreivierteltakt getanzt wird. Die Gruppe stellt sich im Kreis auf.
    „Also, pack mas“, befiehlt der Chef. „Und vagessts ned, maschieren duad ma ollawei gegan Uhrzeigasinn!“
    Ein Akkordeonspieler stimmt die Sternpolka an. Dann geht es los. In der ersten Runde hakeln die Mannsbilder ihre Finger an den mit Ornamenten bestickten Hosenträgern ein und winkeln dabei ihre Ellenbogen kokett zur Seite, in der zweiten Runde wird geklatscht. Die strammen Schenkel kommen zwischen Wadl-Strümpfen und kurzen Lederhosen gut zur Geltung. Besonders schwul erscheint das allerdings nicht; das Platteln ist nun mal generell etwas
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