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Grappa 07 - Killt Grappa

Grappa 07 - Killt Grappa

Titel: Grappa 07 - Killt Grappa
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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die Suppe aus. Es war eine klare Rinderbrühe mit chinesischen Gemüsestreifen.
    »Leider«, seufzte ich. »Ich war mit dem Fotografen am Mordhaus, und dein Kollege Baißer hat uns verjagt. Also haben wir danach aus lauter Frust was gegessen.«
    »Der alte Baißer«, meinte Nik und setzte sich. »Der Präsident hat ihn tatsächlich zum Leiter der ›SoKo Eiskalt‹ gemacht. Hatte keiner mehr mit gerechnet. Er säuft nämlich wie ein Loch. Jetzt muss er Erfolge bringen, sonst ist er ganz weg vom Fenster.«
    »Unangenehmer Typ.« Ich probierte die Suppe. Sie war zart, hatte einen feinen Fleischgeschmack, das Gemüse war noch bissfest.
    »Das sehe ich auch so«, stimmte Nik zu, »er ist ein brutaler Widerling. Er bedient jedes Klischee vom bösen, hinterhältigen Bullen.«
    »Wieso heißt die SoKo ›Eiskalt‹? Was hat das zu bedeuten?«
    »Das sage ich dir lieber nicht, solange wir essen«, antwortete Nik. »Gleich erzähle ich dir alles, was ich weiß. Ich hole jetzt die Pasta.«
    Sprach's und verschwand wieder in der Küche. Die Penne, die er anschleppte, hatten es in sich. Nik erklärte, dass er sie nur in heißem Olivenöl geschwenkt hatte, in der sich vorher einige Chilischoten getummelt hatten. Darüber ein Hauch grob geraspelter Pecorino sardo und einige geröstete Pinienkerne.
    »Zum Wohl!« Der Pinot grigio ließ das Glas von außen beschlagen. Ich malte mit dem kleinen Finger ein Herzchen drauf. »Ich danke dir für die Einladung, Süßer!«, sagte ich forsch, um nicht in eine romantische Stimmung abzudriften. Es handelte sich schließlich in erster Linie um ein Arbeitsessen.
    Das Hauptgericht war vegetarisch. Brokkoli mit Holländischer Soße, Möhren-Reibeplätzchen und knackiger Latuca mit einer Vinaigrette aus Balsamessig, Olivenöl und gepresstem Knoblauch.
    »Warum bist du ausgerechnet bei der Polizei gelandet?«, wollte ich wissen. »Als Koch hättest du längst ein paar Sterne eingeheimst.«
    »Ich koche zu gerne, um es jeden Tag tun zu müssen.«
    Ich verstand.
    Als Nachtisch servierte mein hübscher Koch Zitronencreme, die von ihm im Wasserbad zärtlich aufgeschlagen worden war.
    Den Espresso nahmen wir auf dem Sofa. »Was bedeutet also der Name ›Eiskalt‹?«, nahm ich den Faden wieder auf.
    »Eine ziemlich perverse Sache, die sich da in der Villa abgespielt hat«, erklärte Nik. »Zuerst wurde Grid mit einem Messer regelrecht abgeschlachtet, dann seiner Hoden beraubt. Der Mörder muss sich an dem vielen Blut geweidet haben. Als wir die Wohnung nach Spuren durchkämmten, haben wir auch in den Kühlschrank geguckt.« Nik stockte.
    »Ja und?«
    »Im Eisfach lagen Grids Hoden.«
    »Was?« Im meinem Magen rumorte es.
    »Ein Verrückter«, konstatierte Kodil. »Der Polizeipsychologe ist auch der Meinung. Er glaubt, dass Frau Grid die Täterin ist.«
    »Was? Sie war doch gar nicht zu Hause!«
    »Wissen wir's? Die Haushälterin ist früh gegangen.«
    Da hatte Nik recht. Doch die Vorstellung eines blutigen Ehedramas behagte mir nicht.
    »Ich glaub's nicht«, wandte ich ein. »Schau dir den Typen an: Grid war groß und kräftig! Sie dagegen eher zart. Wie zum Teufel soll sie das geschafft haben?«
    Nik zuckte mit den Schultern. »Wenn Frauen etwas wirklich wollen, bekommen sie ungeahnte Kräfte. Außerdem wurden in Grids Blut Psychopharmaka gefunden. Genug, um einen Ochsen niederzustrecken. Der Promillegehalt war auch nicht von schlechten Eltern. Er konnte sich gar nicht wehren, selbst wenn er es versucht hätte. Also konnte sie ihn in aller Ruhe mit dem Skalpell bearbeiten.«
    »Ein Skalpell also«, wiederholte ich. »Genau das passende Werkzeug, um einen Chirurgen ins Jenseits zu befördern.«
    »So was wird nicht bewusst gemacht«, meinte Nik. »Es lag vermutlich nur irgendwo herum. Wenn deine Theorie stimmen würde, müsstest du mit einem Kugelschreiber erstochen werden.«
    »Eigentlich nicht«, widersprach ich. »Im Zeitalter der elektronischen Textbearbeitung müsste mein Mörder zum PC greifen. Aber Spaß beseite: Wie kommt ihr auf die Witwe als Täterin?«
    »Die Ehe war schlecht. Das hat uns die Haushälterin erzählt. Er hat sie geschlagen und auch vergewaltigt. Was liegt näher als zu glauben, dass Eva Grid einen besonderen Hass auf das Tatwerkzeug ihres Gatten hatte? Frau Ambrosius jedenfalls ist davon überzeugt, dass er seine gerechte Strafe empfangen hat. Sie steht voll auf der Seite von Frau Grid.«
    Else A. war also Else Ambrosius. Jetzt würde es kein Problem mehr für mich sein, die
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