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Grappa 07 - Killt Grappa

Grappa 07 - Killt Grappa

Titel: Grappa 07 - Killt Grappa
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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kleiner Flamme
    Bevor ich mich um den Bauernhof kümmern konnte, hatte ich erst den Aufmacher des nächsten Tages abzuliefern. Dazu musste ich mich konzentrieren. Ich bat die Sekretärin, keine Anrufe durchzustellen, legte den Telefonhörer neben den Apparat, kochte mir eine Kanne Kaffee und hockte mich vor den PC. Ein paar Minuten lang starrte ich auf die dunkle Fläche des Bildschirms und wartete auf eine Eingebung. Sekunden später war es so weit. Ich warf das Gerät an.
    Im Mordfall Dr. Oktavio Grid bahnt sich eine sensationelle Wendung an: Das Opfer wurde nicht nur bestialisch erstochen, sondern auch noch entmannt. Die Behörden haben ihre Ermittlungen ausgedehnt. Die Sonderkommission der Polizei schließt die Tat eines geistesgestörten Triebtäters nicht mehr aus. Auch ein Racheakt wäre denkbar – denn der angesehene Schönheitschirurg hatte nicht nur Freunde unter den Menschen, die er operiert hat. Zunächst jedoch steht die Ehefrau des Opfers, Eva Grid, im Mittelpunkt des polizeilichen Interesses. Das 43-jährige Ex-Model ist seit dem Mord spurlos verschwunden. Beim Bierstädter Tageblatt gingen inzwischen Hinweise auf den Aufenthaltsort der Frau ein.
    Die Sache mit dem Gefrierfach im Kühlschrank und seinen unappetitlichen Inhalt schenkte ich mir. Schließlich stand unter dem Namen unserer Zeitung etwas von einer überparteilichen und unabhängigen »Familienzeitung«.
    Wertvolle Hinweise auf den möglichen Hintergrund der Tat gab die Haushälterin und Freundin der Ehefrau. Else A. war Zeugin zahlreicher Gewalttaten, mit denen der Tote seine Ehefrau über Jahre gequält hat. »Endlich hatte sich Eva zur Scheidung entschlossen«, so Else A. gegenüber dem Bierstädter Tageblatt. »Sie konnte die Quälereien nicht mehr ertragen.«
    Die Haushälterin berichtete außerdem, dass Dr. Grid häufig Liebesaffären mit anderen Frauen – auch Patientinnen – gehabt hat. Else A. ist fest davon überzeugt, dass Eva Grid ihren Mann nicht auf dem Gewissen hat. »Sie hat lange vor dem Mord das Haus nach einem Streit verlassen« sagte sie gegenüber unserer Zeitung.
    Für die Polizei jedenfalls ist die Flucht der Witwe und die zerrüttete Ehe ein Indiz dafür, dass Eva Grid etwas zu verbergen hat.
    Kriminalhauptkommissar Ortwin Baißer, der die Sonderkommission der Polizei leitet, scheint in den Mittelpunkt seiner Arbeit zunächst die Behinderung einer freien Berichterstattung gestellt zu haben. Er verbot einem Team unseres Blattes Recherchen vor Ort und beschlagnahmte einen bereits belichteten Film.
    Die Öffentlichkeit wird die Arbeit der SoKo mit Interesse beobachten und prüfen, ob ihr Leiter seiner schwierigen Aufgabe gewachsen ist.
    Danach brüteten Turkey und ich über den Fotos.
    »Hier, guck dir das an!« Er reichte mir einen Schnappschuss von Else Ambrosius in Evas Zimmer. Das Outfit der Hausdame wirkte hart und grell in der hellen Atmosphäre des Zimmers. Ein gutes Foto, das viel von der Kraft und dem Hass dieser Frau herüberbrachte.
    »Ein starkes Bild. Das nehmen wir! Sie sieht allerdings nicht aus wie eine trauernde Freundin«, konstatierte ich, »jeder würde ihr zutrauen, dass sie Grid mit dem Messer gekitzelt hat. Wer weiß, vielleicht war sie es ja. Ein solidarischer Akt unter Frauen.«
    Über die Bilder aus Eva Grids Mannequin-Zeit konnten wir uns ebenso schnell einigen. Nur darüber, ob wir das Foto des Bauernhofes bringen sollten, gingen unsere Meinungen auseinander.
    »Wir fordern die Leser auf, uns Hinweise zu geben«, meinte Turkey, »und du kannst dir die mühsame Recherche sparen.«
    »Kommt nicht in Frage. Die Konkurrenz schläft nicht. Ich brauche etwas in der Hinterhand. Ich will allein rauskriegen, ob der Bauernhof mit der Sache was zu tun hat.«
    »Du bist der Boss«, maulte er. »Dann nimm mich wenigstens mit, wenn du dorthin fährst.«
    Ich versprach es. Ein Fotograf im Schlepptau ist besser als gar kein Beschützer. In meinem Kopf tauchte Niks Bild auf. Ich hatte nicht vor, ihm von dem Bauernhof zu erzählen, wollte die Verdächtige selbst aufstöbern, um die Lorbeeren zu kassieren und ein Exklusivinterview zu bekommen.
    Es klopfte, und die Sekretärin kam herein. »Ich störe nur ungern, Frau Grappa«, sagte sie, »aber da war ein Herr, der Sie dringend sprechen will. Könnten Sie Ihren Hörer auflegen? Ich habe ihm Ihre Durchwahl gegeben. Er meldet sich gleich wieder.«
    Ich nickte, legte auf und prompt schellte es.
    »Ich habe gerade an dich gedacht«, sagte ich, als sich Nik
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