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Grappa 08 - Grappa und die fantastischen Fuenf

Grappa 08 - Grappa und die fantastischen Fuenf

Titel: Grappa 08 - Grappa und die fantastischen Fuenf
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Geburtstag des ermordeten Firmengründers Ali Tabibi mit einem arabischen Festmahl. Alle Zeugen schworen bei Allah und Mohammed, seinem Propheten, dass sich Mamoud während der fraglichen Zeit nicht vom Fleck gerührt hatte.
    Leon und Lena Pirelli blieben verschwunden. Solo hatte wohl dafür gesorgt, dass niemand die beiden so schnell finden würde.
    Ich nahm zwei Tage Urlaub und verbrachte sie mit Nik. Er spielte mit dem Gedanken, seinen Polizeijob an den Nagel zu hängen, um Privatschnüffler zu werden.
    »Du machst mit, Grappa. Wir beide machen ein Detektivbüro auf«, schwärmte er. »Mein professionelles Polizeiwissen, mein durchtrainierter Körper – gepaart mit deiner weiblichen Intuition – wir wären unschlagbar. Außerdem kannst du besser Schreibmaschine schreiben als ich – für die Ergebnisberichte, die wir an unsere Klienten schicken. Bürokram ist mir nämlich ein Gräuel.«
    »Du willst mich also als deine Sekretärin engagieren?«, strahlte ich, während das Blut in meiner Schläfe klopfte.
    »Du wärst eher eine Art Assistentin«, stellte er klar. »Mit besonders herzlichem Kontakt zum Chef.«
    »Und mit Chef – da meinst du dich?«
    »Sicher«, kam es selbstzufrieden. »Wen sonst?«
    »Männerfantasien können etwas sehr Schönes sein und sollten aus therapeutischen Gründen auch ausgelebt werden«, meinte ich. »Aber wenn's schlimmer wird, sag Bescheid, die Nummer des Notarztes klebt am Spiegel über dem Telefon.«
    »Du willst also nicht?«
    »Du doch auch nicht. Nicht wirklich. Du bist bei der Polizei gut aufgehoben, da kannst du nämlich deinen Machtgelüsten frönen. Als Privatschnüffler hättest du nur eine läppische Lizenz vorzuweisen, aber keine staatlich sanktionierte Polizeimarke.«
    »Du tust gerade so, als sei ich ein Pittbull.« Nik war gekränkt. »Außerdem wärst du ja noch da.«
    »Als Mädchen für die Büroarbeit. Vergiss es, Süßer!«
    Leider konnten wir die Sache nicht ausdiskutieren, denn das Telefon machte sich bemerkbar.
    »Hier, Jansen«, sagte mein Chef. »Ich musste dich stören. Es kam gerade eine Pressemitteilung der Polizei. Solo ist obduziert worden. Und jetzt halt dich fest! Er war todkrank, hätte keine paar Wochen mehr gelebt. Krebs im Endstadium.«
    »Jetzt ist mir klar, warum er nicht abgehauen ist und sich erschossen hat.«
    »Er muss starke Schmerzen gehabt haben, hat seit Monaten Morphium gespritzt.«
    »Ich wusste, dass er sich Spritzen setzt. Ich dachte aber, er sei Diabetiker.«
    »Nein, es war Lungenkrebs. Die Ärzte konnten nicht mehr operieren. Sie haben es ihm gesagt.«
    »Schrecklich«, murmelte ich. »Nikotin ist eine schlimme, gefährliche Droge. Jetzt verstehe ich auch, warum er sein Ding so straight durchgezogen hat. Er hatte wirklich nichts mehr zu verlieren.«

Modernes Management
    Wochen später. Es war Hochsommer. Der Platz, auf dem einstmals die Bibliothek gestanden hatte, war freigeräumt worden. Den Cafébetreibern rund um den Platz wurde von der Stadt erlaubt, eine »vorübergehende Außengastronomie« einzurichten.
    Noch immer hatte sich kein Investor gefunden, der sich städtebaulich und sonst wie engagieren wollte. Wenigstens für den Winter gab es einen Plan, das Brachland zu nutzen. Oberbürgermeister Gregor Gottwald hatte nachgedacht. Dabei ereilte ihn eine Vision. Für vier Wochen sollte hier der größte Weihnachtsbaum der Welt entstehen – zusammengebastelt aus 1.200 Fichten, in deren Zweigen 10.000 Lämpchen glimmten. Bislang stand die größte Tanne der Welt am Rockefeller Center in New York – da wollte Bierstadt ran und schielte gleichzeitig nach einem Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde – wie alle Metropolen mit Minderwertigkeitskomplexen.
    Doch noch brannte die Sonne und vertrieb jeden Gedanken an Schnee und Bierstädter Weihnachtsmänner. Ich schlürfte einen Eiscafé, etwa an der Stelle, an der Solo und ich die Leiche Tabibis gefunden hatten. Es war alles schon wieder so weit weg.
    Mein Blick fiel auf das Teppichparadies. Die Front der Schaufenster hatte sich verändert, alles war weniger grell und überladen als früher, die signalroten Werbetafeln, die von Top-Preisen , Umtauschrecht und Reduzierungen sprachen, fehlten.
    Ich bezahlte meine Zeche und näherte mich dem Teppichladen. Vor dem Eingang lagen keine Billig-Perser in Fußmattenmaß mehr, keine großbäuchigen, orientalischen Vasen mit textilen Mandelblütenzweigen standen dort, kein grellrotes Super-Sonderangebot brannte Flecken in die Pupille und
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