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Grappa 07 - Killt Grappa

Grappa 07 - Killt Grappa

Titel: Grappa 07 - Killt Grappa
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Wir mussten beide lachen. Turkey war ein eher schmächtiges Bürschchen mit hungrigem Blick und nervöser Körpersprache. Bevor er an Thanksgiving als Braten auf den Tisch kommen würde, müsste er noch ein bisschen auf die Weide.
    »Tut mir leid, dass ich eben so pampig war«, sagte ich.
    »Jeder weiß, dass du eine arrogante Ziege bist«, teilte er aus, »aber du bist wenigstens ein echter Profi. Wenn schon Frauen im Journalismus, dann sollten sie nicht so dämlich sein, wie die meisten.«
    »Danke für die Blumen. Woher beziehst du dein außergewöhnlich originelles Frauenbild?«
    »Meine Ex war auch in dem Job. Immer nur Sozialquatsch, Damenkränzchen, seichte Porträts und Ringelpiez mit Blaskapelle. Und mit dem Arsch wackeln bei Empfängen und Pressekonferenzen.« Es klang böse und verletzt.
    »Es muss auch solche Frauen geben. Außerdem kenne ich im Journalismus genauso viel dumme Kerle. Und die sitzen meistens im Politikteil und richten damit mehr Unheil in den Köpfen der Menschen an. Also einigen wir uns darauf, dass wir beide die Ausnahmen von der Regel sind. Okay?«
    Die Wonnen der Selbstbeweihräucherung hatten uns in heitere Stimmung versetzt. Unterwegs stoppten wir noch an einer Döner-Bude und schlugen uns den Magen voll.
    »Die fallen tot um, wenn wir in die Redaktion kommen«, prophezeite ich. »In dem Tsatsiki waren Unmengen Knofel. Aber es war köstlich.«
    Turkey kicherte. Ich hatte ihn.

Eine eiskalte Sonderkommission
    Mit gerunzelter Stirn las Peter Jansen meinen Artikel gegen. »Warum hältst du die Fakten zurück, die dir dein Spezi von der Polizei gegeben hat?«, fragte er.
    »Du meinst die Verstümmelung? Ich muss zuerst noch mehr darüber wissen. Ich sehe meinen ›Spezi‹ heute Abend. Diese Info haben wir doch sowieso exklusiv. Als Nächstes nehme ich mir die Haushälterin vor. Diese Else. Ihren kompletten Namen weiß ich morgen. Außerdem sollten wir uns auf die Suche nach der frischgebackenen Witwe machen. Die kann ja nicht ewig verschollen bleiben.«
    Ich hatte Jansen überzeugt. »Davon können wir noch Wochen zehren«, freute er sich, »clever von dir, ein Krösken mit einem Bullen anzufangen. So sitzt du an der Quelle.«
    »Und er ist Mitglied der neuen SoKo«, ergänzte ich. »Endlich kann ich das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden. Bisher haben mich meine Affären eher von der Arbeit abgehalten.«
    »Der arme Junge! Weiß er, dass du ihn ausnutzt?«
    »Jetzt komm mir nicht so. Der arme Junge, wie du ihn nennst, ist ein überaus ehrgeiziger, intelligenter junger Mann, der möglichst schnell Karriere machen will. Wenn sich einer nicht ausnutzen lässt, dann ist es Nik.«
    Der Artikel wurde abgespeichert und fertig. Ich telefonierte kurz mit Nik und kündigte mein Erscheinen an. Zehn Minuten später klingelte ich an seiner Wohnungstür.
    Er hatte die korrekte Kleidung gegen Jeans ausgetauscht. Über seinen nackten Oberkörper hatte er eine geblümte Hausfrauenschürze gestreift. Ich strich mit der Hand über seine muskulösen Schultern.
    »Du bist ein verdammtes Lustobjekt«, murmelte ich.
    »Keine Anmache bitte!«, grinste er. »Ich muss die Sauce hollandaise für den Brokkoli noch mal aufschlagen. Fast wäre sie geronnen. Setz dich solange.«
    Er stürmte in die Küche. Ich schaute mich um. Ich war noch nicht oft in seiner Wohnung gewesen. Sie war spartanisch eingerichtet, nur wenige Möbel standen hier, doch die waren erlesen. Edelstahl, Glas und weißer Marmor. Die Behausung hatte nichts von der gezwungenen Niedlichkeit an sich, mit der Junggesellen die Wärme einer hegenden und pflegenden Gattin ersetzen wollen.
    Ganz anders die Küche. Sie war barock ausgestattet, mit allen Schikanen und Gerätschaften, die die Küchenbranche erfunden hatte, um den Leuten das Geld aus der Tasche zu ziehen. Kodil war ein göttlicher Koch. Schon immer hatte ich es sexy gefunden, wenn Männer mit Töpfen und Kochlöffeln hantierten. Kodil zelebrierte die Herstellung von Mahlzeiten wie einen virtuosen Sexualakt: Konzentriert und zugleich losgelassen, erfolgsorientiert und doch spielerisch, heftig und trotzdem sensibel. Der Mann hatte nur einen wesentlichen Nachteil: Er war gute zehn Jahre jünger als ich.
    »Es ist serviert, Madame!«, rief Nik aus der Küche. Er hatte seinen Body mit einem roten T-Shirt bedeckt.
    Die Mittagsmahlzeit aus der Döner-Bude lag mir noch etwas im Magen, als ich mich an den Tisch setzte.
    »Knoblauch!«, schnüffelte Kodil. Er war neben mich getreten und teilte
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