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Grappa Und Die Seelenfaenger

Titel: Grappa Und Die Seelenfaenger
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Dienstbesprechung.«
    »Dann hast du wenig Zeit. Ich hab nur eine Bitte. Ich brauche den Namen der jungen Frau, die vorgestern entführt worden ist – von ihrem eigenen Vater.«
    »Den Fall kenne ich nicht«, entgegnete der Hauptkommissar. »Aber ich informiere mich gerne.«
    »Das Ganze hat mit der Kirche der Erleuchteten zu tun, die zurzeit vor dem Verlagshaus auf Seelenfang ist.«
    »Verstehe. Diese Sekte ist uns nicht unbekannt. Sie bedrohen und bekämpfen ihre Gegner auf eine sehr unangenehme Art. Aktuell haben die sich diesen Fernsehstar vorgenommen.«
    »Pitt Brett?« Ich wunderte mich. »Das wisst ihr schon?«
    »Ich habe das Flugblatt auf meinem Schreibtisch liegen«, berichtete Kleist. »Der Sender, für den dieser Fuzzi auftritt, hat Polizeischutz verlangt. Aber dazu fehlt uns das Personal. Jetzt bemühen die Fernsehleute kommerzielle Personenschützer.«
    »Kannst du den Namen der Frau herausbekommen?«
    »Ich werde den Kollegen bitten, die Frau zu kontaktieren. Oder den Vater. Wenn sie einverstanden sind, mit dir zu sprechen, gebe ich deine Telefonnummer weiter. Wäre das in Ordnung für dich?«
     
    Erwartungsgemäß teilte der Pförtner mir mit, dass der Chefredakteur mich sprechen wolle. Auf dem Flur berichtete mir der Hauskurier das Gleiche. Und als ich das Großraumbüro betrat, skandierten Sarah, Stella und Susi: »Grappa, der Schnack will dich sprechen!«
    »Wer ist Schnack?«, fragte ich und setzte mich an den Rechner.
    Stille.
    Die Sekretärinnen schauten mich an, als käme ich von einem anderen Stern.
    »Ist ja gut, Mädels«, grinste ich. »Ich geh ja gleich. Aber erst brauche ich Kaffee.«
    »Ich hab grad welchen frisch gekocht«, meinte Susi. »Willst du?«
    Ich wollte. Susi stellte mir den Becher sogar hin. »Du bist aber cool«, meinte sie.
    Pöppelbaum näherte sich. »Schon wieder zurück?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich geh jetzt. Bis gleich.«
    Gemächlich steuerte ich Schnacks Büro an. Die Vorzimmertür stand offen. Der Sekretärinnenplatz war noch verwaist.
    »Das geht klar, mein Bärchen!«, hörte ich Schnacks Stimme. »Mach dir keine Sorgen. Das wird der Beginn eines wunderschönen Lebens. Besonders für dich, mein Herzilein. In vier Wochen bist du der Star.«
    Nanu? Solch zärtliche Töne aus Schnacks Mund? Ich lauschte weiter.
    »Gut, heute Abend im Cinderella. Aber nur kurz. Ich habe viel Arbeit. – Zwanzig Uhr passt. – Ja, ich dich auch.« Er legte auf.
    Leise ging ich einige Schritte zurück. Dann stiefelte ich erneut auf das Chefbüro zu. Jetzt waren meine Schritte gut zu hören.
    Beherzt betrat ich das Zimmer und rief: »Herr Schnack?«
    »Kommen Sie herein, Frau Kollegin.«
    Ich setzte mich. »Sie wollten mich sprechen?«
    »Es liegt eine Beschwerde gegen Sie vor.« Er machte ein bedrücktes Gesicht und eine Pause. Solche Pausen dienen dazu, das Gegenüber zu verunsichern.
    Aber nicht mit mir. Wut stieg in mir auf.
    Schnack seufzte. Dann sagte er … immer noch nichts.
    Wieder so ein Psycho-Trick.
    »Ich höre!«, sagte ich.
    »Es geht um die Kirche der Erleuchteten« , ließ er schließlich die Katze aus dem Sack. »Haben Sie Erkundigungen über diese Frau eingezogen, die von ihrem Vater entführt wurde? Gestern?«
    »Ja. Mich interessieren diese Leute«, antwortete ich. »Besonders jetzt.«
    »Jetzt? Wir hatten uns doch geeinigt, über diesen Vorfall nicht zu berichten, oder irre ich mich?«
    »Falsch, Herr Kollege.« Ich rang mir ein Lächeln ab. »Sie haben die Berichterstattung über die Entführung untersagt. Aber die Dinge haben sich weiterentwickelt.«
    »Inwiefern?« Schnack schien leicht irritiert.
    »Meine Aufmerksamkeit richtet sich jetzt aus einer ganz andern Richtung auf die Erleuchteten. Sie bedrohen Pitt Brett. Sie bezeichnen ihn als ›unterdrückerische Person‹ – so nennen die ihre Feinde. Die Polizei ermittelt bereits. Und da ich ja eine Reportage über die Castingshow schreiben soll, habe ich eben recherchiert. Ich entspreche damit also Ihrem Wunsch.«
    »Verstehe.« Schnack wusste nicht weiter. »Dann werde ich dem Sektenoberhaupt mitteilen, dass Sie Ihre Fragen im Rahmen einer umfassenden Recherche gestellt haben.«
    »Vielleicht klären Sie den Herrn bei der Gelegenheit auch mal über die grundgesetzlich garantierte Pressefreiheit auf«, schlug ich vor.
     
    Die Pressestelle des Senders war hocherfreut über meinen Plan, mehrere Folgen über die Show Wir suchen dich, Superstar! zu schreiben. Eine entsprechend lautende Mail befand sich im
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