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Grappa 07 - Killt Grappa

Grappa 07 - Killt Grappa

Titel: Grappa 07 - Killt Grappa
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Besitzansprüche und hatte mein Frühstück vorbereitet. Die Cornflakes warteten auf Milchzufuhr, die Kaffeemaschine auf den Knopfdruck und die Toasts auf die Bedienung des Hebels. Sogar an frisch gepressten Orangensaft hatte er gedacht.
    Guten Morgen! Melde mich zwischendurch. Nik. Seine Handschrift war kräftig und ein bisschen ungelenk. Ich duschte, griff nach meinem Schminktäschchen, das immer mit einer Notration für überraschende Übernachtungen in fremden Betten versehen war, und machte mich zurecht. Jeden Morgen dauerte es länger, bis ich mich unter Menschen trauen konnte, und die Hilfsmittel wurden immer teurer. Ich fönte mein rotes Haar trocken und legte ein leichtes Make-up auf. Etwas Lidschatten, Mascara und braunen Lippenstift. Noch ein bisschen Puder auf die Nase – das musste reichen.
    Im Radio begannen gerade die Lokalnachrichten, als ich das Bad verließ. Der Mord an Dr. Grid veranlasste sogar seriöse Journalisten zu den gewagtesten Spekulationen. Da war von Verbindungen zur internationalen Verbrecherszene, von Betrug im Galoppsport und Geldwäsche die Rede. Niemand hatte bisher spitz gekriegt, dass das Blutbad im Grid'schen Schlafgemach eher psychopathisch-rituelle Züge trug.
    Vergnügt rieb ich mir die Hände und sang die Lieder mit, die das Radio ins Zimmer schickte. »Sie ist weg ...« rappten die Fantastischen Vier. Wie recht sie hatten! Ich musste die Grid-Witwe finden, und zwar zügig.
    Als ich in der Redaktion auftauchte, hatte die Konferenz gerade begonnen. Jeder präsentierte seine Ideen, die er in der morgigen Ausgabe der Zeitung verwirklichen wollte.
    »Ein Interview mit der Haushälterin der Grids«, antwortete ich auf die Frage nach meinem Beitrag. »Hinter der Sache steckt mehr als ein schnöder Messermord. Liebe, Hass, Wollust, Gewalt und Blut – das ist der Stoff, aus dem die Storys sind, auf die ein Millionenpublikum abfährt.« Ich erzählte die Facts im Zeitraffer. Eine Mischung aus Grauen und Faszination erfüllte den Raum.
    Die Kulturredakteurin Frau Bollhagen-Mergelteich zog angeekelt die Oberlippe hoch, sagte aber nichts. Einwände hätten ohnehin nichts gebracht, denn das Bierstädter Tageblatt konnte sich der Boulevardisierung des alltäglichen Lebens nicht entziehen.
    »Als Fotoreporter brauche ich Turkey. Und zwar den ganzen Tag«, ergänzte ich meinen Wortbeitrag.
    »Und wer macht die Bilder von der Generalprobe im Ballett?«, fragte die Kulturtante.
    »So ein paar Hupfdohlen kann wohl jeder ablichten«, sagte Peter Jansen grob, »der Bildvolontär brennt außerdem darauf, ein paar nette Mädels kennenzulernen. Gestern hatte er eine Jubilarehrung bei der IG Metall. Alle zwischen 80 und scheintot.«
    Nachdem die täglichen Prioritäten gesetzt waren, trollte sich jeder seiner Wege.

Frauenfreundschaft
    Meine Taktik war klar: Ich würde der Haushälterin erzählen, dass ich ihrem Schützling Eva helfen wollte, sich vom Verdacht zu befreien, ihren Ehemann in die ewigen Jagdgründe verfrachtet zu haben.
    Zu meiner Überraschung stimmte Else Ambrosius einem Interview sofort zu. »Kommen Sie zur Villa«, schlug sie vor. »Ich bin gerade dabei, alles wieder herzurichten. Für den Fall, dass Eva zurückkommt.«
    Ich wunderte mich, dass sie ihre »Herrin« beim Vornamen nannte. In solchen Kreisen verkehrt man eigentlich nicht vertrauensvoll mit seinem Hauspersonal.
    »Die lässt uns sogar in die Mordhütte rein«, informierte ich Turkey, als ich meinen Japaner vorsichtig vom Parkplatz des Verlagshauses lenkte. »Ich werde sie überreden, uns einen Blick ins Schlafgemach werfen zu lassen. Dann kommt dein Auftritt.«
    »Kriegen wir da keinen Stress mit den Bullen?«
    »Nicht mehr, als wir ohnehin schon haben«, meinte ich und gab Gas, »dieser Baißer hat heute früh schon bei Jansen auf der Matte gestanden. Telefonisch. Hat einen Riesentanz abgezogen, weil du ihm gestern nicht den richtigen Film gegeben hast.«
    Turkey grinste. »Und was hat der Boss gesagt?«
    »Dass du cleverer bist als du aussiehst.«
    »Danke.« Es klang gekränkt.
    »Du kennst doch den schnodderigen Umgangston in unserem Job. Harte Schale ...«
    »... weicher Keks. Ich weiß.«
    Wir waren da. Grids Villa sah aus wie gestern, nur die emsigen Spurensucher auf dem Rasen fehlten. Auch Baißer bog diesmal nicht um die Ecke. Ich klingelte, eine Stimme fragte »Ja, bitte?«, und drin waren wir.
    Else Ambrosius' Auftritt war die erste Überraschung des Tages. In der Tür stand eine elegante Mittvierzigerin mit
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