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Grappa 08 - Grappa und die fantastischen Fuenf

Grappa 08 - Grappa und die fantastischen Fuenf

Titel: Grappa 08 - Grappa und die fantastischen Fuenf
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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noch?«
    »Für die Schnupperflüge wird nicht voll aufgetankt. Es müsste bald zur Neige gehen. Vielleicht noch fünfzehn oder zwanzig Minuten.«
    »Ich will Grappa wieder sprechen«, forderte Solo. »Oder willst du die Geschichte nicht bis zum Ende hören?«
    »Klar will ich das.«
    Brinkhoff hatte mir das Mikro wieder in die Hand gedrückt. »Beruhigen Sie ihn«, flüsterte er. »Halten Sie ihn hin. Machen Sie irgendwas, um ihn umzustimmen.«
    »Solo, was hat May mit der ganzen Sache zu tun? Und was ist mit Kossmann! Warum musste er sterben? Erzähl mir endlich die ganze Geschichte!«
    »Albert Pirelli war ein wohlhabender Mann, kurz bevor er starb. Das Erbe hätte für Lena und Leons Überleben gereicht. Kossmann und May haben die beiden Geschwister um ihr Geld gebracht.«
    »Und wie?«
    »Erzähl du es Ihnen, May!«
    »Ich bin unschuldig«, jammerte der Flughafenchef. »Pirelli hat in Warentermingeschäfte investiert. Es ging schief. Ich hatte nichts damit zu tun.«
    »Lüg nicht, sonst knall ich dich sofort ab!« Wir hörten ein klatschendes Geräusch, May schrie auf. Er hatte Todesangst.
    »Sehen Sie!« Der Tower-Mann deutete auf den Himmel über uns. Die Cessna verlor an Höhe, fing sich aber wieder.
    »Wem gehörte die Firma, durch die Pirelli ruiniert worden ist?«
    »Ich kann nichts dafür«, schrie May.
    »Sag es, oder ich jage dir eine Kugel durch den Kopf!«
    »Ich war nur der Gesellschafter, Kossmann war der Geschäftsführer und hatte das Sagen. Ich habe nichts damit zu tun. Glauben Sie mir doch!«
    »Wer hat Kossmann umgebracht?«, versuchte ich Solo abzulenken. »Du kannst es nicht gewesen sein. Du warst mit Jansen und mir in der Redaktion und hast die Geldübergabe abgehört. Wer hat es gemacht?«
    »Was glaubst du, Grappa?«
    »Es muss Leon gewesen sein«, stellte ich fest. »Obwohl – das Geigenspiel? Eine solch dicke Spur. Ziemlich skurril.«
    »Es war nicht Leon. Er hätte sich in die Hosen gemacht. Es war Mamoud Tabibi. Ich habe ihn davon überzeugt, dass Kossmann seinen Vater umgelegt hat. Ich lieferte ihm einen Mörder, er hatte seine Rache und brachte mir die vier Millionen Mark Erpressergeld. Nicht schlecht, oder?«
    »Und die Musik?«
    »Nur ein Gag mit dem Kassettenrekorder. Ich wollte dir einen Gefallen tun, Grappa. Du liebst doch solche Geschichten, oder? Geigenmusik beim Sterben – da geht dir doch das Herz auf!«
    »Zyniker! Warum hat Mamoud Tabibi dir geglaubt?«
    »Ich habe es bei Allah und dem Propheten Mohammed geschworen. Das genügte ihm. Das erpresste Geld hat er mir in der Moschee übergeben – beim Freitagsgebet. Deshalb konnte ich auch nicht auf dich warten, Grappa.«
    »Du bist auf Socken davongeschlichen«, erinnerte ich mich. »Das war ganz schön feige. Da hätte ich dir vielleicht noch helfen können.«
    »Das hättest du gemacht?«, wollte Solo wissen.
    Ich überlegte. »Nein«, sagte ich wahrheitsgemäß. »Ich hätte dich ausgefragt und dann ans Messer geliefert.«
    »Du bist wenigstens ehrlich. Jeder ist sich selbst der Nächste.«
    »Dann sind ja alle Fragen geklärt«, stellte ich fest. »Wo sind Leon und Lena?«
    »In Sicherheit. Mit dem Geld.«
    »Und du lässt dein Engelchen einfach so allein?«
    »Ich habe keine Wahl.«
    »Hilfe«, rief May plötzlich aus dem Hintergrund. »Die Treibstofflampe blinkt. Die Maschine trudelt bereits. Was soll ich tun?«
    Wir blickten zum Himmel. Noch hielt sich die Cessna in der Luft, flog aber niedriger. Der Flughafen lag nah an Wohngebieten, ein Absturz hätte katastrophale Folgen.
    »Der Treibstoff ist alle. Mayday, mayday!«, brüllte der Pilot. »Wir stürzen ab.«
    »Lass ihn landen«, schrie ich. »Bitte, Solo!«
    Tatsächlich kippte die Cessna mit der Nase nach vorn ab.
    »Auf Wiedersehen, Grappa«, hörte ich die Stimme des Fotografen. »Irgendwann sehen wir uns wieder – vermutlich in der Hölle. Und jetzt ist es Zeit, den Schnupperflug zu beenden.«
    »Überleg es dir noch mal, du verdammtes Arschloch!«
    »Im Fluchen macht dir keine so schnell Konkurrenz«, sagte Solo heiter. »Du bist ein guter Kumpel – trinkfest und ehrlich. Vielleicht manchmal ein bisschen hysterisch, störrisch und unbelehrbar. Aber immer volles Rohr – egal, was du machst. Gegen dich hat ein Nashorn ein dünnes Fell. Mach's gut, Maria, ich muss los.«
    Es war das erste Mal, dass er mich bei meinem Vornamen nannte. Dann fetzte ein Knall durch die Funkleitung. Die Maschine befand sich noch immer am Himmel, schien sich sogar wieder gefangen
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